Kunst im BestattungshausEin Raum nicht nur für die Trauer in Nümbrecht

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Im Bestattungshaus zeigt Wolfgang Vorländer 50 Bilder und Skulpturen.

Im Bestattungshaus zeigt Wolfgang Vorländer 50 Bilder und Skulpturen.

Stranzenbach – Auch während seiner Zeit als Pfarrer wurde Wolfgang Vorländer stets von der Kunst begleitet. Nach vierjähriger Schaffenspause zeigt der Nümbrechter am Wochenende seine Werke an einem außergewöhnlichen Ort, nämlich im Bestattungshaus.

Mit Zeichnungen von Treckern und Bauernhöfen begann vor rund 65 Jahren das Kunstschaffen von Wolfgang Vorländer (70). In der Volksschule in Grötzenberg fiel schließlich auch dem Lehrer das Talent des Jungen auf. Er bat ihn, zum Abschluss der vierten Klasse eine Ausstellung zu gestalten. „Ich wurde dafür sogar vom Unterricht freigestellt“, erinnert sich der Maler und Bildhauer, aufgewachsen ist er in Büschhof. Das gehört heute, wie Grötzenberg, zu Nümbrecht.

Wie besonders das war, war dem Grundschüler damals nicht bewusst. Nachdem er mit elf Jahren fünf, dem jungen Maler sehr kostbare, Tuben Ölfarbe geschenkt bekam, wurde die Ölmalerei zu seiner Leidenschaft. „Damit agiere heute immer noch gegen den Trend, zügig Bilder in Acryl fertigzustellen. Öl zwingt mich, den Schaffensprozess zu verlangsamen, es braucht Sorgfalt und Geduld“, schildert Vorländer.

Die Ausdrucksmöglichkeiten autodidaktisch erweitert

Im Laufe der Jahre machte der Oberberger Abitur, studierte Theologie, wurde Pfarrer und unterrichtete selbst Studenten. Die Kunst begleitete ihn, autodidaktisch erweiterte er seine Ausdrucksmöglichkeiten und sieht darin eine große Freiheit. „Ich hatte niemanden, der meine Ideen eingeschränkt hätte, sondern konnte ganz unbeeinflusst meinen Weg suchen.“

Allerdings war jahrzehntelang immer wenig Zeit für diesen Weg. Mit 40 Jahren beschloss der Theologe daher, seiner Kunst nun endlich mehr Raum zu schenken. Wolfgang Vorländer, nach Stationen unter anderem in Göttingen und Wuppertal, heute wieder in Büschhof ansässig, gestaltete Ausstellungen, organisierte Kunstfeste und machte seinen Geburtsort zu einem Raum der öffentlichen Kunst.

Seit drei Jahren schnitzt Vorländer auch Figuren

Vor drei Jahren etwa näherte sich Vorländer zudem, wieder mit aufgeregtem Herzklopfen, in seinem Atelier „Lebensart“ einem neuen Weg: Er begann Figuren zu schnitzen. Großskulpturen und Bildhauerei für den Außenbereich gab es schon, kleinere, ausdrucksstarke Gruppen entstanden.

Nach rund vier Jahren Pause wird es jetzt wieder eines dieser Kunstfeste geben. In Nümbrecht-Stranzenbach sind am kommenden Wochenende, 13. und 14. August, rund 50 Bilder und Skulpturen im und um das Bestattungshaus von Dieter und Ute Lang zu sehen. Aufgeteilt sind sie in die Themenbereiche: „Images of Silence“, „Colour Poetry“ und „Das Gesicht des Menschen“. Gerne zeigt Wolfgang Vorländer Beispiele für die „Images of Silence“, denn der Maler ist überzeugt, dass in wilden, schwierigen Zeiten Verschnaufpausen und Stille lebenswichtig sind.

„Mit meiner Kunst soll es den Menschen gutgehen“, sagt der Nümbrechter. Er respektiere provokante Werke, doch „mir entspricht das nicht“. Im Bestattungshaus gibt es schon länger Vorländers Kunst, denn Dieter und Ute Lang sind überzeugt: „Weil der Tod zum Leben gehört, wollen wir in unserem Haus einen ,Lebens-Raum’ anbieten, in dem neben Trauer und Abschied auch Raum ist für Schönheit, Kunst, Genuss und Natur.“

Das Kunstfest im Bestattungshaus Lang, Stranzenbach 22 in Nümbrecht, beginnt am Samstag, 13. August, um 15 Uhr. Am Sonntag findet es von 11 bis 18 Uhr statt.

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