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„Man muss die Kunst auch pflegen“Nümbrechter Schlossmuseum bietet Finissage

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Kunstsammler (v.l.): Fotograf Joachim Gies, Grafikerin Nicole Elsenbach, Kulturhistorikerin Silke Engel und Kulturamtsleiter Steffen Müller.

Nümbrecht – Die Eröffnungsfeier ist im vergangenen November coronabedingt ausgefallen, darum gab es nun zum Ende eine Finissage. Wer die Ausstellung des Schlossmuseums mit dem Titel „Kunst für alle!“ trotz Verlängerung verpasst hat, darf sich damit trösten, dass sie ohnehin nur ein Nebenprodukt des gleichnamigen Bildbandes über die Kunst im öffentlichen Raum des Oberbergischen Kreises ist, der weiterhin im Buchhandel erhältlich ist. Zudem kündigte Steffen Müller, Leiter des Kulturamts beim Oberbergischen Kreis ein drittes Projekt an.

Digitale Kunstspaziergänge

Zusammen mit seinem Team möchte er digitale „Kunstspaziergänge“ entwickeln, die den Weg zu den Objekten weisen, die im Bildband versammelt sind. Mithilfe einer App soll der Kunstspaziergänger Informationen über Werk und Urheber bekommen. Auch dieses Angebot dient dem Zweck, die oft etwas vernachlässigten Kunstwerke wieder zur Geltung zu bringen.

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Die Skulptur Freunde von Marianne Rötzel in Wiehl hat Gies hier in Szene gesetzt.

Müller berichtete, dass Fotograf Joachim Gies auf seinen Fahrten durch den Kreis die Objekte oft erst mit Heckenschere und Putzlappen fotogen machen musste, bevor er sie aufnehmen konnte. Selbstkritisch gab Müller zu, dass es aber auch für ihn selbst das Auge des Fotografen bedurfte, um die Lichtstele von Klaus Bönninghausen vor dem Kreishaus angemessen wert zu schätzen. „Man muss die Kunst auch pflegen“, lautet nun daher Steffen Müllers Appell an die Verantwortlichen in Oberbergs Rathäusern.

Auf der Suche nach dem perfekten Tageslicht

Joachim Gies, der für diese Zeitung als Fotoreporter unterwegs ist, war unter mehreren Bewerbern für das Kunstprojekt ausgewählt worden. Und dafür scheute er keinen Aufwand. Um das perfekte Tageslicht zu bekommen, besuchte er viele Kunstwerke mehrmals.

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Bürger im Gespräch: So heißt es diese Installation vor der Halle 32 in Gummersbach.

Um Raymund Kaisers „Uelfe_Display“ in Radevormwald im Morgennebel zu fotografieren, hat er sogar im Auto übernachtet. Für Auswahl und Texte war die Kulturhistorikerin Silke Engel zuständig, die zum Team von Schloss Homburg gehört. „Es war ein passendes Projekt für das Corona-Jahr“, sagte Engel bei der Finissage.

Viele Kunstwerke neu entdeckt

So habe sie die Muße gewonnen, mit dem Fotografen zweimal quer durch den Kreis zu fahren, aber auch Künstler zu besuchen, die in den Bildband aufgenommen wurden.

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Fritz Hamel zeigt dieses Denkmal in Wipperfürth.

Viele Arbeiten habe sie selbst neu entdeckt, etwa Mary Bauermeisters „Hirschgeweihter Baum“ in Reichshof-Oberagger. Bei der Auswahl sei es ihr nicht darum gegangen, eine Bestenliste aufzustellen, sondern die Kunst breit zu dokumentieren, sagt Engel.

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Dennoch hat sie ein Lieblingswerk, nämlich Rolf Zavelbergs Lichtinstallation an der Wupperbrücke in Wipperfürth von 2012. Engel wünscht sich, dass die Gemeinden wieder mehr in zeitgenössische Werke investieren. „Auf vielen Kreisverkehren ist ja noch Platz.“