Eine geschliffene Nockenwelle könnte den Nümbrechter Rennstall Steinhausen die Verteidigung des Weltmeistertitels kosten.
Seitenwagen-WMBetrugsvorwurf: Nümbrechter Rennstall muss um den WM-Titel zittern

Ob Harry Payne (l.) und Kevin Rousseau die WM-Medaillen behalten dürfen, entscheidet der Motorradweltverband FIM kommende Woche.
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Mächtig Wirbel zieht das jüngste Saisonfinale der Seitenwagen-Weltmeisterschaft auf dem Rennkurs in Oschersleben nach sich – mittendrin der Nümbrechter Rennstall von Maik Steinhausen. Dessen britischer Pilot Harry Payne hatte mit seinem französischen Beifahrer Kevin Rousseau den WM-Titel für Steinhausen erfolgreich verteidigt.
Vierter Platz im Sprint reichte den Nümbrechtern aus
Ein vierter Platz im Sprintrennen reichte dem Duo, um sich vorzeitig die WM-Krone zu sichern – vor den Christie-Brüdern aus Großbritannien, vor allem aber vor dem Erzrivalen Markus Schlosser und seinem Beifahrer Lucas Krieg aus der Schweiz. Insgesamt 278 WM-Punkte bedeuteten nach dem Erfolg von Steinhausen im Oscherslebener Hauptrennen 35 Zähler Vorsprung auf die Christies und 49 Zähler auf Schlosser.
„Im Sprintrennen sind wir auf regennasser Strecke auf Sicherheit gefahren. Im Hauptrennen waren wir dann ja schon Weltmeister und es wurde trocken, da haben wir noch einmal alles gezeigt. Unter dem Strich ist unser Plan für das Rennwochenende voll aufgegangen“, berichtet Maik Steinhausen.
Nockenwelle könnte WM-Titel der Oberberger gefährden
Überhaupt nicht nach Plan verlief dann allerdings das Geschehen nach der Zieleinfahrt der Gespanne: Die Motorräder der drei Erstplatzierten des Hauptrennens wurden kontrolliert, die Teams mussten ihre Motoren öffnen. „Das ist in Oschersleben Routine und zwar schon seit vielen Jahren“, erklärt Steinhausen.
Aus dem Antrieb der Yamaha bauten die Kontrolleure eine blitzblanke Nockenwelle aus, so beschreibt es Steinhausen. „Mir selbst fiel sofort auf, dass sie anders aussieht als gewohnt.“ Problematisch sei das deshalb, weil das Reglement „jegliche mechanische Bearbeitung“ verbiete. Der Rennstallchef vermutet, dass die Welle bei der Aufbereitung des Motors durch einen Franzosen geschliffen wurde.
Die Bearbeitung ist nun mal klar untersagt. Dafür muss ich die Verantwortung übernehmen.
„Form und Gewicht der Welle sind in Ordnung, es geht lediglich um die Optik. Aber die Bearbeitung ist nun mal klar untersagt. Dafür muss ich die Verantwortung übernehmen“, stellte Steinhausen am Dienstag klar. Aus Steinhausens Sicht besonders ärgerlich: Auch Erzkonkurrent Michael Schlosser fiel die glänzende Nockenwelle sofort auf. Der Schweizer hatte in der gerade abgelaufenen und auch in den vorherigen Rennsaisons den Oberbergern mehrfach Betrug vorgeworfen. Kontrollen blieben aber immer unauffällig.
Grüner Tisch soll über WM-Titel für die Nümbrechter entscheiden
Mit Blick auf die Welle forderte Schlosser noch während der Siegerehrung die Disqualifikation von Harry Payne und Kevin Rousseau. Steinhausen hält dagegen, dass man den WM-Titel mit fahrerischem Können, Kurvengeschwindigkeit und dem besten Fahrwerk verteidigt habe. „Auf der Geraden hatten wir eben nicht den stärksten Motor. Uns hier Betrug zu unterstellen, ist absurd.“
Inzwischen hat der Motorradweltverband FIM das umstrittene Bauteil zur Untersuchung in ein Labor gebracht, dort soll auch ein Bericht angefertigt werden. Auf dessen Grundlage wiederum soll Ende kommender Woche am Grünen Tisch entschieden werden. Durch eine nachträgliche Disqualifikation für Oschersleben wäre der WM-Titel 2025 futsch, Steinhausen wäre nach insgesamt 14 Rennen nur noch Dritter der Gesamtwertung.