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AusstellungKunstverein Nümbrecht zeigt Claudia Betzin

Lesezeit 3 Minuten
Die Künstlerin vor einer Reihe von blauen Bildern.

Jeder Holzschnitt der Serie „alloverblue“ basiert auf einer Landkarte. Die Ausstellung von Claudia Betzin wird am Sonntag eröffnet.

Die Bergisch Gladbacher Künstlerin nutzt das „Haus der Kunst“ für raumgreifende Installationen. Zur Eröffnung am Sonntag gibt es ein besonderes Programm.

Doppelbödig ist untertrieben. Die Kunst von Claudia Betzin entfaltet immer noch eine weitere Dimension, je tiefer man in sie eindringt. Zum Beispiel bei der Serie „alloverblue“. „Überall blau“ in verschiedenen Tönen und Schattierungen sind die Drucke nur auf den ersten Blick. Im Holzschnittverfahren hat die Künstlerin den Blättern Strukturen gegeben, mit denen sie Risse im Asphalt abbildet. In diesen Spalten lassen sich darunter liegende Landkarten entdecken, deren Topographien und exotischen Ortschaften die Bilder grafisch und inhaltlich unterströmen.

Am morgigen Sonntag, 15 Uhr, wird im „Haus der Kunst“ eine Ausstellung des Nümbrechter Kunstvereins eröffnet, in der noch bis 1. Juni (donnerstags 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 15 bis 18 Uhr), die Arbeiten der Bergisch Gladbacher Künstlerin zu sehen sind. Der Titel lautet „Ansichtssache“. Im Rahmen der Vernissage wird die Kölner Tänzerin Britta Lieberknecht eine Performance aufführen, Marei Seuthe singt und musiziert auf Cello und Singender Säge.

Nirgendwo größer als in Nümbrecht

Der Auftritt passt zu einer Schau, die Claudia Betzin als „Choreographie“ beschreibt: „Für mich ist jede Ausstellung ein Projekt, aus dem etwas Neues entsteht.“ Die Musik liegt der Saxofonistin und Akkordeonspielerin ohnehin nahe. Betzin hat auch mal eine Klavierpartitur von Wagners „Rheingold“ bedruckt.

Eine Ausstellung ist immer auch eine Choreographie, ein Projekt, in dem Neues entsteht.
Claudia Betzin, Künstlerin aus Bergisch Gladbach

Für die blaue Serie ist inzwischen schon der sechste Atlas draufgegangen, die Künstlerin spricht von ihren „Weltumrundungen“. Für das „Haus der Kunst“ hat sie eigens weitere Handabzüge angefertigt, so dass Betzin mit mehr als 200 Blättern das bisher größte blaue Arrangement zeigt. Gegenüber hängen großformatige Malereien, die sie einst für die Bonner Trinitatiskirche angefertigt hat und mit denen sie zu ihren malerischen Wurzeln zurückkehrt, indem sie die blaue Serie großformatig nachbildet.

Aus dem Fundus des Amsterdamer Opernhauses

Den Übergang zum Wintergarten schaffen neue Arbeiten, auf denen sie die Asphaltrisse auf Schnittmusterbögen gedruckt hat. Diese stammen aus dem Fundus des Amsterdamer Opernhauses. „Ich selbst kann überhaupt nicht schneidern“, merkt Betzin an.

Aber auch bei dem, was sie auf dem lichtdurchfluteten Plateau im hinteren Bereich des Ausstellungshauses inszeniert, geht es um Textiles. Wohlgemerkt ohne dass eine einzige Faser zu sehen wäre. Bei der Rauminstallation „druba“ arbeitet Claudia Betzin   mit sogenannten „Stoffbrettern“, also   Pappen, auf denen Textilbahnen aufgewickelt werden. Jeweils zehn von diesen hängen wie Lamellen von der Decke, im Vierecke gruppiert, darauf Schnittmusterlinien, die sie mit dem Cuttermesser aus der Pappe wortwörtlich herausgeschnitten hat, „Schnittmuster“ also im Doppelsinn.

So entstehen Durchblicke auf die Wellpappe im Inneren. Um das begehbare Bühnenbild um eine weitere Dimension zu erweitern, hat Betzin ein Fenster mit farbigen Folien beklebt, durch die das Sonnenlicht strahlt.

Claudia Betzin hat von 1983 an in Essen Kunst und Pädagogik studiert. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie als Museumspädagogin für das Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach, das bekanntlich auf Kunst aus Papier spezialisiert ist, was gut zu Betzins Ansatz passt. „In allen meinen Werkgruppen geht es um unterschiedliche Ebenen“, sagt die Künstlerin. Außerdem typisch ist, wie bei ihr die Welt auf die Kunst wirkt und umgekehrt. Viele Asphaltrisse, die Claudia Betzin für ihre Holzschnitte verwendet, kann sie noch genau in ihrer Bergisch Gladbacher Umgebung lokalisieren. Und sie sucht ständig nach neuen: „Ich gucke jetzt ganz anders auf den Boden.“