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Thema im RatTempo 30 für alle Nümbrechter Ortschaften?

3 min
Ein Auto fährt an einem Verkehrsschild für eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometer vorbei.

Tempolimits haben nicht immer den gewünschten Effekt.

Seit Jahren befasst sich die Nümbrechter Politik mit Bürgeranträgen auf die Einrichtung von Tempo-30-Zonen. Jetzt soll ein für alle Male geklärt werden.

Das Thema beschäftigt Politik und Verwaltung in Nümbrecht seit Jahren: Immer wieder landen auf den Tagesordnungen der Ausschüsse Anträge aus den Orten, die Höchstgeschwindigkeit möge auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden. „Dieser Wunsch ist tief verwurzelt in der Bevölkerung“, sagt Fachbereichsleiter Jan Foerster.

Heute soll der Gemeinderat eine Entscheidung treffen, nachdem   der Bau- und Verkehrsausschusses ausführlich vorberaten hat. Auf der Agenda steht ein Vorstoß, der ein für alle Male Klarheit schaffen soll: Die Verwaltung, so der einstimmige politische Wille im Ausschuss (bei zwei Enthaltungen), soll für jede einzelne noch nicht berücksichtigte Nümbrechter Ortschaft die Einrichtung einer Tempo-30-Zone prüfen. Bei positivem Prüfergebnis soll beim Straßenverkehrsamt des Oberbergischen Kreises ein entsprechender Antrag eingereicht und die Zone eingerichtet werden. Zudem soll die Verwaltung eine Gesamtplanung mit Zeit- und Kostenhorizont erarbeiten.

Erfahrungen liegen jetzt vor

Die Idee schwelt in Nümbrecht schon seit einem Jahr. Man wollte allerdings erst einmal abwarten, wie sich der Verkehr in Orten, die schon Tempo-30-Zonen haben, verändert. Eine entsprechende, von der Verwaltung vorgelegte Liste mit Messergebnissen fördert Erstaunliches zu Tage: In jedem zweiten Ort floss der Verkehr nach dem Aufstellen der Tempo-30-Schilder noch schneller als vorher. Eine signifikante Reduzierung der Geschwindigkeit gab es so gut wie nirgends. Am ehesten wirkte sich die Begrenzung in Lindscheid aus: Als 50 Sachen erlaubt waren, lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 48 km/h. Seit Tempo 30 herrscht, liegt sie bei 36. Ähnlich in Mildsiefen (Ortsmitte), früher 47 km/h, jetzt 33.

Mit dem Tempolimit stieg die Durchschnittsgeschwindigkeit

Dafür scheint der Effekt am Ortseingang von Bierenbachtal durchaus   in die falsche Richtung zu wirken. Als 50 erlaubt war, fuhr der Durchschnitt 42 km/h. Seit nur noch 30 erlaubt ist, braust der Durchschnitt mit 51 Sachen in den Ort rein. Oder am Ortseingang von Langenbach: Als 50 erlaubt war, lag das Durchschnittstempo   bei 58. Seit das Limit die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf 30 begrenzt, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit  auf 62 Stundenkilometer gestiegen.

Wir haben guten Willen gezeigt, es sind Kosten entstanden, aber es bringt nichts.
Frank Schmitz (CDU)

Frank Schmitz (CDU) zog das Fazit, dass es in der Bevölkerung an Akzeptanz für das innerörtliche Tempo-30-Limit mangele. „Wir haben guten Willen gezeigt, es sind Kosten entstanden, aber es bringt nichts“, sagte er. Er regte, auch mit Blick auf die Situation rund um den Schulcampus, an, stattdessen über die Einrichtung von Spiel- und Fahrradstraßen nachzudenken.

Einer der Nümbrechter Orte mit Tempolimit ist Berkenroth. Dort sank die Durchschnittsgeschwindigkeit mit Aufstellen der Tempo-30-Schilder von 43 auf gerade mal 40 km/h. Aus dem Ort war deshalb die Bitte um zusätzliche Maßnahmen laut geworden. Dort sollen nun also Piktogramme auf die Straßendecke aufgebracht werden. Kostenpunkt: ca. 330 Euro. Ob das einen Effekt haben wird, steht freilich in den Sternen. Foerster: „Wenn es hilft, haben wir eine Erkenntnis. Wenn nicht, haben wir den Leuten immerhin einen Wunsch erfüllt.“ Ob es hilft, soll durch Geschwindigkeitsmessungen vor und nach Aufbringen der Piktogramme ermittelt werden.

Frank Schmitz vermutet, dass dann in Zukunft das Rufen nach Piktogrammen das nächste Dauerbrenner-Thema im Verkehrsausschuss sein wird. Sein Vorschlag: Die Bürger, die den Antrag stellen, sollen die Kosten selbst übernehmen. Wenn sich zehn Anwohner zusammen tun, wären das 30 Euro pro Haushalt. „Dann haben wir die Leute, denen   es wirklich was wert ist, und nicht die, die nur schnell einen Brief schreiben.“ Bürgermeister Hilko Redenius winkte allerdings ab: „Nur wer zahlen kann, kriegt ein Piktogramm? Das wäre nicht gut.“