Kriminalität in OberbergPandemieeffekt – Mehr Straftaten im Internet

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10 599 Fälle hat die Polizei im Jahr 2021 bearbeitet.

10 599 Fälle hat die Polizei im Jahr 2021 bearbeitet.

Gummersbach – Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2021 hat Landrat Jochen Hagt am Montag mit den Verantwortlichen der Polizei in Oberberg vorgestellt. Hier sind die wichtigsten Zahlen.

10 599 Fälle hat die Polizei im Jahr 2021 bearbeitet. Das sind so wenige wie noch nie seit dem Jahr 2000. Allein in den vergangenen zehn Jahren ist ein Rückgang von 24,44 Prozent zu verzeichnen. In der sogenannten Ausgangsstatistik werden nur die der Polizei bekannt gewordenen und durch sie bearbeiteten Straftaten abgebildet.

62,03 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote erreicht einen Höchstwert. Mit ihr liegt Oberberg im Land auf Rang vier. Vor zehn Jahren lag der Wert bei 54 Prozent, wenn auch gemessen an deutlich höheren Fallzahlen.

Einer der sichersten Landkreise in NRW

3901 ist die Zahl, die Landrat Hagt auch am Montag wieder den gerne gesagten Satz von „einem der sichersten Landkreise“ in NRW sagen ließ. Es ist die anhand der Fallzahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl ermittelte Häufigkeitszahl – so eine Art Inzidenz der Kriminalität also. Nur in den Landkreisen Lippe (3735) und Olpe (3799) liegt sie noch niedriger. Das Land NRW liegt bei 6703.

176 Wohnungseinbruchsdiebstähle gab es im Jahr 2021, das sind 33,6 Prozent weniger als im Vorjahr (265). 2015 waren es noch 717. „Im Vergleich ist es nur noch ein Bruchteil“, freute sich Hagt. Ähnlich wie beim Rückgang der Gewaltdelikte im öffentlichen Raum mahnte er allerdings, den Pandemie-Effekt eines „veränderten Freizeitverhalten“ nicht zu unterschätzen. Heißt: Wo Menschen mehr zu Hause sind, fallen Einbrüche schwerer und sind Schlägereien auf offener Straße – zum Beispiel in Kneipenvierteln – seltener.

Sexueller Missbrauch von Kindern

44 Prozent mehr Straftaten gegen die sexuelle Bestimmung registriert die Statistik – ein Anstieg von 232 Fällen im Jahr 2020 auf 334 im Jahr 2021. In 44,4 Prozent der Fälle geht es um sexuellen Missbrauch von Kindern, Jugendlichen, Schutzbefohlenen und Widerstandsunfähigen. Ein Grund für den Anstieg: die Zahl der Fälle, in denen wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie ermittelt wurde. Mit 114 sind es fast doppelt so viele wie 2021 (63) und fast dreimal so viele wie 2019 (41). Besonders erschreckend bei vielen Taten sei, dass es meistens nicht um Fremde gehe, sondern vor allem um Männer aus dem direkten Umfeld, die diese Taten begehen, so Hagt.

371 Verfahren wegen Urkundenfälschung sind 2021 registriert worden – mehr als doppelt so viele wie 2020 (181), deutlich mehr als dreimal so viele wie 2019 (101). Auch das ein Pandemie-Effekt, wie die Polizei betont: Dahinter verbergen sich vor allem Ermittlungen wegen gefälschter Impfzertifikate. Straftaten im Zusammenhang mit Gesundheitszeugnissen gab es bis vor zwei Jahren gar keine. 2020 kam ein Fall hinzu, 2021 waren es 101. 97 davon wurden aufgeklärt.

Internet als Tatmittel

655 Mal war 2021 das Internet das Tatmittel – ein Anstieg von fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (506). Auch hier sehen Hagt und die Experten der Polizei verändertes Verhalten in der Pandemie als Ursache: Viele Betrügereien hätten sich in diesen Bereich verlagert, weil die Menschen dort mehr Geschäfte gemacht hätten.

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372 111 Euro konnten Betrüger im Jahr 2021 bei Straftaten mit verschiedensten Maschen längst jenseits des Enkeltricks auf Kosten älterer Menschen erbeuten. Dass die Zahl der Fälle deutlich zurückgegangen sei (2021: 207, 2020:372, 2019: 474) und auch die Schadenssumme deutlich gesunken ist (2020: 923 000 Euro), erklärt sich die Polizei vor allem mit gelungener Prävention. Dass die Vorbeugung weitergehen muss, zeigt vor allem eine ganze Reihe von Fällen in den vergangenen Wochen. Die sind, weil sie 2022 passiert sind, noch nicht Teil der Statistik.

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