Tourismus in Corona-ZeitenSo rüsten sich Oberbergs Pensionen für das Jahr 2022

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Oberbergs Pensionen (1)

Dorothee Bastian 

Oberberg – Ein letztes Mal zupft Dorothee Bastian an der Bettdecke und lässt den Blick schweifen: Süßigkeiten liegen griffbereit in einer Schale, Tee und Kaffee sind aufgefüllt. Seit 2015 betreiben Bastian (62) und ihr Ehemann Sigmund Zabel (70) oberhalb des Waldbröler Stadtzentrums die Pension „Dorothea“: drei Zimmer, ein Studio.

Gerade wartet das Paar auf den einzigen Gast in der Woche, angekündigt hat sich eine Kölnerin. „Sie möchte mal raus aus der Stadt, einfach abschalten und weg vom Trubel“, sagt Bastian. Und das hört sie oft: Wer in diesen Tagen ein Zimmer bucht, hat nicht nur von Corona die Nase voll.

Pensionen wie diese gibt es viele in Oberberg. Doch wenn sie weniger als zehn Zimmer haben, tauchen sie in keiner offiziellen Statistik auf. Wie also geht’s den Betreibern der kleinen, manchmal winzigen Herbergen? Dorothee Bastian überlegt. „Eigentlich ganz gut“, antwortet die studierte Touristikerin, die früher sowohl als Reiseleiterin als auch in der Verwaltung großer Urlaubsunternehmen gearbeitet hat. Ganz gut, das bedeutet: Die Zahlen der Gäste steigen wieder. „2019, das Jahr vor der Pandemie, das war unser bestes“, berichtet die Waldbrölerin. „Bis dahin ist es zügig bergauf gegangen, dann kam 2020 natürlich der große Bruch.“ 906 Übernachtungen hat Bastian 2019 gezählt, 2016 waren es noch halb so viele.

In Reichshof führt Elke Fritsch den Konradshof. 

In Reichshof führt Elke Fritsch den Konradshof. 

„Gebucht haben uns vor allem Firmen, die ihre Mitarbeiter zu Schulungen nach Waldbröl geschickt und Quartiere für sie gesucht haben“, erzählt Bastian. „Diese Gäste sind dann auch nicht nur für ein Wochenende gekommen, sondern oft eine ganze Woche geblieben. Und von den Arbeitgebern wurden dann meist gleich alle unsere Zimmer reserviert.“ Diesem Geschäft aber hat die Pandemie ein plötzliches Ende gesetzt. Und Dorothee Bastian zweifelt, ob diese Gäste jemals wieder zurückkehren. „Dafür haben sich die Online-Veranstaltungen zu gut eingespielt“, vermutet sie.

Nähe zu Wanderstrecken als Plus

Im vergangenen Jahr sei die Zeit von Mai bis in den September hinein gut gelaufen. „Im Oktober hatten wir noch einzelne Buchungen, danach war nahezu Schluss.“ Weil ihre Pension jedoch in der Nähe des Panoramasteigs und anderer Wanderstrecken liegt, zählen Bastian und Zabel längst Wanderer zu ihren Gästen, auch Reisende auf Motorradtour legten gern eine Pause in Waldbröl ein. „Meist bleiben sie zwei Nächte bei uns, gelegentlich auch drei und vier.“ Frühstück serviert das Paar übrigens im eigenen Wohnzimmer.

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In der Reichshofer Ortschaft Konradshof macht Elke Fritsch gerade sauber. Nach einer privaten Tragödie 2020 und zuletzt einer Renovierung ihres Jahrhunderte alten Hauses, möchte die 61-Jährige jetzt in eine neue Saison starten. „Aber auf keinen Fall bei voller Auslastung“, betont sie. In vier Zimmern stehen auf dem Konradshof, der einst der Kirche gehört hat, neun Betten. 2019 habe sie 393 Übernachtungen gezählt, im vergangenen Jahr dann noch 153. „Viele Gäste waren Arbeiter und Handwerker, die auf Baustellen in der Umgebung zu tun hatten, Wanderer waren eher selten unterwegs.“ Gruppenausflüge fehlten dagegen völlig. „Zu meinen Stammgästen gehören etwa Hobbyfußballer aus Bayern, aber die wollen derzeit nicht anreisen“, bedauert die Gastgeberin.

Zu Besuch bei Angehörigen

Auf den richtigen Abstand achte sie genau: „Die gegenüberliegenden Zimmer vermiete ich jetzt nur an Familien.“ Und von denen seien zuletzt weniger mit jüngeren Kindern gekommen, die etwa den Affen- und Vogelpark als Ziel hätten, sondern eher Familien mit älteren. „Oft haben sie Angehörige in den Eckenhagener Kliniken besucht – sofern Besuche dort überhaupt erlaubt gewesen sind“, schildert Elke Fritsch. In diesen Zeiten, als Besuche möglich, allerdings zeitlich stark begrenzt waren, hätten sich Angehörige für zwei oder mehr Tage im Konradshof einquartiert. „Also für kürzere, aber häufigere Besuche in den Kliniken“, sagt Fritsch.

Das bestätigt Amina Koppenburg, Leiterin der Tourist-Information in Nümbrecht, auch für die Schlossgemeinde. Dort ist die Dr.-Becker-Rhein-Sieg-Klinik ansässig. Koppenburg kann Gästen derzeit Zimmer in zwei Pensionen anbieten. „Die Nachfrage nach solchen kleinen und eben privaten Unterkünften ist groß“, sagt sie. „Das gilt auch für Ferienwohnungen.“ Ebenso wie ihre Kollegin Katja Wonneberger von der Kur- und Tourist-Info der Gemeinde Reichshof (siehe Interview) blicke sie durchaus zuversichtlich auf 2022, insbesondere auf den Herbst.

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