Upcycling und Online-AngeboteOberbergs Sozialkaufhäuser erfinden sich im Lockdown neu

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Im Caritaskaufhaus in Gummersbach hauchen Mitarbeiter alten Möbeln neues Leben ein.

Im Caritaskaufhaus in Gummersbach hauchen Mitarbeiter alten Möbeln neues Leben ein.

Oberberg – Not macht erfinderisch, heißt es. Das gilt auch für das Caritas-Kaufhaus in Gummersbach. Durch den Lockdown muss dort die Tür geschlossen bleiben, wieder einmal. Dennoch gelingt es den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, Secondhand-Markenjeans, Spielsachen oder DVDs an den Mann oder an die Frau zu bringen, und zwar nicht nur in Oberberg, sondern in ganz Deutschland.

„Im Januar hatten wir die Idee, ausgewählte Objekte bei Ebay einzustellen“, erzählt Fachkoordinator Markus Augsburger. Warum sollte ihnen nicht gelingen, was im Onlinehandel für fette Umsätze sorgt? „Von einem Boom kann man nicht direkt sprechen“, schränkt er ein, „aber immerhin haben wir zur Zeit 460 Auktionen laufen.“ So haben nicht nur die hauptamtlichen Mitarbeiter, sondern auch die drei Langzeitarbeitslosen, die im Programm „Arbeitsgelegenheiten“ (AGH) gefördert werden, alle Hände voll zu tun mit der Einstellung und Aktualisierung der Angebote, dem Beantworten von Anfragen, mit dem Verpacken und Versenden. Die Preise sind die gleichen wie im Kaufhaus, „allerdings gibt es im Internet keine 25 Prozent Rabatt, wie wir sie im Kaufhaus für die Inhaber des Oberberg-Passes einräumen“, sagt Augsburger.

Verkauf auf Ebay und gegen Bestellung

Aber auch die Oberberger, die sich nicht auf Ebay tummeln, müssen nicht ganz auf die Ausgabe von Kleidung und anderen nützlichen Dingen gegen einen kleinen Geldbetrag verzichten. Über Mail oder Telefon können sie alles bestellen, was im Schaufenster ausgestellt ist. Damit sich der Blick lohnt, wird ständig umdekoriert. „Zum verabredeten Termin legen wir die bestellten Sachen auf einem Tisch vor der Tür bereit, und dort deponieren die Kunden das Geld dann in bar“, erklärt Augsburger. „Das kann eine Bluse in Größe 36 sein oder auch eine ganze Tüte mit Babysachen.“

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Der Geschäftsführer vom Kaufhaus für Alle der Diakonie in Waldbröl, Frank-Peter Twilling, findet Click-and-collect schwierig. „Niemand kann seine Hose anprobieren, was ist, wenn sie nicht passt?“, gibt er zu bedenken. „Wir sind ja ein Sozialkaufhaus und kein Modegeschäft.“ Mühsam, aber grundsätzlich möglich ist es, sich in der Caritas-Wohnwelt in Mühlenseßmar Möbel im Schaufenster auszusuchen und sie mit Termin abzuholen. „Eventuell können wir sie auch bringen und dann kontaktlos vor der Haustür abstellen“, sagt Koordinator Augsburger.

Upcycling für Möbel und Kleidung

Weil keine Kundschaft ins Geschäft darf, haben die Mitarbeiter und acht AGH-Kräfte mehr Zeit als sonst, und sie haben kreative Ideen entwickelt, sie zu nutzen, indem sie nicht nur gebrauchte Möbel restaurieren, sondern ihnen auch noch ein angesagtes Upcycling verpassen. So haben sie zum Beispiel aus zwei Stühlen und einem Brett fürs Urlaubsfeeling zu Hause eine kunterbunte „Mallorcabank“ gebaut, mit Ablage für Cocktails. Ein schlichter Bilderrahmen strahlt im edlen Gold mit integriertem Kerzenleuchter, und auf die Schubladen einer Kommode kann dank einer Spezialfolie im Schultafel-Look mit Kreide drauf geschrieben werden, was drin ist.

„Es tut auch gut, wenn jemand, der lange arbeitslos war, sagen kann: Das hab ich selbst gemacht!“, meint Augsburger. Auch im Caritaskaufhaus in Gummersbach wird Altes aufbereitet, so haben Jeans ein zweites Leben als Handtasche, aus bunten Blusen werden Schafe genäht.

Kontakte

Kaufhaus für Alle Waldbröl: Tel: (0 22 91) 90 12 35 Mail: kaufhaus-fuer-alle@ev-kirche-waldbroel.de

Caritas-Kaufhaus Gummersbach: Tel: (0 22 61) 60 09 14

Caritas-Wohnwelt: Tel: (0 22 61) 8 16 29 06 Mail: markus.augsburger@caritas-oberberg.de

Spenden nehmen alle Sozialkaufhäuser weiterhin kontaktlos entgegen. „Wir haben in Waldbröl viel Platz“, sagt Twilling. „Viele haben gerade jetzt Zeit, ihre Kleidung durchzusehen und sich von dem einen oder anderen Teil zu trennen.“

Er hofft, dass das Einkaufen vor Ort mit negativen Coronatest und einer Beschränkung der Kundenzahl bald wieder möglich ist. „Der Bedarf ist riesengroßgroß, viele Leute rufen an, die wirklich in Not sind. Aber zur Zeit können und dürfen wir nicht helfen.“

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