Energiemarkt OberbergSo sieht die Situation der Energieversorger im Kreis aus

Viele Kommunen werden von der Aggerenergie versorgt.
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Oberberg – Da die Preise für Strom und Erdgas zuletzt stark gestiegen sind, haben mehrere Billiganbieter die Lieferung eingestellt. So war die Stadt Bergisch Gladbach unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten. Denn obwohl die Stadt zu fast 50 Prozent an dem Energieversorger Belkaw beteiligt ist, hatte sie ihre Energie zuletzt zwangsweise von einem Billiganbieter bezogen. Als der Billiganbieter plötzlich die Lieferung einstellte, musste die Stadt Strom und Gas wieder von der Belkaw beziehen – aber zu sehr hohen Preisen.
In Oberberg sind vergleichbare Fälle bislang ausgeblieben. Das bestätigt unter anderem Peter Lenz, Pressesprecher der Aggerenergie, für die Kommunen, die anteilig an der Aggerenergie beteiligt sind. „Wir waren bislang nicht von Insolvenzen bei Versorgern betroffen“, sagt auch Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg. Marienheide ist einer der Gesellschafter der Aggerenergie, die gleichzeitig der Grundversorger ist. Wegen laufender Verträge musste nicht neu ausgeschrieben werden. Von der Ausschreibung losgelöst ist in Marienheide die Sanierung der Gesamtschule durch die Firma Goldbeck.
Neue Ausschreibung Ende dieses Jahres
Auch in Wiehl, Bergneustadt, Reichshof, Morsbach, Engelskirchen und Gummersbach ändert sich vorerst nichts. Hier gelten ebenfalls noch laufende Verträge mit der Aggerenergie. Um die regelmäßig notwendige Ausschreibung kümmern sich die oberbergischen Kommunen gemeinsam. Sie haben sich dafür in einer Ausschreibungsgruppe zusammengeschlossen. Die Ausschreibung erfolge öffentlich, teilt Andreas Wagner von der Stadtverwaltung Bergneustadt mit und erklärt: „Das wirtschaftlichste Angebot muss aber nicht immer das billigste sein. Versorgungsunternehmen müssen sowohl bestimmte Eignungs- als auch Wertungskriterien nachweisen.“
Ob eine Kommune Anteilseigner eines Versorgers ist, spielt dabei keine Rolle. „Es könnte also theoretisch so kommen, dass bei der nächsten Ausschreibung Ende dieses Jahres jemand anderes den Auftrag erhält. Das wäre eine komische Situation, denn wir sind der Hauptgesellschafter der Aggerenergie unter den oberbergischen Kommunen“, sagt Siegfried Frank, Sprecher der Stadt Gummersbach. Nicht von der Aggerenergie, sondern vom eigenen Gemeindewerk GWN bezieht die Gemeinde Nümbrecht ihre Energie. „Wir haben traditionelle Lieferverträge mit der GWN und führen regelmäßig Preisvergleiche durch. Bisher gab es für mich keinen Anlass auszuschreiben“, teilt Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius mit.
Energieversorger klagen in Waldbröl
In Waldbröl muss derweil eine Klage der beiden Versorger GWN und Eon vor Gericht verhandelt werden. Die Ausschreibung hatte den Verbleib bei der Aggerenergie im Bereich Gas, aber einen Wechsel beim Stromversorger ergeben. Auch hier hatte die Aggerenergie nun die Nase als Grundversorger vorn. Dabei geht es um sogenannte Konzessionsverträge zwischen dem Netzbetreiber und der Kommune, die infrastrukturelle Angelegenheiten regeln und von der reinen Energielieferung zu trennen sind. In Waldbröl wurden solche Konzessionsverträge im Bereich Strom bisher für ein kleineres Gebiet mit der GWN und für das große Stadtgebiet mit Eon abgeschlossen.
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Dass es zwei Gebiete gibt, hat historische Gründe und hängt mit damaligen E-Genossenschaften zusammen, die später von den Versorgern übernommen, aber nicht zusammengeschlossen wurden. Wie der Rechtsstreit ausgeht, entscheidet sich laut Stadtkämmerin Anja Brauer wohl erst Ende April.