Pastoralreferent Norbert Caspers verlässt WipperfürthGrün, katholisch und direkt

Norbert und Dagmar Caspers haben 16 Jahre lang in Wipperfürth-Thier gewohnt.
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Wipperfürth – Nur noch wenige Tage, dann hält der Umzugswagen vor der ehemaligen Vikarie in Thier. Norbert und Dagmar Caspers, die hier 16 Jahre lang gewohnt haben, ziehen aus und verlassen Wipperfürth. Ihr neues Heim liegt knapp 300 Kilometer nördlich – ein altes Bauernhaus im Süden von Bremen.
Neue Heimat nahe Bremen
Als Pastoralreferent der katholischen Gemeinde St. Nikolaus geht Norbert Casper nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand. Im Frühjahr 2007 kam das Ehepaar in die Hansestadt, zuvor lebte es mit seinen fünf Kindern in Remscheid-Lüttringhausen. „Es war sehr schön dort, aber abends um zehn Uhr wurden die Bürgersteige hochgeklappt“, erinnert sich Dagmar Caspers.
Seit 2007 in Wipperfürth
In Wipperfürth, mit seinen Kneipen am Marktplatz, sei das anders gewesen. „Wir sind beide Rheinländer, mein Mann kommt vom Niederrhein, ich aus der Nähe von Aachen. In Wipperfürth ist es ein bisschen rheinischer.“
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Auch die katholische Gemeinde in Wipperfürth unterschied sich deutlich von der Gemeinde in Lüttringhausen, wo die Katholiken in der Minderheit waren, wie sich Norbert Caspers erinnert. „Wipperfürth hatte den Ruf eines ,Klein-Nazareth’, einer besonders traditionellen Gemeinde.“ Weil er selbst aus einem geschlossenen katholischen Milieu stamme, schätze er das durchaus.
Allerdings habe sich in den vergangenen 13 Jahren in Wipperfürth doch vieles sehr geändert. „Damals gab es noch ein katholisches Krankenhaus und zwei Ordensgemeinschaften.“ Auch der Personalmangel der katholischen Kirche habe seine Spuren hinterlassen, er selbst werden keinen unmittelbaren Nachfolger bekommen. „Pastor Jablonka hat die Marienoktav noch mit großem Brimborium gefeiert, heute ist das eine ganz schlichte Veranstaltung“, so Caspers.
Kritik an der Kirche
Dass die Laien heute mehr gefordert seien, halte er grundsätzlich nicht für schlecht. Aber er sehe die Gefahr, dass sich die katholische Kirche zu sehr mit ihren inneren Strukturen, mit Präventionsarbeit und Fragen des Datenschutzes beschäftige, und die eigentliche Seelsorge und theologische Arbeit dabei zu kurz komme.Pastoralreferent Caspers hat in Wipperfürth nicht nur die Zeitschrift „Mosaik“ gegründet und dafür geschrieben, er hat außerdem eine ganze Reihe von Kindermusicals realisiert. Und nicht zuletzt hat Caspers immer wieder Brücken in der Ökumene geschlagen, das sei auf sehr positive Resonanz gestoßen. „Die katholische Geistlichkeit hatte aber nicht so viel Interesse daran.“
Dagmar Caspers saß im Stadtrat
Auch Dagmar Caspers hat sich in Wipperfürth sehr engagiert. Als Tagesmutter, „den Beruf gab es in meiner Anfangszeit ja noch gar nicht“, betreute sie im Lauf der Jahre wohl über 40 Kinder.Aus der Unzufriedenheit mit den bestehenden Strukturen ging sie in die Politik, seit sechs Jahren sitzt sie für die Grünen im Stadtrat. „Ich habe gemerkt, dass man als Bürger Einfluss nehmen kann, wenn man die Strukturen erkennt.“ Vor allem im Jugendhilfeausschuss hat Caspers immer wieder für ihr Anliegen, die Tagespflege gekämpft.
„Man hat mir vorgeworfen, ich würde meine privaten Interessen durchsetzen wollen. Das ist natürlich Quatsch, es ging mit immer um die Sache.“ Auch die Arbeit im Schulausschuss sei spannend gewesen, betont Dagmar Caspers.Neben ihrer Arbeit als Tagesmutter und dem politischen Engagement, hat sich Dagmar Caspers zur Heilpraktikerin für Psychotherapie ausbilden lassen.
Auch künftig will sie ab und an nach Wipperfürth kommen und hier ihre Arbeit anbieten.
Offizieller Abschied im September
Ansonsten freut sich das Ehepaar auf den neuen Lebensabschnitt mit viel Privatleben, auf einen großen Garten, auf gemeinsames Singen in einem neuen Chor und dem Erkunden der neuen Heimat. Offiziell wird Norbert Caspers in Wipperfürth am 13. September verabschiedet.