Trotz BehinderungWie Patrick Franken als Physiotherapeut in Engelskirchen arbeitet

Physiotherapeut aus Leidenschaft: Patrick Franken behandelte spontan Marcus Weichert (l) von der Agentur für Arbeit.
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- Patrick Frankens Sehkraft wird durch die juvenile Makuladegeneration beeinträchtigt.
- Seine Sehkraft nimmt dadurch stark ab.
- Dennoch arbeitet er seit Mai als Physiotherapeut in Engelskirchen.
Engelskirchen – Patrick Franken hat ein breites Kreuz und muskulöse Oberarme, seine Haut ist gebräunt. Ein stolzes Lächeln ziert sein Gesicht. Dass der 34-Jährige eine schwere Behinderung hat, merken die meisten Menschen zunächst nicht. Frankens Sehkraft liegt nur bei etwa drei Prozent. „Juvenile Makuladegeneration“ nennt sich die Erkrankung, die seine Sehschärfe stark beeinträchtigt – doch an seiner Arbeit als Physiotherapeut hindert sie ihn nicht.
Seit Mai ist Franken bei Rehaktiv in Engelskirchen tätig. Dass er trotz der Schwerbehinderung in seinem Traumberuf arbeitet, ist nicht selbstverständlich. „Leider!“, sagt Marcus Weichert von der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach, als er Franken am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am Dienstag in der Physiotherapiepraxis besucht. „Solch ein Handicap sollte heute keine Rolle mehr spielen. Wir haben die technischen Möglichkeiten, Menschen mit Behinderung gut in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“
Frankens Arbeitsalltag wird durch die Möglichkeit, Trainings- und Dienstpläne auf Rechnern digital größer darzustellen, erleichtert. „Dadurch kann ich alles genau so machen wie andere auch“, sagt er. Sonst seien ohnehin andere Organe wichtiger als die Augen: „Meine Hände, der Kopf und das Herz.“
Arbeitgeber-Service hilft Franken bei Jobsuche
Jasmin Schröder vom Arbeitgeber-Service hat den gebürtigen Overather bei der Jobsuche begleitet. Beworben hat er sich selbst. Schröder dient vor allem als Ansprechpartnerin für Frankens Chef: Rehaktiv-Geschäftsführer Prof. Dr. Michael Kunz hat schon oft Menschen mit Behinderung eingestellt und ist auch mit Patrick Franken zufrieden. Lächelnd sagt er: „Bis jetzt hat sich niemand beschwert. Das ist immer das beste Zeichen.“ Der Sport- und Rehabilitationswissenschaftler berichtet, er habe stets positive Erfahrungen mit behinderten Mitarbeitern gemacht. „Klar, beide Seiten müssen sich manchmal eingestehen, wenn etwas nicht passt. Aber das ist bei nicht-behinderten Mitarbeitern genauso.“
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Jasmin Schröder weiß, dass viele Arbeitgeber davor zurückschrecken, behinderte Menschen einzustellen. Gründe dafür seien etwa der besondere Kündigungsschutz, mehr Urlaubstage und die Vorkehrungen am Arbeitsplatz für behinderte Menschen. Es brauche mehr Aufklärungsarbeit, sagt Schröder – denn die Agentur unterstützte Arbeitgeber, die Behinderte einstellen, auch finanziell.
Physiotherapeut Franken hat erfahren, dass seine Einschränkung auch Vorteile hat. „Patienten, die selbst schwerbehindert sind, etwa Arme oder Beine verloren haben, kann ich einfach auf einer anderen Ebene begegnen.“ Ob der junge Mann mit den braunen Augen irgendwann komplett erblindet, ist ungewiss. Franken: „Ich bin für jeden Tag dankbar und froh, das zu tun, was ich liebe.“