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Im AusschussProjektentwickler stellt die Pläne für zwei Windenergieanlagen in Reichshof vor

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Windräder ragen über die herbstlich gefärbte Landschaft empor.

Zwei 250 Meter hohe Windenergieanlagen – und nicht vier wie auf diesem Symbolbild – sollen oberhalb des Biebersteiner Stausees entstehen.

Erstmals hat der Projektentwickler Abo Energy seine Pläne öffentlich vorgestellt. Demnach sind zwei Windräder – 250 Meter hoch – geplant.

Den Bau zweier Windenergieanlagen mit einer Höhe von ca. 250 Metern bei einer Nabenhöhe von rund 150 Metern plant der Projektentwickler Abo Energy (vormals Abo Wind) westlich der B256 in der Gemeinde Reichshof. Errichtet werden sollen sie in der Nähe des Biebersteiner Stausees, ganz grob gesagt im Dreieck Heienbach – Sotterbach – Brüchermühle-Fürken.

Vertreter von Abo Energy stellten ihre Pläne jetzt erstmals öffentlich in der Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses vor. Schon vor knapp zwei Jahren hätte sich das Unternehmen in diesem Zusammenhang erstmals vor Ort in Reichshof umgesehen. Die gemessene Windgeschwindigkeit von 6,4 Metern pro Sekunde in Höhe der Naben sei ein „solider Durchschnittswert“ für Nordrhein-Westfalen. Pro Jahr erwartet der Projektierer einen Energieertrag von ca. 16,8 Millionen Kilowattstunden je Anlage.

Mehr als diese beiden Anlagen seien nicht in der Planung, ein drittes Windrad würde wegen des gesetzlich vorgeschriebenen Abstands zu den beiden anderen Anlagen in der Vorrangfläche keinen Platz finden, hieß es auf Anfrage aus dem Ausschuss.

Bei den Standorten handele es sich laut Abo Energy um Kalamitätsflächen

Bei den geplanten Standorten handele es sich laut Abo Energy um Kalamitätsflächen. Zwar müsste zusätzlich auch noch Wald gerodet werden, sagte Projektleiter Bernd Bolten von Abo Energy – „aber nicht hektarweise“, ergänzte er.

Der Ausschuss hatte im Anschluss an die Projektvorstellung noch etliche Fragen und erhielt Antworten: 13 bis 15 Millionen Euro betrage das Investitionsvolumen pro Anlage. Die Dauer, bis sich das Invest amortisiert hat, gab Michael Lohmann von Abo Energy mit „vielleicht zehn bis 15 Jahren – grob geschätzt“ an. Die Fundamente je Anlage müssten drei Meter tief sein und bräuchten gut 25 Meter im Durchmesser. Die Zuwegung direkt runter von der Bundesstraße bis zu den beiden Standorten sei theoretisch möglich.

Überlegungen zu einem möglichen Netzübergabe-Punkt gebe es noch nicht. Und schließlich: Die Anlage von Batteriespeichern sei momentan nicht Teil der Planung. „Das Thema kommt immer mehr auf und wir verschränken uns nicht davor“, hieß es – die Planungen seien in dieser Hinsicht durchaus flexibel und könnten sich auch noch ändern.

Betreiber für die Windkraftanlagen in Reichshof steht noch nicht fest

Noch befindet sich das Projekt in einem sehr frühen Stadium. Erst im nächsten Jahr werden die Prüfung planerischer und technischer Belange abgeschlossen, dann folgen artenschutzfachliche Untersuchungen. Die konkrete Auswahl des Anlagentyps würde, Stand jetzt, erst in 2027 getroffen, dann soll das Genehmigungsverfahren angestoßen werden. Einen Baubeginn   erwägt man nach dem jetzigen Zeitplan Ende 2028.

Wer die Anlagen später einmal betreibt und wer oder wie man sich beteiligen kann, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Die Gemeinde Reichshof verfügt – im Gegensatz etwa zu Nümbrecht – nicht über eigene Gemeindewerke. Die Gründung eines eigenen Stadtwerks wäre ein immenser Kraftakt, nicht nur finanziell.   In Zeiten, in denen der Gürtel mit Blick auf den Haushalt in Reichshof eher enger geschnallt werden muss, erscheint diese Option sehr unwahrscheinlich. Beantworten muss die Politik diese Frage.

Projektentwickler Abo Energy ist bereits im Oberbergischen tätig; das Unternehmen plant zurzeit beispielsweise die Windenergieanlagen in Lindlar und Engelskirchen. Nach eigenen Angaben ist das Kerngeschäft des Unternehmens „die Projektierung und Errichtung von Wind- und Solarparks und Speichern“. Bislang habe das Unternehmen 6,6 Gigawatt entwickelt und veräußert, etwas die Hälfte davon auch errichtet. Zurzeit seien weltweit, aber überwiegend in Europa, neue Projekte mit 34 Gigawatt in der Entwicklung.

Die geplante Errichtung der beiden Anlagen oberhalb des Biebersteiner Stausees sind neben dem Freiflächen-Photovoltaik-Projekt bei Hespert das zweite große Reichshofer Vorhaben im Bereich der Erneuerbaren Energien. Das PV-Projekt steckt momentan noch im Bauleitplanverfahren. Wann dafür ein Bauantrag gestellt werden kann, ist noch völlig offen.