„Mit Herzblut“Saunameisterin aus Eckenhagen erklärt das Handwerk hinter der heißen Luft

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Saunameisterin Nicole Appel im Januar 2023 bei einem Aufguss in der Sauna des „Monte Mare“ in Eckenhagen

Nicole Appel ist Saunameisterin im Eckenhagener „Monte Mare“. Das Wohl der Gäste ist ihr dabei besonders wichtig.

Nicht nur die Gäste kommen in Eckenhagen ins Schwitzen: Auch Saunameisterin Nicole Appel hat dort alle Hände voll zu tun. 

Langsam kreisend rührt Saunameisterin Nicole Appel mit den beiden „Weniks“ in den hölzernen Eimern, lässt die Büschel aus Birkenzweigen abtropfen und schlägt das übrige Wasser an den Zweigen auf die Ofensteine in der russischen Banja des Freizeitbades Monte Mare.

„Wir fangen mal leicht an“, erklärt Appel verschmitzt und wirbelt mit den Büscheln durch die Luft in der auf gut 90 Grad erhitzten Sauna. Dann wird jeder Gast mit den duftenden Wedeln befächelt.

Saunameisterin Nicole Appel: „Jetzt geht es richtig zur Sache“

Bei der nächsten Runde lässt die Saunameisterin das Wasser weniger lange abtropfen, bevor sie die Prozedur wiederholt. Danach ist im Wellnessbereich des Badebetriebs in der Reichshofer Ortschaft Eckenhagen eine Erholungspause angesagt – mit zerstoßenem Eis draußen an der frischen Luft. Leichter Nieselregen bringt zusätzliche Kühle auf die schweißnasse Haut.

„Jetzt geht es richtig zur Sache“, kündigt Nicole Appel an, als alle für die nächsten beiden Runden wieder auf den Handtüchern sitzen. Mehrfach taucht sie die Weniks in die Eimer, zischend verdampft das Wasser auf den heißen Steinen.

Wolken steigen auf, verbreiten den intensiven Duft eines Birkenwaldes im Frühling. Der Schweiß bricht prompt aus allen Poren – und kaum einen hält es am Ende des Aufgusses noch auf der Bank. Aber niemand geht, bevor es kräftigen Applaus gegeben hat für die Saunameisterin und ihren Einsatz.

„Für mich ist das der schönste, aber auch der anstrengendste Aufguss, den wir machen“, sagt Appel über die Wenik-Prozedur. Die Betriebsleiterin des Freizeitbades berichtet, dass sie – in Zeiten des Mangels an qualifiziertem Personal – nach einer Fortbildung seit gut einem Jahr auch als Saunameisterin tätig ist: „Das ist einer der besten Jobs, die ich kenne.“

Es sei eine einzigartig schöne Aufgabe, vor allem der Kontakt mit den Gästen im ruhigen, entspannten Ambiente – Handys sind verboten. Appel sagt: „Bei uns ist vielleicht nicht alles perfekt – aber alles, was wir machen, machen wir mit Herzblut.“

Der Arbeitsalltag einer Saunameisterin

Gemeinsam mit Hanna Hülskamp, Leiterin der Sauna-Abteilung, schildert Appel den Arbeitstag: „Wir fangen früher an, als angesichts der Öffnungszeit für Gäste um 10 Uhr zu erwarten wäre.“ So beginnen die Frauen bereits um 6.30 Uhr mit dem Reinigen der sechs Saunen, des Dampfbades und der Salzlounge. Anschließend werden die Schwitzräume aufgeheizt: Bei den beiden mit Holzofen muss das Feuer im Bullerjan, dem Kaminofen, entfacht werden.

Danach werden die Aufenthaltsbereiche kontrolliert. „Wir richten jede Liege und jedes Bett im Ruheraum einzeln her“, betont Appel. Ab 9 Uhr wird der Aufgussplan erstellt, der auch im Internet zu finden ist. Insgesamt sind es elf Aufgüsse zu jeder vollen Stunde, freitags sogar zwölf. Dabei gibt es dreimal Wenik in der Banja, die übrigen sind etwa Aroma-Aufgüsse in der Kelo-Sauna, die aus dem harzfreien Holz hunderte Jahre alter Polarkiefern gebaut ist.

„Bei uns gibt es keine synthetischen Saunadüfte“, betont Hanna Hülskamp, „Natur pur“ sei die Devise. „Wir verwenden nur hausgemachte Sude und naturreine, ätherische Öle.“ Zitronenmelisse, Minze und Lavendel wachsen im Kräutergarten von Monte Mare, anderes werde im zertifizierten Handel hinzugekauft. Die getrockneten Pflanzen werden jedoch nicht nur in den Saunen, sondern auch im separaten Kräuterraum verwendet.

Saunameisterin Nicole Appel, hier im Januar 2023 in Eckenhagen, träufelt einen Duft in die Holzschale.

Für Saunameisterin Nicole Appel und ihre Kollegen kommen nur nicht synthetische Düfte in den hölzernen Aufgusseimer.

Da sorgt ein spezieller Ofen, der Wasserdampf unter einer Kräuterschale erzeugt, für einen angenehmen, kräutrigen Duft. Appel ergänzt, dass sich die Auswahl der Aromen stets nach dem Monat richte: „Jetzt im Januar haben wir das Thema Bali, im Februar geht es nach Argentinien.“ Es geht aus auf eine Wellness-Weltreise. Das finde sich sowohl in der Saunalandschaft als auch im Wellnessbereich sowie in der Gastronomie wieder.

Um 14.45 Uhr ist Schichtwechsel. Dann übernimmt ein Kollege, schon eine Viertelstunde später hat er seinen ersten Aufguss. Nach dem letzten um 21 Uhr macht er die Sauna-Öfen aus, dreht das Wasser im Außenbereich ab und erledigt eine Grobreinigung der Saunen. Daneben sammelt er Fundstücke ein.

„Liegengelassene Handtücher oder Duschgel sind an der Tagesordnung“, erzählt Appel. „Aber wir hatten auch schon E-Book-Reader, Ausweise, Portemonnaies und jede Menge Schmuck.“ Feierabend ist dann gegen 22.15 Uhr, nachdem auch der letzte Gast die Sauna und das Bad verlassen hat.

Saunaleiterin Hülskamp: Das Wichtigste ist das Wohlbefinden der Gäste

Eine der wichtigsten Aufgaben eines Saunameisters sei es, auf das Wohlbefinden der Gäste zu achten, erklärt Leiterin Hülskamp. Am kritischsten seien die ersten zwei bis drei Minuten nach einem Schwitzgang oder dem Aufguss: „Dabei schauen wir vor allem ins Gesicht – rot ist gut, blass ganz und gar nicht.“

Meist erhole sich der Kreislauf am Boden mit hochgelegten Beinen schnell wieder, in einzelnen Fällen werde der Rettungsdienst gerufen: „Das machen wir in jedem Fall auch, wenn jemand getaumelt und auf den Kopf gefallen ist.“ Nicole Appel macht deutlich, dass auch ein gesteigerter Alkoholkonsum dem Saunieren abträglich ist und zu einer falschen Einschätzung der eigenen Konstitution führt: „Ein, zwei Weizen sind okay, aber danach sollte man auch in der Gastro bleiben.“

Zwischen den Aufgüssen kümmern sich die Saunameisterinnen auch um die Gäste in der Salzlounge, einem Entspannungsraum mit Himalaya-Salz, in den zu bestimmten Zeiten 45 Minuten lang Inhalationsnebel aus einer fünfprozentigen Salzlösung geleitet wird. Appel erzählt vom Besuch einer Familie, deren an schwerem Asthma leidende Kinder hinterher deutlich freier atmen konnten.

Bergneustädterin über die Sauna in Eckenhagen: „Ich liebe diese familiäre Atmosphäre“

Die Bergneustädterin Diana Favella nutzt derweil den Salzraum, in dem nahezu keine Geräusche zu hören sind, nach dem Wenik-Aufguss zur Entspannung: „Ich liebe diese familiäre Atmosphäre – das fühlt sich an wie zu Hause.“

Diana Favella liegt im Bademantel auf einer Liege in Eckenhagen im Januar 2023.

Stammgäste wie Diana Favella aus Bergneustadt wissen die Arbeit der Saunameisterin und ihren Kollegen zu schätzen, wenn sie in Eckenhagen entspannen.

Im Winter komme sie drei- bis viermal in der Woche nach Eckenhagen und genieße neben den Massagen im Wellnessbereich und den Dampfbädern fürs Peeling auch den Kontakt zum Freundeskreis, der sich in den zwei Jahren ihrer Saunamitgliedschaft aufgebaut hat: „Ich habe seitdem nicht die kleinste Erkältung gehabt – gesundheitlich geht es mir top.“

Ganz besonders begeistert sie sich für die Wenik-Zeremonie in den „langen Saunanächten“ – die letzte Nacht war vor Silvester, im Februar gibt es solche Nächte an jedem ersten Freitag im Monat bis Mitternacht. Dabei werden die Gäste dann auch nach russischem Brauch mit den Birkenbüscheln abgeklatscht und abgerieben: „Das könnte ich jede Woche haben.“


Zeit für Gesundheit und Wohlbefinden

Ein Saunabesuch ist gesund. Die stärkere Durchblutung von Gefäßen und Schleimhäuten fördert den Stoffwechsel und weitet die Atemwege. Der Wechsel von Hitze und Kälte hält die Blutgefäße elastisch und befreit sie von Ablagerungen. Die Sauna stärkt das Immunsystem. Viel zu trinken ist dabei wichtig.

Der Saunabereich im Monte Mare, Hahnbucher Straße 21 in Reichshof-Eckenhagen, ist geöffnet montags bis donnerstags sowie samstags von 10 bis 22 Uhr, freitags zudem von 10 bis 23 Uhr und sonntags von 10 bis 20 Uhr. Eintrittspreise zwischen 20,50 und 32,50 Euro. Kontakt: 02265-997400.

In Gummersbach steht das Saunaland des Gumbala, Singerbrinkstraße 31, an Montagen nur Frauen zur Verfügung, geöffnet ist es ansonsten montags bis freitags von 14 bis 21 Uhr, an Feiertagen und Wochenenden von 10 bis 21 Uhr. Eintrittspreise zwischen 12,50 und 18,50 Euro. Kontakt: 02261-789796. (kup)

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