Schlaganfall-HilfegruppeBeistand beim Weg zurück ins Leben

Lesezeit 3 Minuten
Von falscher Scham berichten (v.l.) Nicole Joos, Bernd Bosbach und Margret Eischeid von der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe.

Von falscher Scham berichten (v.l.) Nicole Joos, Bernd Bosbach und Margret Eischeid von der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe.

Engelskirchen – Wie helfe ich mir selbst? Und wer hilft mir dabei? Im Oberbergischen engagieren sich viele Menschen in Selbsthilfegruppen für die unterschiedlichen Probleme des täglichen Lebens. In unserer Serie „Hilf Dir selbst! Wir helfen Dir“ stellen wir einige vor.

Margret Eischeid, Nicole Joos und Bruno Bosbach machen sich Sorgen. Nach den eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten der vergangenen Monate fürchten die Sprecher der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Engelskirchen, dass ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht mehr zur Gruppe zurückfinden. Dabei ist die Selbsthilfe nach einem Schlaganfall immens wichtig, sagt Bruno Bosbach – für Betroffene, aber auch für deren Angehörige.

Denn die Symptome nach dem Schlaganfall können so vielfältig sein, dass es nicht den einen, allgemeingültigen Tipp gibt, sondern immer individuell geschaut werden muss, wer welche Unterstützung braucht. Hier schöpft eine Selbsthilfegruppe natürlich aus einem reichen Erfahrungsschatz. Die Engelskirchener können auf nun schon fast 20 Jahre Austausch zurückblicken.

„Noch immer ist es mit Scham besetzt, wenn man krank ist und nach einem Schlaganfall Hilfe benötigt.“

Gegründet wurde die Gruppe nach einem Vortrag in der Eckenhagener Reha-Klinik. Margret Eischeid erinnert sich, dass damals schnell deutlich wurde, wie wichtig eine solche Gruppe sei, denn in der Region gab es noch nichts Derartiges. Das Team im „Haus der Selbsthilfe“ in Gummersbach stand den Gründern der Gruppe beratend zur Seite. Schnell fanden sich über Flyer und Tageszeitung Interessierte, die über Symptome wie Sprachstörungen, Schluckbeschwerden und Möglichkeiten der Hilfestellung für Betroffene sprechen wollten.

Heute finden die Treffen an jedem dritten Dienstag ab 15 Uhr barrierefrei im Otto-Jeschkeit-Altenzentrum in der Ründerother Hüttenstraße statt. Bislang kamen in der Regel 20 Betroffene und Angehörige, um mal darüber zu sprechen, wie es geht und welche Belastungen gerade aufgetaucht sind. Oder man verabredete sich für einen Spaziergang. Weihnachtsfeiern, Ausflüge, Rätselseiten aus dem „Geistig fit“-Heft und Fachvorträge komplettieren das Angebot der Gruppe.

Netzwerk

Die Selbsthilfegruppe Engelskirchen ist Teil eines bundesweiten Netzwerkes der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, das rund 350 Gruppen umfasst. Etwa 12 000 Menschen engagieren sich darin. Diese gut ausgebaute Infrastruktur sieht die Stiftung jetzt in Gefahr. Sie wirbt darum verstärkt in Kliniken und Reha-Einrichtungen und mit einem Youtube-Video für die Selbsthilfe: „Selbsthilfe hat sich in den vergangenen 25 Jahren als wichtige Säule der Schlaganfall-Versorgung etabliert“, sagt Stefan Stricker, Ansprechpartner der Gruppe bei der Stiftung.

Kontakt zur Schlaganfall-Selbsthilfegruppe: Margret Eischeid, (0 22 63) 27 83,

eischeidm@web.de, Bruno Bosbach, (0 22 63) 1445,

brunobosbach@outlook.de. Mehr Informationen zur Schlaganfall-Selbsthilfe und ein bundesweites Adressverzeichnis gibt es auf der Internetseite der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. (kpo)

www.schlaganfall-hilfe.de/ selbsthilfe

Margret Eischeid hat beobachtet, dass nur sehr wenige junge Menschen das Angebot der Selbsthilfe nutzen: „Noch immer ist es mit Scham besetzt, wenn man krank ist und nach einem Schlaganfall Hilfe benötigt.“ Der Satz „Ich kann das nicht mehr“ sei unglaublich schwer auszusprechen, sagt die Engelskirchenerin. Dabei könnten Betroffene sich gerade dank der Erfahrungen der anderen Gruppenmitglieder das Leben durchaus leichter gestalten, sind Eischeid, Joos und Bosbach überzeugt. Zumal die Ansprechpartner der Gruppe auch Kontakte zu Ärzten, Physiotherapeuten oder anderen Fachleuten vermitteln. Es gilt: Selbsthilfe kann auch der Weg zur Hilfe sein.

KStA abonnieren