Nächste „Bieterrunde“ steht anSolawi Reichshof verteilt 15 weitere Gemüseeinheiten

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Am reich gedeckten Tisch in der Abholscheune treffen sich unter anderem Tim Vehlewald (l.), Jörg Höfer-Kopka (r.) und Lina Wirth (2.v.r.)

Am reich gedeckten Tisch in der Abholscheune treffen sich unter anderem Tim Vehlewald (l.), Jörg Höfer-Kopka (r.) und Lina Wirth (2.v.r.)

Eiershagen – Corona ist auch für die Reichshofer Solawi-Initiative ein Stresstest. „Solidarische Landwirtschaft“ lebt von der Gemeinschaft. Aber das Positive vorweg: Die Initiative um den Eiershagener Gemüselandwirt Tim Vehlewald ist ungebrochen motiviert und produktiv. Im März steht die nächste „Bieterrunde“ zur Verteilung der Anrechte an. Neue Mitglieder sind willkommen, 15 weitere Gemüseeinheiten sind zu verteilen.

Die allgemeine Abstandspflicht hatte sogar etwas Gutes: Die anonyme Bieterrunde funktioniert digital viel besser als per Zettel in einer Vollversammlung, haben die Vorstandsmitglieder festgestellt. Gilt es doch in einem komplexen Verfahren die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mitglieder solidarisch auszugleichen.

Solawi-Initiative soll auch nach Pandemie weiter bestehen

Weniger gut geklappt hat dagegen die Auseinandersetzung in der Chat-Gruppe über den Sinn und Unsinn der Coronamaßnahmen. Da ging es den Solawisti nicht anders als dem Rest der digitalisierten Menschheit. Gegner und Befürworter von Masken- und Impfpflicht gingen sich bald so hart an, dass die politische Diskussion gestoppt wurde, berichtet Vizevorsitzender Jörg Höfer-Kopka. Auch und gerade unter den Vorkämpfern einer nachhaltigen Landwirtschaft finden sich meinungsstarke Protagonisten aus beiden Lagern, die unter „Solidarität“ derzeit ganz unterschiedliche Sachen verstehen.

Am Ende siegte die Einsicht, dass das gemeinsame Anliegen die Pandemie überdauern soll. Denn wenn die Pandemie einmal vorbei ist, wird die Krise der Landwirtschaft immer noch da sein. Die Initiative möchte beispielhaft vorführen, wie das Auskommen der Bauern mit den Bedürfnissen der Verbraucher zu vereinbaren ist, und zwar so, dass Umwelt und Klima nicht belastet werden.

Reichshofer wollen Landwirtschaft auch ohne Subventionen

Lina Wirth aus dem Solawi-Vorstand bringt es auf den Satz: „Wir finanzieren den Erzeuger und nicht das Produkt.“ Die Solawi lebt im kleinen Rahmen vor, was der neue Bundesumweltminister Cem Özdemir für die ganz Gesellschaft anstrebt. Die Reichshofer wollen zeigen, dass es auch ohne immer mehr Subventionen geht, die die Probleme sowieso nicht lösen. Es braucht nur ein wenig Sinn für den Wert der Lebensmittel.

Blauäugigkeit ist nicht erforderlich. Die Erzeuger müssen detailliert und transparent nachweisen, wie sie zu dem Richtwert ihrer Produkte gekommen sind. Lina Wirth aus dem Solawi-Vorstand berichtet, dass es in dieser Frage auch Auseinandersetzungen gegeben hat und man sich auch mal von einem Erzeuger getrennt hat.

Ein wahrer Solawi-Aktivist packt auch mal mit an

Die Reichshofer Solawi hat bereits eine zweite Abholstelle in Wiehl-Oberholzen und eröffnet bald eine dritte in Waldbröl. Eine Expansion über den Südkreis hinaus widerspräche aber dem Prinzip der kurzen Wege. Der Vorstand würde lieber anderen Aktivisten Starthilfe geben, die etwa im Aggertal eine Solawi aufbauen möchten.

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Fünf Jahre nach der Gründung diskutiert der Solawi-Vorstand darüber, ob und wie die Arbeit professionalisiert werden kann und muss. Nicht über Bord gehen soll das Prinzip einer Gemeinschaft von Erzeuger und Verbraucher, die sich auch in unbezahlten und freiwilligen Ernteeinsätzen beweist. Ein wahrer Solawi-Aktivist packt auch mal mit an. Selbst geerntete Äpfel schmecken nochmal so gut.

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