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Echte RäuberpistoleBagger-Diebstähle in Waldbröl und Königswinter sind Polizei-Arbeit

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Insgesamt drei solcher Minibagger ließ die niederländische Polizei auf Internet-Baustellen in Waldbröl und Königswinter sicherstellen. Das Baugerät ist offenbar Gegenstand eines Betrugs. Das Foto zeigt einen gelben Bagger bei der Arbeit.

Insgesamt drei solcher Minibagger ließ die niederländische Polizei auf Internet-Baustellen in Waldbröl und Königswinter sicherstellen. Das Baugerät ist offenbar Gegenstand eines Betrugs.

In Oberberg berichtet die Polizei, dass die Baufahrzeuge in den Niederlanden verkauft wurden. Bloß: Sie gehörten dem Anbieter gar nicht.

Nein, es ist dann doch kein dreister Diebstahl. Als am zweiten Sonntag in diesem November ein Mann mit einem Transporter am Löher Weg mitten in Waldbröl anhält, dort zur helllichten Mittagszeit und vor den Augen der Nachbarschaft einen kleinen Bagger huckepack nimmt, dann darf er das. Der Mann handelt nämlich im Auftrag der niederländischen Polizei: Er stellt auf zwei Baustellen in der Marktstadt Diebesgut sicher.

Also doch eine vertrackte Räuberpistole – aber eine ganz andere, wie Marc Leporin, Sprecher der oberbergischen Polizei, dieser Zeitung inzwischen bestätigen kann. „Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen sieht es so aus, dass die in Waldbröl tätige Baufirma einem niederländischen Unternehmen Bagger abgekauft hat“, berichtet Leporin.

Nicht nur in Waldbröl gibt es „Tatorte“, sondern auch in Königswinter

Bloß: Dieses Arbeitsgerät soll dem Verkäufer nicht gehören, er soll es bei einem anderen Unternehmen zuvor gemietet haben. Um die Miete aber soll er den Verleiher dann auch noch geprellt haben. Und schließlich soll der mutmaßliche Mieter die beiden Fahrzeuge der Marke Caterpillar in Deutschland verhökert haben.

Diesem Kriminellen ist wohl ein Düsseldorfer Unternehmen auf den Leim gegangen, das wiederum im Auftrag der Baufirma Yust Infra aus Kleve mit dem weiteren Ausbau des Glasfasernetzes in Waldbröl beauftragt ist und diese Aufgabe zurzeit mit „echten“ Leihbaggern erledigt. Nicht nur am Löher Weg hat die niederländische Polizei einen Caterpillar-Bagger geortet, sondern auch am Weylandweg, etwa anderthalb Kilometer entfernt vom ersten „Tatort“.

In Kürze wird wohl die Bonner Staatsanwaltschaft die Fälle aus Waldbröl und Königswinter übernehmen

Beauftragt mit dem Ausbau des Glasfasernetzes in der Marktstadt ist das Unternehmen „Unsere Grüne Glasfaser“ aus Ismaning (bei München), das derzeit auch in den oberbergischen Gemeinden Engelskirchen, Marienheide und Lindlar unterwegs ist.

Ein dritter Bagger ist zudem in Königswinter (Rhein-Sieg-Kreis) entdeckt worden. Auch der sei beschlagnahmt worden, ergänzt Polizeisprecher Leporin. Der Verleiher habe im Nachbarland Anzeige erstattet, danach erfolgte die Sicherstellung durch ein Spezial-Unternehmen in Drolshagen (Kreis Olpe).

Zeuginnen und Zeugen der Nicht-Straftat haben dieser Zeitung geschildert, dass der Bagger am Löher Weg auf einen silberfarbenen Transporter mit Kennzeichen aus dem Nachbarkreis geladen worden sei. Mit dem Fahrer habe man sich dabei freundlich unterhalten, heißt es.

In Kürze übernimmt die Staatsanwaltschaft in Bonn die Ermittlungsarbeit. Marc Leporin: „Das geschieht, sobald die letzten Nachweise für den Erwerb der Baumaschinen beim Kriminalkommissariat in Waldbröl eingegangen sind.“ Und sollte es notwendig sein, so der Sprecher, „werden die niederländischen Behörden dann weitere Nachforschungen in Gang bringen“.

Um die bisherigen Ermittlungen nicht zu gefährden, hatte Oberbergs Polizei diese Hintergründe zunächst nicht öffentlich gemacht.