Jochen Gran, evangelischer Seelorger im Ruhestand, hat den ehrenamtlichen Posten des Geschäftsführers im Trägerverein des Hallenbads übernommen.
Schwimmen im Balneo-BadPfarrer wechselt in Waldbröl vom Taufbecken zum Badebecken

Neu im Team hinter der Balneo-Badewelt in Waldbröl ist der ehrenamtliche Geschäftsführer Jochen Gran (l.). Der frühere Geistliche geht Betriebsleiter Marc Schneidereit gern zur Hand.
Copyright: Dennis Börsch
Das mit dem Übers-Wasser-Laufen ist ja so eine Sache – gelingt nicht immer, vor allem nicht jedem. Das weiß auch Jochen Gran. Deswegen hat der frühere Seelsorger der Evangelischen Kirchengemeinde in Waldbröl einen höchst pragmatischen Rat: „Lieber schwimmen lernen.“ Und der passt genau zu Grans neuer Aufgabe: Seit dem 1. Juli ist der heute 64-Jährige Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft „Schwimmen in Waldbröl“ – und die trägt in der Marktstadt die Balneo-Badewelt, das im Mai 2022 eröffnete Hallenbad.
Kaum hatte sich Jochen Gran als Pfarrer am Wiedenhof in den Ruhestand verabschiedet, da standen prompt Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber und die Stadtpolitik bei ihm auf der Matte, weil klar war, dass der bisherige Geschäftsführer Markus Fischer diesen Posten aus persönlichen Gründen räumen wird. „Diese Anfrage hat mir ein dann paar schlaflose Nächte bereitet“, gesteht Gran.
Arbeit gibt es in dem Schwimmbad an der Waldbröler Vennstraße mehr als reichlich
Zunächst denkt er nämlich nicht daran, den Job selbst in die Hand zu nehmen – Gran will seine alten Netzwerke nutzen und eine Fachfrau oder einen Fachmann aufspüren. „Und das ist bisher nicht gelungen“, berichtet der emeritierte Geistliche. „Weil ich mich in meinem Beruf aber immer auf die Unterstützung aus dem Ehrenamt verlassen durfte, habe die Aufgabe dann doch selbst übernommen.“ Geld bekommt er dafür also nicht. Zehn festangestellte Kräfte und zwei ehrenamtlich Tätige zählt die Balneo-Mannschaft zurzeit – weitere Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler seien herzlich willkommen, wirbt Gran.
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Donut und Latte Macchiato gefällig? Tina Ley-Kaupp führt in Waldbröl das Balneo-Bistro seit Januar 2023.
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Arbeit gibt es an der Vennstraße reichlich, der Geschäftsführer etwa hilft zudem am Beckenrand und am Kassentresen, führt Reparaturen aus, hat als Aufsicht das Geschehen im Wasser fest im Blick. Denn das Balneo erfreut sich wachsender Beliebtheit: Nach Auskunft von Betriebsleiter Marc Schneidereit (40) sind im vergangenen Jahr 32.000 Badegäste gekommen, 600 mehr als noch 2023. Auch die Politikerinnen und Politiker, die das im Frühjahr 1973 eröffnete und zuletzt höchst marode Hallenbad lieber dem Erdboden gleichgemacht hätten, anstatt es für rund 8,3 Millionen Euro zu sanieren und zu einer schmucken Badewelt umzubauen, haben ihre Meinung längst geändert.
Trotzdem sei es ein ständiger Kampf, den Betrieb fortzuführen, betont Geschäftsführer Gran. Ohne Geld aus dem Rathaus gehe es auch weiterhin nicht. „Selbst finanzieren wird sich das Balneo wohl nie.“ Dem Vernehmen nach erhält das Bad jährlich fast 250.000 Euro aus der Stadtkasse. Neben den Tagesgästen steigen dort auch die Kinder und Jugendlichen aller Waldbröler Schulen ins Wasser. Schneidereit: „Das sind zwischen 30.000 und 35.000 weitere Besuche im Jahr.“ Und der Nachwuchs soll in Waldbröl ordentlich das Schwimmen lernen.
Ehemaliger Pfarrer erklärt Schwimmkurse für Kinder in Waldbröl zu einer Herzensangelegenheit
„Das ist mir eine Herzensangelegenheit“, erklärt Jochen Gran, der selbst sportlich unterwegs, aber im Turnen und in der Leichtathletik zu Hause ist. Von früheren Ferienfreizeiten hat er zudem den Rettungsschwimmer-Schein in der Tasche, jüngst habe er den übrigens aufgefrischt. „Es ist so wichtig, dass Kinder richtig schwimmen können. Aber auch Erwachsenen bringen wir das hier gerne bei.“ Und wer sich keinen Kurs leisten könne, für den finde sich sicher ein Sponsor, verspricht Gran und urteilt: „Eine Schulstadt wie Waldbröl muss einfach ein Schwimmbad haben.“
Sein Konzept ist es daher, sich auf Kurse und Lehrgänge sowie auf den täglichen Betrieb zu konzentrieren, die Besucherzahlen weiter zu steigern, Waldbrölerinnen und Waldbröler für das Bad mitten in der Stadt zu begeistern, Events und Veranstaltungen dagegen vorerst hinten anzustellen. „Auch möchte ich das Team hier nicht überfordern und Arbeitszeiten überstrapazieren“, führt der neue Herr über die Bücher aus. „Ich möchte, dass jeder mit guter Laune zur Arbeit kommt.“
Neben dem Betriebsleiter Schneidereit steht ihm die Bistro-Chefin Tina Ley-Kaupp (44) zur Seite: Sie öffnet die Gaststube im Foyer auch Durstigen und Hungrigen, die keine Badeklamotten dabei haben – und das auch mittwochs, wenn das Balneo geschlossen ist. „Wir führen eben ein ganz normales Bistro“, sagt sie und kündigt Veränderungen an. „Gerade sitze ich an der neuen Speisekarte – die soll gesünder und auch vegetarischer werden.“ Regional sei das Angebot schon immer gewesen: „Wir kaufen in der Nachbarschaft.“
Wer steht hinter der Balneo-Badewelt in Waldbröl?
Hinter der „Schwimmen in Waldbröl“-gGmbH stehen seit dem Beginn Waldbröler Institutionen – das sind die Ortsgruppe Waldbröl/Morsbach der Arbeiterwohlfahrt, die Ortsgruppe der DLRG und der Schwimmverein. Neu hinzugekommen ist der von Jochen Gran im Jahr 2002 gegründete kirchliche Hilfsverein „Miteinander unter dem Regenbogen“. Dieser ist zudem Träger der Tafel Oberberg-Süd und des „Kaufhauses für Alle“ in Waldbröl-Hermesdorf.
Bis zum 22. August bietet die Balneo-Badewelt, Vennstraße 38, zwölf Intensiv-Schwimmkurse an. Diese haben höchstens acht Teilnehmende und dauern zwei Wochen. Noch gibt es freie Plätze – mehr unter (02291) 8 08 99 09.
Geöffnet ist das Balneo dienstags, donnerstags und freitags von 14 bis 21 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr sowie an Sonntagen von 10 bis 17 Uhr.