Das erste Retentionsbodenfilterbecken in Hermesdorf ist nahezu fertig. Insgesamt geben die Stadtwerke dort fast 6,5 Millionen Euro aus.
Millionen-InvestitionNeues Bauwerk in Waldbröl macht mit Schilf das Wasser sauber

Nehmen in Waldbröl-Hermesdorf die restlichen Arbeiten am Retentionsbodenfilterbecken in den Blick: Stadtwerke-Geschäftsführer Mirco Kujbida (links) und Techniker Rüdiger Reifenrath.
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Immer wieder faucht der Teerkocher, am Tor zur Anlage rund um das neue Retentionsbodenfilterbecken in Hermesdorf sind noch einige Handgriffe zu tun. Ansonsten ist alles nahezu fertig. „Im Frühjahr setzen wir das Schilf“, kündigt Rüdiger Reifenrath, Techniker bei den Waldbröler Stadtwerken, an.
Diese Pflanzen dienen aber nicht etwa einer idyllischen Gewässeroptik. Sie erfüllen die wichtigste Aufgabe überhaupt: Das Schilf reinigt das Regenwasser, das von den Straßen in der Nachbarschaft, aus den Gewerbe- und Industriegebieten sowie aus den Wohnsiedlungen in die Kanäle rinnt und von dort bisher ungefiltert in die Homburger Bröl fließt.

Mehr als 1700 Kubikmeter Wasser fasst das neue Retentionsbodenfilterbecken, das die Waldbröler Stadtwerke inzwischen fast fertiggestellt gestellt haben.
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„Und das darf eben nicht mehr sein“, betont Geschäftsführer Mirco Kujbida mit Blick auf den Trennerlass aus dem Landesministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Dieser schreibt die Aufbereitung von Niederschlagswasser zwingend vor, damit die Natur weniger leidet, Flüsse und Bäche sauberer werden. In der Bröl haben etwa Lachse ihre Laichplätze. Zurzeit aber gelangt in Hermesdorf Niederschlag an vier Stellen ungefiltert in das Gewässer – und damit eben auch der Schmutz von den Straßen, zum Beispiel.
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Das Filterbecken ist das erste seiner Art, ein zweites wird folgen. Die Kosten für die Anlage am Ende des Biebelshofer Wegs liegen bei rund 2,2 Millionen Euro, etwa 1,7 Millionen haben die Stadtwerke aus den Förderkassen der NRW-Bank erhalten. „Hier kann man endlich mal sehen, wofür wir Geld ausgeben“, freut sich Kujbida. „Ansonsten arbeiten wir ja meist unter der Erde, an den Kanälen etwa.“
Im kommenden Jahr soll in Waldbröl eine zweite und deutlich größere Anlage gebaut werden
Die Arbeiten für die zweite, deutlich größere Anlage sollen im kommenden Jahr beginnen, und zwar auf dem Gelände des heutigen Regenklärbeckens zwischen Hermesdorf und Waldbröl, gelegen unterhalb des Kreisverkehrs zwischen der Wiehler Straße und der Hauptstraße (Bundesstraße 256).
Veranschlagt sind die Kosten dort mit rund 4,7 Millionen Euro, die Stadtwerke erhalten eine Förderung von 3,5 Millionen. 2029 soll die Anlage in Betrieb gehen, 7000 Kubikmeter an Niederschlagswasser kann sie aufnehmen, mehr als 1700 Kubikmeter speichert die bereits fertige. Neben den Stadtwerken unterhält auch der Aggerverband ein solches Bauwerk in der Marktstadt, diese befindet sich an der Vennstraße.
Entstanden ist das erste Retentionsbodenfilterbecken der Stadtwerke auf einem Grundstück, das die Stadt zuvor als Ablagehof für Grünschnitt genutzt hat. Im Becken wird das Niederschlagswasser aber nicht nur saubergemacht, sondern auch wohl dosiert in die Bröl geleitet, also mit gedrosselter Geschwindigkeit – das bedeutet weniger Stress für das Leben im Bach. 1140 Quadratmeter misst die Filterfläche.
Auch ist die Anlage als Überlaufbauwerk gedacht, sollte es ein Unwetter mit zu viel Starkregen geben. „Es verhindert Überflutungen“, sagt der Techniker Reifenrath. Ein fester Weg führt auf der einen Seite am Rand entlang. „Von dort führen wir Wartungen aus, auch kann das Wasser bei einem Notfall über Saugrohre von da abgepumpt werden.“ Steinhaufen markieren die Zugänge – und verhindern, dass Gras darüber wächst.
Acht Schilfpflanzen kommen auf einen Quadratmeter, Schiebetore regeln automatisch den Zufluss ins Becken und ebenso den Abfluss in den Schacht zur Homburger Bröl. Das Wasser passiert auf seinem Weg zwei Kontrollstationen, an denen Proben entnommen werden: „So erkennen wir die Qualität des Wassers, wenn es ankommt, und die Qualität des gereinigten Wassers, wenn dieses abfließt“, führt Rüdiger Reifenrath aus. Die Technik ist in einem Holzhaus untergebracht, sie gehört indes dem Aggerverband.

