VectoringRatsherr sieht in Morsbach, Waldbröl und Wiehl Förderung für Glasfaser in Gefahr

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Zu sehen ist ein Gerät, das Glasfaserleitungen für den Internetausbau verlegt.

Highspeed-Internet ist in Oberberg begehrt, vor allem per Glasfaserdatenleitung.

In Waldbröl, Morsbach und Wiehl wirbt die Telekom für schnelle Internet-Tarife via Vectoring. Damit gefährde der Konzern die Förderung für einen umfassenden Glasfaserausbau, fürchtet der Waldbröler Ratsherr Wastl Roth-Seefrid. 

Mit Beginn des kommenden Jahres will die Bundesregierung eine neue Offensive für den Ausbau des Breitbandinternets starten und den Kommunen ein erneuertes Förderprogramm anbieten. Darin vorgesehen ist, dass dann auch der Ausbau des Netzes in Gebieten gefördert werden kann, in denen die Download-Geschwindigkeit bei derzeit weniger als 200 Megabits in der Sekunde (Mbit/s) liegt. Bisher galt ein Richtwert von 100 Mbit/s im Download, damit Kommunen die Förderung von sogenannten Grauen Flecken beantragen konnten.

In Waldbröl befürchtet Wastl Roth-Seefrid, Ratsherr für die SPD, dass es in manchen Orten nicht zu einer solchen Förderung kommen könnte. Denn: „Die Deutsche Telekom geht in Orten wie Heide oder Herfen von Haus zu Haus, um dort neue Verträge zu schließen“, sagt er. „Diese Verträge versprechen eine Download-Rate von sogar 250 Megabits pro Sekunde.“ Will sagen: Stehen in einer Ortschaft sechs Häuser und entscheiden sich vier dieser Haushalte für einen neuen Telekom-Vertrag, könnte damit eine Quote erreicht sein, die eine Förderung verhindert.

Waldbröler Politiker: Besser abwarten als jetzt zu unterschreiben

Auch würde die Telekom den Förder-Richtwert von 200 Mbit/s überbieten. Roth-Seefrid: „Deswegen rate ich den Menschen in meinem Wahlkreis, sich lieber zu gedulden, auf das Glasfasernetz zu warten und auf keinen Fall zu unterschreiben.“ Inzwischen, so hat er erfahren, haben aber einige Waldbrölerinnen und Waldbröler ihren Namen unter einen Vertrag gesetzt.

Das sagt etwa Telekom-Kunde Patrick Adolphs aus Heide. Der ihm angebotene Vertrag sollte zwei Jahre laufen, in den ersten sechs Monaten 20 Euro kosten und danach fünf Euro über dem bisherigen Preis liegen. „Ich habe abgelehnt.“ Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt Sprecher Maik Exner, dass nicht nur in Waldbröl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines von der Telekom beauftragten Unternehmens unterwegs sind, sondern auch in Wiehl und Morsbach. „Das sind aber reine Tarifberatungen“, erklärt Exner.

Telekom rüstet in Oberberg für Super Vectoring auf

So würden höhere Verbindungsgeschwindigkeiten auf Grundlage des in den Orten bereits vorhandenen Datennetzes angeboten, und zwar über die „Super Vectoring“-Technik. Dafür rüste die Telekom ihre grauen Verteilerkästen auf. Exner: „Wer also bei Verfügbarkeit einen schnelleren Tarif bucht, legt damit einer zukünftigen Förderung von Glasfaseranschlüssen keine Steine in den Weg, da die existierende Technik bis zu einem möglichen Glasfaserausbau dieselbe bleibt.“

In der erneuten Förderrichtlinie des Bundes wird die Glasfasertechnik allerdings als eine Möglichkeit unter anderen genannt, generell ist von Breitbandnetzen die Rede, zu denen eben auch „Super Vectoring“-Verbindungen gehören. Diese bringen auf den letzten Metern das schnelle Internet über Kupferkabel ins Haus. „Und dann kann es durchaus sein, dass sich mehrere Haushalte eine Leitung teilen müssen, sodass am Ende keine 250 Megabit dort ankommen – und wenn dann alle gleichzeitig Fußball gucken oder im Home-Office arbeiten wollen, wird’s finster“, ahnt SPD-Mann Wastl Roth-Seefrid und ergänzt: „Auch ist die Vectoring-Technik ein echter Stromfresser, das belegen Studien.“

Wenn dann alle gleichzeitig Fußball gucken oder im Home-Office arbeiten wollen, wird’s finster.
Wastl Roth-Seefrid sieht die Vectoring-Technik skeptisch

In den Rathäusern von Waldbröl, Wiehl und Morsbach ist das Vorgehen der Telekom bekannt, dort gibt man sich abwartend. So sieht Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski seine Gemeinde durch das Markterkundungsverfahren geschützt. Diese Bestandsaufnahme muss erfolgen, damit eine Kommune ein Unternehmen beauftragen kann, ein Breitbandnetz auf- oder auszubauen, und dafür dann auch Fördermittel fließen. „Und dafür müssen eben alle Haushalte betrachtet werden.“

Das Vorgehen der Telekom sieht er aber kritisch. „Mich ärgert es, dass sich die Telekom offenbar die Rosinen herauspickt, sich Orte aussucht, in denen auf kurzem Weg ausgebaut werden kann – also keine kilometerlangen Leitungen gelegt werden müssen.“ Wer aber heute einen Vertrag unterschreibt, der könne diesen kündigen, wenn schließlich eine bessere Internettechnik verfügbar sei, überlegt Bukowski. „Am Ende entscheidet der Kunde ohnehin nach Leistung und Preis.“

Morsbach und Waldbröl setzen auf die Markterkundung

Ähnlich sieht es Jan Kiefer vom zuständigen Fachbereich der Waldbröler Stadtverwaltung, er setzt ebenfalls auf die Markterkundung. „Grundsätzlich ist es aber zu begrüßen, wenn den Leuten ein schnelleres Internet angeboten wird.“ Nicht äußern möchte sich in Wiehl Stadtsprecher Volker Dick. „Dazu müssten wir die angebotenen Verträge im Detail kennen.“


Als Beispiel für ein laufendes Ausbau-Vorhaben nennt Telekom-Sprecher Maik Exner die Stadt Wiehl. Dort arbeitet die Telekom-Tochter Glasfaserplus zurzeit an einem Datennetz für etwa 8200 Haushalte. „Bei einer Vorvermarktung kann man bereits Tarife bei der Telekom buchen“, sagt Exner. Fertiggestellt werden sollen diese Anschlüsse den Angaben des Sprechers zufolge im kommenden Jahr. „Die Beratungen an den Haustüren in diesem Gebiet ermöglichen also in der Regel einen Glasfaseranschluss bis in das Haus.“

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