Nach Irrfahrt ins falsche RomLuigi Rimonti: „Ich hatte einen Schutzengel“

Lesezeit 4 Minuten
Alle Wege führen nach Rom, nur hat Luigi Rimonti leider das falsche erwischt. Nämlich die kleine Ortschaft Rom in der oberbergischen Gemeinde Morsbach. Nach einem Unfall dort wurde er ins Waldbröler Kreiskrankenhaus eingeliefert. Unser Foto zeigt ihn im Krankenbett.

Alle Wege führen nach Rom, nur hat Luigi Rimonti leider das falsche erwischt. Nämlich die kleine Ortschaft Rom in der oberbergischen Gemeinde Morsbach. Nach einem Unfall dort wurde er ins Waldbröler Kreiskrankenhaus eingeliefert.

  • Obwohl seine Söhne ihn nicht allein fahren lassen wollten, hat sich Luigi Rimonti aus England auf nach Rom gemacht.
  • Der gebürtige Italiener wollte sich von seiner Heimat verabschieden.
  • Das Navigationsgerät lotste ihn ins kleine Morsbach-Rom im Oberbergischen Kreis.
  • Nach dem Schrecken der Irrfahrt verunglückte der 81-Jährige auch noch.
  • Wir haben ihn im Krankenhaus besucht.

Luigi Rimonti hatte Glück. Großes Glück. „Nein, ich hatte einen Schutzengel“, korrigiert der 81 Jahre alte Italiener prompt. Und das mit großer Geste. Tiefe Schürfwunden an seinem rechten Bein und kleinere Verletzungen am Kopf zeugen von dem schweren Unfall, den Rimonti am Freitag erleben musste, sein rechtes Handgelenk ist bandagiert. Bis Montag wurde Rimonti im Waldbröler Kreisklinikum behandelt.

Immer wieder klingelt dort sein kleines, schwarzes Handy. Verwandte, Freunde und natürlich die Geschwister fragen, wo er ist, ob es ihm gut geht. „Mir geht es gut, wirklich gut“, versichert Rimonti, wieder und wieder. Am Mittwoch vergangener Woche, um 5 Uhr am Morgen, hatte er sich in Newcastle upon Tyne, seinem Wohnort im Nordosten Englands, von seinen Söhnen Gino und Walter mit den Worten verabschiedet, dass er nach Rom, in die Heimat, fahre.

Unterwegs streikte das Navigationsgerät

Dort aber kam der Senior nicht an: Das Navigationssystem in seinem grauen Jaguar lotste ihn in den Süden des Oberbergischen Kreises, nach Morsbach-Rom. Und dort verlor er die Kontrolle über seine Limousine, die er zuvor am Straßenrand abgestellt hatte – nach Angaben der Polizei offenbar ohne diese zu sichern: Die offene Fahrertür erwischte den Mann, schleifte ihn mit. „Ich hätte tot sein können“, ruft Luigi Rimonti und hebt erneut die Hände gen Himmel.

Wer reist, hat viel zu erzählen. Luigi Rimontis Autofahrt in die Ewige Stadt wird ihm wohl in durchwachsener Erinnerung bleiben.

Wer reist, hat viel zu erzählen. Luigi Rimontis Autofahrt in die Ewige Stadt wird ihm wohl in durchwachsener Erinnerung bleiben.

Sein Glück war es, dass er in Lichtenberg, einen Kilometer gelegen vor dem kleinen Ort Rom, an einem Senioren- und Pflegezentrum gehalten hatte, um sich dort Auskunft zu holen. „Denn irgendwie war mir alles so fremd vorgekommen.“ Durch ein Fenster sahen Pflegekräfte plötzlich, wie er vergeblich versuchte, in den rollenden Wagen zu springen, um die Talfahrt zu stoppen. Dabei wurde er verletzt.

„Irrfahrten“ waren bisher immer Absicht

Noch befindet sich das Auto von Luigi Rimonti bei einem Abschleppunternehmen in Drolshagen. „Er kann es jederzeit abholen“, betont Polizeisprecher Michael Tietze. Er vermutet, dass Rimonti für den Schaden nach dem Unfall in Lichtenberg aufkommen und er zudem ein geringes Verwarngeld zahlen muss, weil er sein Auto nicht gesichert habe.

Irrfahrten nach Morsbach-Rom sind ansonsten nicht bekannt. Ein Kegelklub sei mal dort gelandet, Mitte der 1970er Jahre. „Aber das war Absicht, der Vorsitzende wollte die Kameraden veräppeln“, erinnert sich Christoph Buchen von Morsbacher Heimatverein. Auch sei Rom bei stets Betriebsausflügen beliebt gewesen, um Kollegen zu verschaukeln – „sogar mit Limousine und Eskorte“. Denn bis 2015 war da das Hotel „Zum Römertal“. Der im August 2018 verstorbene Inhaber Heinz Klein nannte sich „Papst von Rom“: Er spielte mit dem Namen des Dorfes, stellte Wegweiser zur Spanischen Treppe auf, richtete einen Landeplatz für Hubschrauber ein, baute die Heinrich-Kapelle. Bundesweit bekannt wurde Klein, als er und andere „Römer“ 1985 in Rudi Carrells Fernsehshow „Die verflixte 7“ mitmachten. Tatsächlich besuchte Joachim Kardinal Meisner 2002 den Ort. Er kam aber zu Fuß bei einer Wanderung, nicht aus der Luft.

Heimatkundler Buchen geht davon aus, dass „Rom“ ein alter Ausdruck für Erz und Metall ist und die Ortschaft früher eigentlich „Room“ hieß. (höh)

„Meine Söhne wollten nicht, dass ich noch mal allein nach Rom fahre. Ich sei kein guter Fahrer, dazu der Verkehr, die lange Strecke“, erzählt Rimonti, der jetzt drei, vier Tage in einem Waldbröler Hotel verbringen möchte, bis er das Auto zurückerhalten hat. „Mein Gepäck ist noch drin, ich habe nicht mal Kleidung“, sagt der Senior, der als Friseur gearbeitet hat – und das auch in Köln, Mitte der 1990er Jahre.

„Daher wurde ich nicht misstrauisch, als ich Köln und Frankfurt auf den Schildern las“, erinnert sich Rimonti. Er habe mit der Fähre übergesetzt, sei an Amsterdam vorbeigekommen. Erst als die Stimme aus dem Navi gesagt habe, er solle die Autobahn verlassen und er danach „eine gefühlte Ewigkeit“ über bergische Straßen gekurvt sei, habe er gezweifelt, ob er auf Kurs sei. „Mein Rom war einfach nicht in Sicht.“

Rom im Oberbergischen Kreis: Viel Aufmerksamkeit für den kleinen Namensvetter der italienischen Hauptstadt.

Rom im Oberbergischen Kreis: Viel Aufmerksamkeit für den kleinen Namensvetter der italienischen Hauptstadt.

Rimonti wird still. Warum wollte er nach Italien? Er erzählt zunächst davon, dass die Eltern tot sind. Zuletzt starb die Mutter im Alter von 95 Jahren. „Und bald ist es an mir“, sagt Rimonti. „Ich wollte Lebewohl sagen, Abschied nehmen.“ Etwa 60 Kilometer von der italienischen Millionenmetropole entfernt habe er ein Haus, „vier Brüder und drei Schwester leben in der Nachbarschaft“. „Mein Herz hat mir gesagt, ich solle noch einmal, ein letztes Mal, nach Rom fahren, so wie ich es sonst jedes Jahr gemacht habe.“ Unterwegs habe aber das Navigationsgerät gestreikt, „es sprach nicht mehr“.

Erst verirrt, dann auch verletzt: Luigi Rimonti hatte wirklich Pech.

Erst verirrt, dann auch verletzt: Luigi Rimonti hatte wirklich Pech.

Zweimal habe er angehalten, um aufzutanken. „Dabei bat ich dann die Angestellten an der Tankstelle, das Navi richtig einzustellen.“ Und dabei habe der letzte wohl „Morsbach-Rom“ eingetippt, vermutet Luigi Rimonti. Seine Reise will er übrigens nicht fortsetzen, sondern nach England zurückkehren. Wahrscheinlich werden ihn seine Söhne in Waldbröl abholen.

KStA abonnieren