Wer die alte Backsteinscheune an der Hauptstraße 92 in Waldbröl-Hermesdorf betritt, steht prompt zwischen Möbeln, Spielsachen und altem Westerwälder Steinzeug.
Von Dirndl bis WerkzeugEin Blick in die Hermesdorfer „Trödelscheune“

In Waldbröl-Hermesdorf betreibt Wally Olejak (o.) seit 1999 ihre Trödelscheune.
Copyright: Siegbert Dierke
Regalreihen und Stellflächen sind dicht gefüllt – vieles wirkt gebraucht, manches ist überraschend gut erhalten. Dort haben Uwe und Walli Olejak die „Trödelscheune“ eingerichtet – einen Ort, an dem Gegenstände aus verschiedensten Zeiten zusammenkommen. Seit 1999 steht die Hermesdorfer Trödelscheune für das, was andernorts verschwindet, für Geschichte in Möbeln, Porzellan, Kleidung und Kuriositäten. Auf rund 200 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen, findet sich beinahe alles – vom Dirndl bis zur Werkzeugkiste, vom antiken Kinderwagen bis zum vergessenen Kochbuch vergangener Jahrzehnte.
1998 hat alles angefangen
Und auch einen Außenbereich gibt es, der im Vorbeifahren bereits die Aufmerksamkeit vieler Autofahrer auf sich zieht. Die Anfänge reichen ins Jahr 1998 zurück. „Wir haben damals keine Arbeit gefunden. Mit Trödelmärkten hatten wir uns jedoch schon länger beschäftigt“, erzählt Uwe Olejak. Da sich das Paar nicht allein von Märkten abhängig machen will, beschließen die beiden, mit einem eigenen Laden Fuß zu fassen. Mit der Unterstützung von Familie und Freunden verwandeln sie eine alte Viehscheune in ein Ladenlokal.
Und überall wird improvisiert: Ob es der private Gebrauch von Secondhand-Ware ist oder das erste Weihnachtsmenü nach dem Start, das die Familie auf einem kleinen Zwei-Platten-Herd kocht. „Im Trödel gibt es Aufs und Abs“, erklärt Olejak. „Trends kommen und gehen, manche Dinge verkaufen sich jahrelang nicht, um dann plötzlich gefragt zu sein, weil es im Trend ist, wie Zinkwannen oder Geschirr aus Omas Zeiten.“
Vielfalt und ein regelmäßiger Sortimentswechsel seien dennoch wichtig: „Wer regelmäßig kommt, findet immer wieder Neues.“ Die Kundschaft komme nicht nur aus dem Oberbergischen Kreis, sondern aus ganz Europa. „Viele bringen nicht nur Kaufinteresse, sondern auch Geschichten mit – von Gegenständen, die sie früher selbst besaßen, oder von Erbstücken, die nun ein neues Zuhause finden“, verrät der Inhaber. Das Ehepaar Olejak nimmt selbst auch Trödel an: Alles, was es nicht mehr ins Geschäft schafft, wird als Spende mithilfe eines Missionswerks in die Ukraine oder nach Moldawien gefahren. Die Begegnung zähltNach der Gründung dem Paar bleibt nichts anderes übrig als immer weiterzumachen: Dass sich die Trödelscheune über so viele Jahre halten kann, habe seine Gründe, sagt das Paar und zählt auf: „Realistische Preise, persönliche Beratung und der Verzicht auf digitale Verkaufswege.“ Denn die Olejaks setzen auf Begegnung statt auf den Onlinehandel. „Das Internet kann praktisch sein, aber uns ist wichtig, dass die Leute miteinander reden und Dinge vor Ort sehen und anfassen können“, betont Uwe Olejak.
Und was bekommt man dort für zehn Euro? Mal ein komplettes Kaffeeservice, mal einen alten Reisekoffer, mal ein Regal – jedoch immer etwas mit Geschichte. Irgendwo im oberen Regal steht eine Milchkannen-Serie aus den 1950ern, die seit den Anfangstagen im Besitz des Geschäfts ist. Wer hereinkommt, sollte Zeit mitbringen – denn da kauft man nicht einfach nur ein, man geht auf Schatzsuche. Die Hermesdorfer Trödelscheune, Hauptstraße 92 ist an drei Tagen pro Woche geöffnet, und zwar immer montags, donnerstags und samstags in der Zeit von 10 bis 17 Uhr. Mehr zum Laden und zu seiner Geschichte gibt es im Internet oder unter (02291) 80 05 41.
Ein zweiter Trödeltipp in Waldbröl
Neben der Trödelscheune in Hermesdorf gibt es in Waldbröl einen weiteren Ort für Stöberfreunde: An der Wiehler Straße 4, in Höhe des Boxbergkreisels, betreiben Ursula und Werner Faulenbach seit rund 25 Jahren nebenbei ihr Geschäft. Ein klassischer Laden mit festen Öffnungszeiten ist dies jedoch nicht. Wer stöbern möchte, der achte auf die Hinweisschilder an der Wiehler Straße. Stehen diese draußen, ist geöffnet. Termine kann man vereinbaren unter (02291) 6129. Spezialisiert haben sich die Faulenbachs auf Haushaltsauflösungen und Entrümplungen. Das Sortiment ist aber ebenso vielfältig wie überraschend – querbeet und sicherlich auch mit so mancher unerwarteter Entdeckung.