Wandel ist das VerlässlicheClownin Sophia Altklug wird 80 Jahre alt

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All die Farben ihres Lebens will Dr. Kristin Kunze alias Sophia Altklug zu ihrem Achtzigsten in der Natur betrachten.

All die Farben ihres Lebens will Dr. Kristin Kunze alias Sophia Altklug zu ihrem Achtzigsten in der Natur betrachten.

Bellingroth – Sich die Leichtigkeit in schwierigen Zeiten bewahren, anerkennen, dass Loslassen und Wandel das Leben bestimmen und dabei beweglich bleiben – solche Gedanken begleiten Dr. Kristin Kunze nicht nur seitdem die Pandemie das Leben durchschüttelt. Am Sonntag wird die Engelskirchenerin, die als Clownin Sophia Altklug Menschen bezaubert, die als Zahnärztin in Afrika jahrzehntelang Menschen geholfen hat und die mit 68 Jahren als Turmspringerin nach 45 Jahren Pause wieder Preise holte, 80 Jahre alt.

Dass der Wandel und die Veränderung Konstanten des Menschseins sind, hat sie schon als Kind erfahren. 1941 wurde sie in Berlin geboren, erlebte dort als Teil einer Kinderbande die Trümmerlandschaften der Nachkriegszeit als Abenteuerspielplatz, als Normalität. Der Umzug mit der Familie nach Köln riss sie schmerzhaft aus dem Vertrauten. Sie fiel auf, weil sie berlinerte. Heute spricht Kunze auch gerne gemütlich-weiches Kölsch, hat sich das kecke Berlinern aber bewahrt.

In Köln rettete der Zoo sie vor dem Versinken im Heimweh, wie sie erzählt: „Hier erfuhr ich Linderung.“ Noch heute prägt die Liebe zu Tieren und zur Natur ihr Wesen. Gerade ist Hündin Farah in ihr Leben getreten: „Der Name bedeutet Fröhlichkeit. Was könnte besser passen!“

In Köln studierte Kristin Kunze Zahnmedizin, entdeckte nach dem Studium als Assistentin an der Universität einen Zettel am Schwarzen Brett. Es wurden Interessierte gesucht, die sich vorstellen konnten, in Afrika ein Teil der medizinischen Entwicklungshilfe zu werden. Dieser Zettel veränderte Kunzes Leben, denn dem ersten Aufenthalt in Lambaréné in Gabun sollten viele weitere in ganz Afrika folgen. „Etwas neu aufzubauen hat mich immer gereizt“, blickt sie zurück.

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Im Laufe der Jahre praktizierte sie als Zahnärztin in Köln und Engelskirchen und erlebte mit Anfang 50 einen neuen Bruch. Der Tod einer Freundin löste Gedanken aus: „Wo stehe ich und wo will ich hin?“ Weiterhin ausschließlich als Zahnärztin zu praktizieren, war keine Option mehr. Sophia Altklug erblickte in den folgenden Jahren das Licht der Welt, ihre Schöpferin hatte nämlich in Münster eine Zirkus- und Clownschule besucht und machte nun regional und überregional erste Schritte, um vor Menschen zu spielen. Denn, so ist sie überzeugt, auch auf diese Art kann man heilen – eine Clownin lotet Gefühle aus, bringt zum Lachen, zur Melancholie und zeigt: All das ist in Ordnung. „Ich habe mir die Pippi Langstrumpf im Kopf immer bewahrt, denn ich halte es mit Astrid Lindgren, die sagte, dass auch alte Damen auf Bäume klettern dürfen“, sagt Kunze und schmunzelt. In ihren Kursen entdeckt sie mit anderen Frauen die Clownin in den Teilnehmerinnen, mit der Engelskirchener Schauspielerin Heike Bänsch bringt sie das Stück „Paradiso“ über Freundschaft und Liebe auf die Bühne und gerne würde sie schon bald wieder mit anderen Künstlerinnen im Projekt „Vibrationen“ aufgehen.

Doch noch bremst Corona. Aber das wird die Clownin nicht davon abhalten, an ihrem Geburtstag in die Natur hinauszugehen, einen Berg zu besteigen und anlässlich ihres Achtzigsten all die Farben des Lebens zu betrachten.

www.sophiaaltklug.de

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