Die Berliner Graphic-Novel-Künstlerin stellte auf Einladung des Freundeskreises Wiehl-Jokneam ihr Buch über die NS-Zeit in Bielstein vor.
Graphic-NovelAutorin begibt sich in Wiehl auf Zeitreise in den Nationalsozialismus

Bianca Schaalburg las im Burghaus aus ihrem Buch.
Copyright: Weitzdörfer
Die Genre-Bezeichnung macht deutlich, dass Graphic-Novels mehr als einfache Comics sind. Es sind Romane, die in einer anderen, bildlichen Form erzählt werden. Am Donnerstagabend lernten die Besucher im Burghaus bei einer spannenden Lesung der Berliner Illustratorin und Autorin Bianca Schaalburg eine besonders eindringliche Graphic Novel kennen.
„Man konnte eine Stecknadel fallen hören“
Schaalburg stellte „Der Duft der Kiefern“ auf Einladung des Freundeskreises Wiehl-Jokneam und der Buchhandlung Hansen & Kröger gleich an zwei Terminen vor. Freundeskreisvorsitzende Judith Dürr-Steinhart berichtete: „Am Morgen war die zehnte Klasse der Sekundarschule Bielstein hier, es war eine besondere Lesung, man konnte eine Stecknadel fallen hören.“
Am Abend waren dann noch einmal rund 30 Besucher gekommen, um mit Bianca Schaalburg in deren Familiengeschichte einzutauchen. „Der Duft der Kiefern“ ist eine Zeitreise in die Vergangenheit der Autorin, es kommen Mutter und Großmutter, Vater und Großvater vor. Sie beschäftigt sich in ihrem 2022 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Buch mit der Frage, ob die Großeltern aktive Nazis oder bloß Mitläufer waren. Schaalburg hat mit ihrem Sohn über Großvater Heinrich recherchiert, dass dieser in Berlin schon früh zur SA kam, ein Hakenkreuz am Jackett trug und ein Abzeichen des Reichsparteitags in Nürnberg von 1934 besaß.
„Wir. Wussten. Von. Nichts.“
Diese Spurensuche hat Bianca Schaalburg in Bilder gefasst, die die Geschichte nur auf den ersten Blick ein wenig entspannter daherkommen lassen. In den Sprechblasen wird das Selbstverständnis dieser Generation deutlich: „Wir haben von nichts gewusst.“ Die Stimme ihrer Oma habe sie bis heute im Ohr, sagt die Künstlerin: „Wir. Wussten. Von. Nichts.“
2018 begann Schaalburg mit der Recherche zur Frage, was ihre Großeltern im Zehlendorf der 1930er und 1940er Jahre gemacht und gewusst haben. Und es ging es darum, was aus den drei jüdischen Menschen geworden ist, die für die „arische“ Familie Schott, den Großeltern der Autorin, aus ihrem Haus vertrieben wurden. Drei Stolpersteine zeugen davon am Eisvogelweg in Berlin.
Das alles war beklemmend eindringlich. Die Bilder in „Der Duft der Kiefern“ fokussieren sich auf das Berliner Viertel, die Menschen, die dort früher lebten. Und verschwanden, wenn sie etwa jüdisch oder politisch andersdenkend waren. Das große Jahrtausendverbrechen der Nazis wird durch die persönliche Lesung einer Frau, die sich für die eigene Familiengeschichte zu interessieren begann, viel weniger abstrakt.

