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Gegen den KriegGymnasium, Kirchenkreis und Moscheevertreter beten in Wiehl für den Frieden

Lesezeit 3 Minuten
Eine Kirche ist voll besetzt. Im Altarraum steht eine Gruppe Schüler, eine Frau sitzt an einem Klavier.

Schülerinnen und Schüler des Bonhoeffer-Gymnasiums gestalteten das Friedensgebet in der Wiehler Stadtkirche auch mit viel Musik. 

An einer Gebetsstunde und gleichzeitig Gedenken an die Reichspogromnacht haben in der Wiehler Stadtkirche rund 120 Menschen teilgenommen.

Rund 120 Menschen haben am Donnerstag an einer Gebetsstunde unter dem Titel „Abrahams Kinder im Krieg“ teilgenommen, dazu hatten das Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium und der Evangelische Kirchenkreis An der Agger in die Wiehler Stadtkirche eingeladen. Dort erinnerte Tom Hein aus der Jahrgangsstufe 12 an die Reichspogromnacht 1938, die sich inzwischen zum 85. Mal jährt: „Dieser Umstand und die Konflikte in Israel waren für uns der Anlass für dieses Friedensgebet.“ Mit wehmütigem Unterton präsentierten Musiklehrerin Annette Blecher am Klavier sowie die Schüler Jakob Nagora an der Trompete und Marla Herrmann (Violine) das Lied „Abrahams Kinder im Krieg“.

Ursprung in Abrahams Söhnen

Dazu luden sie ein, den an das Agnus Dei angelehnten Text „Dona nobis pacem“ (Gib uns Frieden) auf Latein mitzusingen. Zwei Jugendliche erinnerten an den Angriff der Hamas auf Israel vor gut einem Monat, doch habe es dort nicht nur aktuell, sondern immer wieder militärische Auseinandersetzungen nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben: „Im Krieg entsteht viel Leid, nicht nur bei den Soldaten, sondern auch bei den Menschen, die nur in Frieden leben wollen.“

Eine Schülerin verglich die großen Religionen mit einer Familie, die allesamt ihren Ursprung in Abrahams Söhnen Isaak und Ismael hätten: „Leider hat es diese Familie nicht geschafft, in Frieden miteinander zu leben.“ Alle Menschen seien gleich wertvoll und jeder auf seine Weise besonders: „Lasst den Streit nie zu groß und den Hass nicht übermächtig werden.“

Das Symbol für den Frieden sei eine Stadt, die für alle drei großen Religionen wichtig ist, sagte zudem Schulpfarrer Hans-Georg Pflümer. Nur 80 Kilometer vom Gazastreifen entfernt trage Jerusalem den Frieden (Shalom) bereits im Namen, doch über Jahrhunderte sei diese Stadt umkämpft gewesen: „Die große Sehnsucht nach Frieden geht von Jerusalem aus.“ Und wenn eine Situation aussichtslos erscheine, dann helfe nur zu beten.

„So bescheuert können Menschen doch eigentlich nicht sein“, knüpfte Superintendent Michael Braun an seinen Vorredner an. „Was heute passiert, ist Wahnsinn – in den vergangenen Wochen sind dort mehr als 12 000 Menschen gestorben.“ Zum Beten gehörten Mut und auch die Maßlosigkeit, über alles Gewöhnliche hinaus eine neue Idee für einen Ausweg zu suchen: „Ich möchte darum beten, dass die Menschen im Gazastreifen zu Bett gehen können, ohne dass eine Rakete auf sie fällt.“

Auch Rafet Öztürk, theologischer Referent der türkischen Moscheegemeinde Köln, verglich die Religionen mit einer Familie: „Die Kinder Abrahams haben früher dort einmal gemeinsam gespielt.“ In einem arabischen und dann übersetzten Gebet bat er den allmächtigen Schöpfer um die Gnade, einander wieder lieben zu können: „Wer Gutes tut, tut das auch für seine eigene Seele.“