Ein Pilotprojekt am Wiehler Gymnasium soll den Katastrophenschutz populär machen. Wie helfe ich mir selbst bei Hochwasser?
SelbsthilfeWiehler Schüler üben den Katastrophenfall

Außergewöhnliches Lehrmaterial: Emma probierte beim THW ein Atemschutzgerät an.
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Emma trägt eine schwere Last. Es ist ein Atemschutzgerät des Technischen Hilfswerks und wiegt acht Kilo. Für die 13-Jährige eine ungewohnte Situation. Benjamin Demmer vom THW Waldbröl und Nis-Hanjo Armbröster vom THW Olpe kennen sich damit aus und erklären der Schülerin und der ebenfalls 13-jährigen Johanna, wie sie das Atemschutzgerät richtig schultern und in welchen Situationen es eingesetzt wird. Im Fall der Fälle.
Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium fand zum Wochenstart ein Aktionstag statt. Es geht um das Projekt „Handeln macht Schule! Sensibilisierung für den Katastrophenschutz“. Beteiligt sind neben dem THW auch Aggerverband, Stadt Wiehl, Johanniter, Deutsches Rotes Kreuz, DLRG und Feuerwehr. Ziel der Initiative ist es, die Bevölkerung in die Lage zu versetzen, im Notfall sich selbst helfen zu können.
Oberberger sollen sich selbst helfen können
„Es kann nicht garantiert werden, dass im Ernstfall Hilfsorganisationen sofort und bei jedem zur Stelle sind“, warnt Kreisbrandmeister Julian Seeger. „Daher ist es wichtig zu vermitteln, wie sich jeder selbst helfen und schützen kann, bis die Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, DRK oder THW vor Ort sind.“

Die Wiehler Gymnasiasten enterten das Rettungsboot der DLRG.
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Die Schüler spielen im Konzept des Projekts eine zentrale Rolle: Weil sie über große Netzwerke verfügen – in der Familie und im Freundeskreis – erhofft man sich, dass die Jugendlichen als Multiplikatoren dienen und ihr Wissen weiter in die Gesellschaft tragen. Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker sagt: „Es ist wichtig, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Katastrophenschutz erfordert Zusammenarbeit, und da ist jeder gefragt.“
Es kann nicht garantiert werden, dass die Hilfsorganisationen im Ernstfall sofort und bei jedem zur Stelle sind.
Auf Initiative des oberbergischen Amtes für Brand-, Zivil- und Katastrophenschutz wurde gemeinsam mit dem Bildungsbüro Oberberg und weiteren Akteuren das Projekt auf die Beine gestellt. Auf der Suche nach einer Pilotschule für den Aktionstag stieß man sowohl bei der Stadt Wiehl als auch am Bonhoeffer-Gymnasium auf offene Ohren. Im Vorfeld des Aktionstages wurde dann in den siebten Klassen im Rahmen des Fachunterrichts Erdkunde über Katastrophenvorsorge etwa bei Starkregenereignissen gesprochen. Und es gab einen Besuch bei der Feuerwehr.
Wiehler Schüler nutzen Checkliste
Am Aktionstag fanden nun zunächst Workshops in den Klassenräumen statt, angeleitet von den Mitarbeitern der beteiligten Hilfsorganisationen. So lernten Emma und Johanna im Workshop „Folgen und Verhalten beim Stromausfall“, wie ein Notstromaggregat funktioniert und welche Vorräte jeder am besten zu Hause haben sollte, um im Notfall 24 Stunden über die Runden zu kommen. Johann hat gelernt: Hilfreich ist dabei der „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, der allen Schülern ausgehändigt wurde. „Darin ist eine Checkliste, was man alles haben sollte, um im Notfall versorgt zu sein.“

Kreisdirektor Klaus Grootens, Vizeschulleiterin Britta Stephan und Bürgermeister Ulrich Stücker kosteten die Minipizzen des Roten Kreuzes.
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Nach den Workshops ging es für die Siebtklässler, aber auch für die Schüler der Klassen fünf und sechs auf das Schulgelände. Dort präsentierten sich die Hilfsorganisationen. So wechselten Johanna und Emma vom THW zur Feuerwehr Wiehl. Dort erklärte Ronnie Müller ihnen, wie Wasser gelenkt und aufgehalten werden kann, wenn es zu einer Überflutung kommt: „Benutzt werden kann alles, was man um sich herum findet. In diesem Fall hab ich Sandsäcke mitgebracht, es gehen aber auch Holzbretter oder was sonst rum liegt.“ Derweil erklärte Thomas Stramm vom Roten Kreuz, wie mit Hilfe von Verpflegungsmodulen die Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort beköstigt werden. „Wir sind in der Lage, auf Anhieb bis zu 250 Leute zu versorgen. Dafür haben wir immer ein bestimmtes Kontingent an Getränken und Erbsensuppe auf Lager.“ Eine Erbsensuppe gab es für die Schüler an diesem Tag zwar nicht, dafür konnten sie aber bei den Minipizzen zugreifen.
Während die DLRG einlud, im Hochwasserboot Probe zu sitzen, führte der Aggerverband in Zusammenarbeit mit der Stadt Wiehl die Bergung eines Sturzbaumes aus einem Gewässer vor. Viele Einsatzfahrzeuge waren zu besichtigen, die Schüler scheuten sich nicht, die Ehrenamtlichen mit Fragen zu Löchern.
Als Pilotschule an diesem Projekt teilzunehmen, hat sich aus Sicht der stellvertretenden Schulleiterin Britta Stephan und Erdkundelehrer Sandro Strebe für die Schüler ausgezahlt. Strebe glaubt: „Die große Bandbreite an Hilfsorganisationen und die vielen Infos darüber, was im Notfall zu tun ist und wo Hilfe geholt werden kann, hat den Schülern ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.“