"Fantastische Erfahrung"Wipperfürtherin arbeitet mit Straßenjungen in Bolivien

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Das Foto zeigt die Wipperfürtherin Teresa Hillebrand und junge Bolivianer.

Die Wipperfürtherin Teresa Hillebrand war für ein Freiwilliges Soziales Jahr in Bolivien.

Theresa Hillebrand aus Wipperfürth hat ein Freiwilliges Soziales Jahr in Bolivien verbracht - in einem Heim für Straßenjungen. 

Bolivien – ein Land, dreimal so groß wie Deutschland, in dem nur rund 12,4 Millionen Menschen leben. Unter diese Menschen hat sich die Wipperfürtherin Teresa Hillebrand für ein Jahr gemischt, um Land und Leute kennenzulernen. Im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres der Don Bosco Mission Bonn war sie eingesetzt im „Hogar Don Bosco“, einem Heim für Straßenjungen, in der Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra.

Mittlerweile ist die 19-Jährige zurück in Deutschland und studiert Sozialpädagogik in Münster. Mitgenommen aus ihrem Auslandsjahr hat sie nicht nur einen beachtlichen Vorrat an Bananenchips, sondern auch die Werte der Menschen, ihre Sicht auf die Welt und viele unvergessliche Erinnerungen.

Viele Erinnerungen nach Wipperfürth mitgebracht

„Die Menschen in Bolivien haben nicht so einen Stress, wie in Deutschland. Da herrschen Gelassenheit und Lebensfreude, ein ganz starker Sinn für Gemeinschaft und Zusammenhalt“, so Hillebrand immer noch beschwingt von ihren Erfahrungen in der Fremde und spricht über die Zeit im Kinderheim: „Am Anfang war es schwer, die Jungs zu verstehen, obwohl ich drei Jahre lang Spanisch in der Schule hatte, denn sie sprechen Dialekte. Und sie haben uns noch oft veräppelt“, lacht sie und erinnert sich an den ersten Tag, wie herzlich diese auf die Gruppe der fünf Freiwilligen aus Deutschland auf sie zugestürmt seien.

Hillebrand war den größeren Jungs zugeteilt und unterstützte die Jugendlichen bei ihren täglichen Routinen nach der Schule: Hausaufgabenbetreuung, Garten- und Aufräumarbeiten, Sportprogramm, Freizeitgestaltung, Abendessen und Duschzeit. Auch eine Schreinerei, Schweißerei und eine Küche befanden sich auf dem Gelände und boten den Heranwachsenden die Gelegenheit, sich schon einmal mit Berufen zu beschäftigen, denn wer sich in der Schule reinhängt, hat die Chance auf eine Ausbildung innerhalb des Projektes.

Kein Gehalt, sondern nur ein Taschengeld

Offizieller Feierabend war um 21 Uhr, tatsächlich oft später, Gehalt gab es keins, lediglich 100 Euro Taschengeld pro Monat von der Organisation. Am Wochenende begleiteten die Freiwilligen die Gruppe ins Schwimmbad oder zu Ausflügen zu Flüssen, in Parks oder andere Städte, lernte, Armbänder zu flechten, buk Plätzchen, sang mit Begleitung einer Gitarre und brachte auch manchmal deutsches Kulturgut ein.

„Von einer Mitbewohnerin haben wir uns eine Spätzlepresse geliehen und mit den Jungs Spätzle gemacht“, erzählt sie und zeigt Fotos von der Herstellung in unglaublich großen Töpfen. Und auch die beiden Ferienlager hätten sie begeistert. „In das eine sind wir mit einem Viehwagen gefahren“, so Hillebrand und zeigt auch hiervon, in Erinnerungen schwelgend, ein Foto.

Wenn die Jungs Süßigkeiten bekommen haben, haben sie angeboten zu teilen.
Teresa Hillebrand über ihre Schützlinge in Bolivien

Nachhaltig beeindruckt hat sie der Zusammenhalt ihrer Schützlinge, aber auch deren Großzügigkeit. „Das war immer faszinierend. Wenn die Jungs Süßigkeiten bekommen haben, haben sie angeboten zu teilen“, so die Studentin. Und obwohl der Altersunterschied nur gering war, sobald die Freiwilligen Nähe aufgebaut hatten, sei auch der Respekt dagewesen. „Man denkt, in einem Heim ist es traurig. Es war das Gegenteil: immer laut, bunt und lebensfroh“, so Hillebrand.

Das war es auch an Karneval. In Bolivien veranstalten die Menschen eine riesige Farb- und Wasserschlacht. „Das war einfach verrückt“, findet die Wipperfürtherin. Auf Reisen durch das Land erkundete sie mit ihrer Mitvolontärin, was Bolivien sonst zu bieten hat, bestritt den Todesberg mit einem Mountainbike, spazierte durch die Weiten der Salzwüste, gewann Einblicke in den Dschungel, sah den Titicacasee und lernte die Unterschiede zwischen Hoch- und Tiefland kennen.

„Was Bolivien am allermeisten beschreibt, sind für mich die Folkloretänze, deren Musik und Vielfalt“, fasst sie zusammen. Gleichzeitig sei aber auch die Not sichtbar gewesen, wenn Straßenkinder an den Ampeln standen und versuchten, Süßigkeiten zu verkaufen. Als sich in Deutschland der Sommer näherte, brach in Bolivien der Winter an. „Das ist ganz anders als hier. Es gibt keine Heizungen, viel Regen und einen eisigen Wind“. Von zu Hause vermisst hat sie nicht viel: „Die Kultur war viel zu beeindruckend. Vielleicht Haribo? Auf jeden Fall habe ich gelernt, mit wenig zu leben“, sagt sie. In dem Blog https://blogs.donboscovolunteers.de/teresahillebrand/author/teresahil/ kann man ihre Erlebnisse nachlesen. 


Seit mehr als 25 Jahren entsendet die Don-Bosco-Mission Volunteers von Bonn und Benediktbeuern in ihre Einrichtungen weltweit. Die jungen Leute erhalten vorher eine Vorbereitung. Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstützt. Interessenten sollten zwischen 18 und 28 Jahre alt sein (es gilt der Tag der Abreise) und nach Möglichkeit Sprachkenntnisse mitbringen.

Die Don Bosco Mission Bonn hat ihren Sitz am Sträßchensweg 3 und unterstützt laut Jahresbericht 2022 276 Projekte in 53 Ländern mit 10,47 Millionen Euro. Das Geld stammt aus Spenden, die Mission erhält keine kirchlichen Finanzmittel. Das FSJ von Teresa Hillebrand wurde von „Weltwärts“ mit 15 Prozent unterstützt, für den Rest hatte sie sich einen Spenderkreis aufgebaut. Dabei sind 2500 Euro zusammengekommen, die in einen Topf für alle Freiwilligen geflossen sind. 

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