Die eigene Erfahrung hilftFlüchtlingsberaterin in Wipperfürth kam von der Elfenbeinküste

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Flüchtlingsberaterin Rebecca im Gespräch mit Sabine Buchheim (v.l.).

Flüchtlingsberaterin Rebecca im Gespräch mit Sabine Buchheim (v.l.).

Die Flüchtlingsberaterin der Ökumenischen Initiative weiß, wo bei Flüchtlingen der Schuh drückt.

Aus einem anderen Land nach Deutschland zu kommen und sich hier zurechtzufinden - mit einer fremden Sprache, neuen Gepflogenheiten und der deutschen Bürokratie: Für viele Geflüchtete sind das hohe Hürden, die sie manches Mal verzweifeln lassen. Rebecca kann ihnen helfen. Die 27-Jährige stammt von der Elfenbeinküste, sie kam selbst erst 2016 nach Deutschland und musste sich hier durchboxen, gegen manche Widerstände. Heute spricht sie fließend Deutsch und arbeitet seit dem 1. Oktober als Flüchtlingsberaterin für die Ökumenische Initiative in Wipperfürth.

Die eigene Erfahrung ist bei ihrer Arbeit sehr hilfreich. Zum einen, weil Rebecca die typischen Probleme von Asylbewerbern und Bürgerkriegsflüchtlingen genau kennt: Welchen Aufenthaltsstatus habe ich, wo kann ich wohnen, woher bekomme ich Geld, wer bietet Sprachkurse an, wie funktioniert das Schulwesen? Und an wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche? Zum anderen kann Rebecca ihrer Klientel als Vorbild dienen - als jemand, der es selbst geschafft hat, in Deutschland anzukommen.

Ohne Sprache geht Integration nicht

Rebecca betont, wie wichtig es sei, dass die Geflüchteten Deutsch lernen. „Integration ohne Sprache geht nicht“, so ihre Erfahrung. Die junge Frau hat mittlerweile zwei Studienabschlüsse: Einen Bachelor in Kommunikationsmanagement und einen Master-Abschluss „International Relations in Europe“, das Masterstudium absolvierte sie an einer Fernuniversität in Straßburg, denn Rebecca beherrscht auch Französisch. Als sie die Stellenausschreibung der Ökumenischen Initiative las, dachte sie nicht lange nach, sondern bewarb sich - denn die Stelle habe genau auf ihr Profil gepasst. „Ich wusste gar nicht, wo Wipperfürth liegt“, erzählt sie lachend.

Wenig später rief Sabine Buchheim, eine der Vorsitzendenden der Öku-Ini, bei Rebecca an, die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb. Buchheim ist froh, mit Rebecca eine so kompetente Mitarbeiterin gefunden zu haben.

Flüchtlingsberaterin hat in Wipperfürth jede Menge zu tun

Die 27-Jährige hat in Wipperfürth viel zu tun: Sie berät in Asylfragen und Wohnungsfragen, begleitet Menschen bei Behördengängen, hilft beim Schreiben vom Lebenslauf, berät Schulabbrecher, unterstützt schwangere Frauen und kann Kontakte zu psychologischer Hilfe vermitteln. Denn nicht selten sind Geflüchtete traumatisiert. Schwierigkeiten an Ort und Stelle gibt es mehr als genug: „Die Bürokratie ist ein großes Problem, und es müsste mehr Möglichkeiten für Geflüchtete geben, als Ein-Euro-Jobber zu arbeiten, damit die Geflüchteten mehr Kontakt zu Deutschen bekommen.“

Die Diskussion in Deutschland über die weitere Aufnahme von Flüchtlingen verfolgt Rebecca aufmerksam. „Angela Merkel hat damals mit Herz entschieden.“ Doch sie sieht Kommunikationsprobleme und eine mangende Bürgerbeteiligung in Deutschland, was die Flüchtlingsthematik angeht. Wichtig sei aber, auf die eigene Sprachwahl zu achten. „Wer Worte wie ,Flüchtlingswelle‘ benutzt, macht damit Angst.“

Engere Zusammenarbeit mit Jugendamt und Jugendzentrum angestrebt

Mit dem Wipperfürther Jugendamt und dem Jugendzentrum will sie enger zusammenarbeiten, um Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen. „Ich kann mir Sport-Wettkämpfe oder einen Hip-Hop-Battle gut vorstellen.“ Das Café International möchte Rebecca noch interessanter machen. In ihrer Freizeit ist die 27-Jährige sportlich aktiv. Außerdem liest sie gerne und kocht internationale Gerichte.

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