InterviewComedian Ingo Oschmann tritt in Wipperfürth auf

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Das Foto zeigt Ingo Oschmann, der sich mit zwei Fingern die Ohren zuhält.

Der Comedian Ingo Oschmann.

Gleich zwei Auftritte hat der Komiker Ingo Oschmann am Sonntag, 21. April, in der Alten Drahtzieherei in Wipperfürth.

Was ist der Unterschied zwischen einem Kinderpublikum und erwachsenen Zuschauern?

Oschmann: Die Doppelvorstellung mache ich einmal in der Woche, und es zeigt sich immer wieder, 50 Minuten vor Kindern sind genauso fordernd wie zwei Stunden vor Erwachsenen. Man muss Gas geben und sie bei Laune halten, sie sind ungebremst und ehrlich. Erwachsene Zuschauer werden nicht unruhig, wenn sie sich langweilen, und rufen nicht rein: „Den Zaubertrick kenne ich schon!“

Aber es macht Spaß, weil man mit Kindern toll interagieren kann. Das brauche ich für mein Seelenheil. Kürzlich hatte ich einen Dreijährigen auf der Bühne. Auf die Frage, ob wir zusammen zaubern wollen, hat er geantwortet: „Nein.“

Welche der beiden Vorstellungen hat meist den besseren Vorverkauf?

Das hängt davon ab, ob eine Location auch sonst Programm für Kinder macht. Für mich ist es kein Aufwand, zweimal aufzutreten. Ich bin ja sowieso da, und die technischen Voraussetzungen sind dieselben.

Was machen Sie zur Entspannung zwischen den beiden Auftritten? Noch eine schnelle Runde Geocaching?

Die Reiserei ist anstrengend. Die Auftritte selbst geben mir eher Kraft, gerade mit Kindern. Deshalb kann ich zwischen den Shows auch ein bisschen arbeiten und mich um meinen Zaubershop oder einen Podcast kümmern. Oder ich mache tatsächlich eine Runde Geocaching. In dieser Weise lernt man eine Stadt ganz anders kennen.Ich gehöre aber auch zu der Generation, die noch gelernt hat, sich zu langweilen.

Wie wichtig ist die Zauberei in Ihren Shows? Bauen Sie auch mal spontan einen Trick ein, wenn ein Gag nicht zündet?

Das Zaubern ist meine Basis, damit habe ich damals auf Kindergeburtstagen und bei Altenheimfeiern angefangen. Die Magie ist eine gute Abwechslung zur Stand-up-Comedy, sie erfordert eine andere Art der Aufmerksamkeit der Zuschauer, so wird es ihnen nicht langweilig. Ich möchte, dass die Menschen ihre Sorgen vergessen.Für die Zauberei muss ich aber Requisiten bereithalten, außerdem gehört die Magie zur Dramaturgie des Programms, jedes Kunststück hat seinen Sinn in der Geschichte.

Die großen Zuschauer erwartet in Wipperfürth das Programm „Wunderbar, es ist ja so!“, ein Titel, unter dem sie seit 15 Jahren unterwegs sind. Die neuere „Scherztherapie“ bleibt uns verwehrt. Was unterscheidet die Programme?

Das „Wunderbar“-Programm spiele ich überall dort, wo ich das erste Mal bin. Es ist mein Grundprogramm. Wenn es gut ankommt, funktionieren die anderen auch. Es geht darin um die 80er Jahre und die Frage: Kennst Du das auch noch? Ich rede ja mittlerweile schon wie meine Omma, nur dass sie bei der Währungsreform an die Reichsmark denkt und ich an die D-Mark. Früher war alles besser? Das ist natürlich Quatsch. Aber man schwelgt eben doch gern in Erinnerungen an die Vergangenheit.

Ist das Motiv auf ihrem T-Shirt eine Anleitung zum Gebrauch eines Kassettenrekorders?

So isses. War das nicht eine schöne Zeit?

Es ist ziemlich genau 20 Jahre her, dass Sie im Fernsehen bekannt geworden sind. Wie wichtig ist das Fernsehen heute noch für einen Comedian als Karrieremotor?

Das ist für mich nicht mehr die Frage. Ich mache Fernsehen, weil es mir Spaß macht, heute weniger als früher. Ich liebe es, live auf der Bühne zu stehen.

Ich habe in unserem Archiv einen Bericht über Ihren Auftritt 2011 im Bielsteiner Burghaus gefunden. Wie geläufig ist Ihnen als Bielefelder das Oberbergische Land?

Ich lebe seit einigen Jahren in Düsseldorf, und da ist es ja nicht so weit weg. Aber bei den Tour-Reisen bekommt man meist nicht viel von der Gegend mit. An das Oberbergische habe ich zumindest keine schlechten Erinnerungen.

Es wird hierzulande viel über die unterschiedliche Mentalität von Rheinländern und Westfalen gescherzt. Ein überschätztes Thema?

Nee. Wenn ich abends in Düsseldorf in die Kneipe gehe, dauert es nicht lang, bis sich einer an Deinen Tisch setzt, ob Du willst oder nicht. Inzwischen mag ich diese Lebensfreude, ich musste mich aber auch erst daran gewöhnen. In Bielefeld kommt in solchen Fällen nach fünf Minuten die Polizei.

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