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Vortrag vor SchülernStadtarchivarin erinnert an NS-Opfer in Wipperfürth

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Das Foto zeigt das  Büro des Rheinisch-Bergischen Kreisblatts an der Gaulstraße 3 in Wipperfürth, an dem viele Hakenkreuze prangen.

Das Büro des Rheinisch-Bergischen Kreisblatts an der Gaulstraße 3 in Wipperfürth.

Die Wipperfürther Stadtarchivarin Sarah Zeppefeld war zu Gast am Engelbert-von-Berg-Gymnasium. Vor rund 60 Schülern sprach sie über NS-Opfer aus Wipperfürth.

Am 8. Mai 1945, also vor genau 80 Jahren, endete der Zweite Weltkrieg. Sarah Zeppenfeld, Archivarin der Hansestadt Wipperfürth, war am Donnerstag zu Gast im Engelbert-von-Berg-Gymnasium. Vor rund 60 Schülerinnen und Schülern der Stufe 9 sprach sie über die NS-Verfolgung in Wipperfürth und die Frage, wie man den Opfern gedenken kann. Diesen Vortrag hatte sie zuvor schon einmal am St. Angela-Gymnasium und am EvB gehalten.

Vier Jahre lang hat Zeppenfeld in verschiedenen Archiven geforscht und so das Schicksal von Opfern rekonstruiert. Dazu zählt Rudolph P. aus Niederflosbach (1883 bis 1971). Der Vater von sieben Kindern landete 1944 für ein halbes Jahr im Gefängnis, weil er vom NS-Regime als „politisch unzuverlässig“ eingestuft wurde und weil er eine jüdische Familie an der Hochstraße mit Lebensmitteln versorgt und sie versteckt hatte. Um einer erneuten Verhaftung zu entgehen, musste er untertauchen.

Das Foto zeigt die Wipperfürther Archivarin Sarah Zeppenfeld.

Die Wipperfürther Archivarin Sarah Zeppenfeld.

Rudolph P. hat den Unrechtsstaat überlebt, andere Betroffene wurden ermordet. 44 Frauen, die als Patientinnen im Liebfrauenkloster in Wipperfürth-Kreuzberg lebten, wurden im Juni 1942 von dort in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt (PHP) Galkhausen weggebracht. Die Frauen mit leichten geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen kamen dann fast alle in andere Anstalten weiter östlich und wurden wohl allesamt ermordet. Für diese 44 Frauen, die der verbrecherischen NS-Ideologie zum Opfer fielen, wurde im November 2024 vor dem ehemaligen Kloster an der Westfalenstraße 5 Oberbergs erste Stolperschwelle verlegt.

Am 3. Juni soll auf dem Hausmannsplatz in Wipperfürth ein Denkmal für die NS-Opfer eingeweiht werden, geschaffen von dem Wipperfürther Künstler Michael Wittschier. Im Dezember 2025 wird ein Stolperstein auf dem Marktplatz verlegt. „Meine Recherche geht weiter, die Opfer müssen ein Gesicht und einen Namen bekommen“, sagt Zeppenfeld.

Im Anschluss hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Fragen zu stellen – womit sie sich allerdings schwertaten. Einige Jugendliche berichten von eigenen Lektüre-Erfahrungen zu dem Thema, etwa dem Tagebuch von Anne Frank. Wie kann Erinnerungsarbeit an einer Schule aussehen? Das fragten die beiden Moderatorinnen Jesse und Mia, beide sind Mitglied der AG „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“. Die Arbeitsgemeinschaft hatte geholfen, die Veranstaltung zu organisieren.

Eine Idee aus dem Publikum: Die Schülerinnen und Schüler könnten Jugendbücher zum Thema Geschichte recherchieren und damit ein Schaufenster der Buchhandlung Colibri gestalten – denn die Buchhandlung hatte die Anregung zu dem Vortrag von Zeppenfeld gegeben. Eine andere Idee waren Filmvorführungen von Klassikern wie „Schindlers Liste“, „Das Leben ist schön“ und „Der Pianist“.