Aktuelles BuchBergisch Gladbacher Autor Peter Winzen recherchierte Fluchtursachen

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Ausgangspunkt seiner Recherche war die Diskussion über Fluchtursachen, die in den Herkunftsländern von Migranten bekämpft werden sollen.

Ausgangspunkt seiner Recherche war die Diskussion über Fluchtursachen, die in den Herkunftsländern von Migranten bekämpft werden sollen.

Rhein-Berg – Diskussionsbeitrag Das ungebremste Bevölkerungswachstum in Afrika will der Bergisch Gladbacher Autor Peter Winzen auf die Tagesordnung der öffentlichen Debatte setzen. Er sieht darin ein Hindernis für die weitere Entwicklung. In seinem neuen Buch „Quo vadis, Afrika?“ beleuchtet der promovierte Historiker und langjährige SPD-Ratsherr das Problem, er hat dazu vielfältige Fakten zusammengetragen.

Ausgangspunkt seiner Recherche war die Diskussion über Fluchtursachen, die in den Herkunftsländern von Migranten bekämpft werden sollen. „Das ist der Impuls gewesen, mich des Themas anzunehmen“, erklärt der Autor. Den 77-Jährigen treibt die Sorge um die nachfolgende Generation um. „Die demographische Zeitbombe in Subsahara-Afrika“, die er im Untertitel des Buchs anspricht, könnte auch Bemühungen konterkarieren, die negativen Folgen des Klimawandels zu begrenzen.

Winzen verweist auf das Beispiel Chinas, das ohne seine rigorose Bevölkerungspolitik heute laut Prognosen bereits 2,8 Milliarden Einwohner hätte. Er betont, dass er keineswegs ein solches autoritäres Vorgehen empfiehlt, aber für große Anstrengungen – in den betroffenen Ländern und international – plädiert. „Das Wichtigste ist, das Problem bewusst zu machen“, erklärt Winzen.

Alles zum Thema Klimawandel

Aufklärung spielt eine Rolle

Neben wirtschaftlichen Hilfen für Länder in Subsahara-Afrika müssten auch Investitionen in Empfängnisverhütung, Aufklärung und Bildung dringend auf die politische Tagesordnung kommen. So fließe bisher nicht genügend Geld für Verhütungspolitik. Winzen weist darauf hin, dass es zur wirtschaftlichen Entwicklung in Botswana beigetragen habe, dass das Land nicht mit einem großen Bevölkerungswachstum zu kämpfen hatte.

Als ein entgegengesetztes Beispiel nennt er Niger, wo sich nach Daten der Vereinten Nationen die Bevölkerung von 1950 bis heute verzehnfacht hat – nach diesen Daten soll die Einwohnerzahl des Landes bis 2100 auf das 66-Fache von 1950 anwachsen, sofern es  beim bisherigen Tempo des Anstiegs bleibt. Statt der 2,5 Millionen Einwohner von 1950 würde das Land dann rund 165 Millionen Menschen zählen.

Horror-Szenarien für 2100

Der Autor ist sich im Klaren darüber, dass er ein heißes Eisen anfasst, besonders unter Afrikanisten werde schnell der Vorwurf des Neo-Kolonialismus laut. Er hält jedoch dagegen, dass das Thema die ganze Menschheit betreffe und sie demnach auch zu einer Lösung beitragen müsse. Kritiker seines Ansatzes würden argumentieren, dass sich das Bevölkerungswachstum in mehreren Jahrzehnten verlangsamen werde, die Horror-Szenarien für 2100 demnach nicht eintreten würden, so Winzen.

Doch das kann ihn nicht beruhigen: Mit Blick auf den Klimawandel seien „die nächsten drei oder vier Jahrzehnte entscheidend“. Eine Trendwende bei der Bevölkerungsentwicklung dürfe nicht erst nach 2050 eintreten. Er warnt auch vor dem „sozialen Sprengstoff“, der ohne ein rasches Umsteuern entstehen könnte.

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Peter Winzen: Quo vadis, Afrika? Die demographische Zeitbombe in Subsahara-Afrika, Verlag Books on Demand, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7519-6365-7, 359 Seiten,12,99 Euro.

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