An ehemaliger GeflüchtetenunterkunftBolzplatz in Bergisch Gladbach wartet auf Nutzer

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Ein schöner Bolzplatz – praktisch wie neu, weil ungenutzt im ehemaligen Containerdorf für Flüchtlinge.

Ein schöner Bolzplatz – praktisch wie neu, weil ungenutzt im ehemaligen Containerdorf für Flüchtlinge.

Bergisch Gladbach – Im Jahr 2017 wurde ein Bolzplatz auf dem ehemaligen Carpark in Lückerath freigegeben, der damals wie heute einmalig in der Stadt ist. Mitten in einem Containerdorf für Flüchtlinge wurde er aufgebaut. Benutzt wurde er praktisch nie. Das Gelände war abgeriegelt und wurde nur von den Flüchtlingen genutzt. Im Mai 2020 verließen die letzten Bewohner die Container. Zurück blieben Container und eben der Bolzplatz.

Das Gelände ist nach wie vor gesperrt und der Bolzplatz wartet immer noch auf Kinder und Jugendliche, die ihn bespielen. Dabei plant die Stadt weiter, ihn für eine breite Öffentlichkeit zu nutzen. Nur der Zeitpunkt für die Öffnung des Geländes ist nicht klar. Noch stehen auf dem Areal die Container. Im Sommer soll ein Teil von ihnen ans Albertus-Magnus-Gymnasium transportiert werden.

Öffentliche Zweifel an dem Projekt

Bereits 2016 gab es die ersten öffentlichen Zweifel an dem Projekt. Die Stadt rechtfertigte den Bau mit rund 1000 neuen Flüchtlingen, die man unterbringen müsse. Damals, 2015, lebten rund 1600 Asylsuchende in der Stadt. 1000 zusätzlich wurden als echte Mammutaufgabe eingeschätzt. Und deshalb wurde viel Geld investiert.

In dem Containerdorf war Platz für 280 Menschen. 310 Container wurden aufgebaut. Aber 2018 lebten nur 207 Menschen dort. Zu keinem Zeitpunkt war das Containerdorf voll ausgelastet. Die Mehrheit der Bewohner bestand aus alleinreisenden Männern. Mit dem Bolzplatz, gebaut für Kinder und Jugendliche, konnten sie herzlich wenig anfangen .

Große Fehlinvestition

Die Kosten für das Containerdorf belaufen sich laut Stadtverwaltung auf 5,4 Millionen Euro.. 3,7 Millionen haben die Container – fachlich korrekt sind das „Systembauten“ – gekostet. 540 000 Euro wurden für die Erschließung und die Bodensanierung ausgegeben. 900 000 Euro für die Sanitär- und Heizungsanlagen und 200 000 Euro für die Gestaltung der Außenanlage. Da ist auch der Bolzplatz aufgeführt. Er allein soll 35000 Euro gekostet haben. Hinzu kommen inzwischen die Rückbaukosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Das Container-Dorf ist ein große Fehlinvestition der Stadt. Nur zu erklären damit, dass im Jahr 2015 die Angst vor einer weiteren Flüchtlingswelle die Verantwortlichen umtrieb. Die Politik folgte der Einschätzung. Ja, es wurde sogar darauf spekuliert, die Container auch für Obdachlose zu nutzen.

Und noch eine Besonderheit kam hinzu. Mit dem normalen Baurecht konnte dort 2015 nicht gebaut werden. Es brauchte eine Ausnahmegenehmigung für die Erschließung der rund 12 300 Quadratmeter großen Fläche. Die Bundesgesetzgebung öffnete diese Tür – ebenfalls in Erwartung weiterer Flüchtlinge. Aber die Flüchtlingswelle blieb aus, die Ausnahmegenehmigung wurde nicht verlängert. Abzusehen ist deshalb, dass die Container bald verschwunden sein werden.

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Was bleibt, ist der Bolzplatz. Was aus ihm wird, ist unklar. Er steht immer noch auf Privatgelände. Und über die langfristige Nutzung des Geländes wird weiter diskutiert. Vom aktuellen Baurecht könnte der Platz bleiben. Aber es gibt auch Überlegungen, dort die Ansiedlung eines Supermarktes zu ermöglichen. Denkbar, dass dieser Bolzplatz abgerissen wird, bevor er jemals richtig genutzt wurde.

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