Bauvorhaben in Bergisch GladbachNaturschutzbehörde zeigt rote Karte für Krüger-Neubau

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Die Firma Krüger plant, für den Bau eines Verwaltungsgebäudes ein Waldgebiet zu roden.

Die Firma Krüger plant, für den Bau eines Verwaltungsgebäudes ein Waldgebiet zu roden.

Bergisch Gladbach – Das Vorhaben der Firma Krüger, für ein Verwaltungsgebäude erneut den südlich angrenzenden Neuborner Busch anzutasten und dort rund drei Hektar Wald zu fällen, wird von der Kreisverwaltung abgelehnt. Das geht aus der Stellungnahme der Naturschutzbehörde im Naturschutzbeirat hervor: In dem 80-seitigen Konvolut, in dem die Bewertungen der Unteren Landschaftsbehörde zum Entwurf des Flächennutzungsplanes aufgelistet sind, wird nur einmal angeregt, auf eine Ausweisung zu verzichten. Das betrifft die neue aufgenommene Fläche „Gewerbe-Heidkamp1 (G-Hk1) – Zinkhütte“. Lapidare Bewertung: „ungeeignet“.

Das ist noch nicht die Stellungnahme des Kreises als Aufsichtsbehörde im Rahmen der Offenlegung des F-Plan-Entwurfs insgesamt. Der Naturschutzbeirat, in dem die Verbände der „Schützer und Nützer“ der offenen Landschaft sitzen, hat sich nicht einfach der Stellungnahme der Verwaltung angeschlossen, sondern wird in einer Arbeitsgruppe Ergänzungen vornehmen. Das Ergebnis dürfte noch schärfer ausfallen.

Die Firma Krüger war im Sommer mit einem Antrag an die Stadt herangetreten, das Gewerbegebiet nach Süden in den Wald hinein zu erweitern, um dort östlich des Hochregallagers, für das bereits ein Teil des Waldes geopfert wurde, ein neues Verwaltungsgebäude, Parkplätze und einen Betriebskindergarten zu errichten. Das bestehende Verwaltungsgebäude soll der Produktionsfläche zugeschlagen werden. Der Kreis geht in seiner Stellungnahme davon aus, dass nicht nur der Baumbestand auf der Antragsfläche, die eine Tiefe von 90 bis 200 mal 110 bis 190 Metern aufweisen soll, komplett entfallen würde, sondern auch in einem Sicherheitsstreifen von 35 Metern. Des weiteren müsste eventuell der Hasselbach, der dort naturnäheren Charakter aufweist, verlegt werden. Der Grünkorridor, in dem sich alle Freiraumfunktionen konzentrieren, sei nur 230 bis 380 Meter breit. Die Schneise werde bereits stark durch Straßen und den Golfplatz beschnitten, künftig auch durch eine Nutzung des alten Bahndamms, und könne weitere Reduzierungen nicht verkraften.

Urteil über zehn Gewerbeflächen

Insgesamt werden in dem Papier zehn Gewerbeflächen von insgesamt 44,5 Hektar Umfang näher betrachtet. Das Urteil „keine Bedenken“ wird nicht vergeben, „geeignet“ heißt es nur in zwei Fällen, nämlich bei der kleinen Fläche Schützenberg in Hebborn (0,9 Hektar) sowie dem Gewerbegebiet Spitze, das die Stadt aber nur betreiben will, wenn sie von der Nachbarkommune Kürten durch deren Gewerbeausweisungen dazu veranlasst würde. Meistens ergeht das Urteil „mit planerischem Aufwand lösbar“. Das betrifft auch die Umwandlung eines Teils des Außengeländes der Bundesanstalt für Straßenwesen.

Unter den 29 Wohngebieten heißt es nur einmal „keine Bedenken“ (Häuserdombach) und dreimal „geeignet“ (Ottoherscheid, Alte Wipperfürther Straße/Hebborn und Kempener Straße). Der Rest ist „mit planerischem Aufwand lösbar“, wobei weitere Reduzierungen empfohlen werden. In drei Fällen lautet das Urteil „mit sehr hohem planerischem Aufwand lösbar“. Das betrifft das Scheider Feld in Schildgen, Im Weidenbusch (vier Hektar) und das „Kölner Fenster“ an der Peterskaule (beides Nußbaum), wo die Erweiterung auf der Südseite auf Bedenken stößt. Diese Flächen stoßen auf größte Bedenken, werden aber nicht total abgelehnt.

Bündnis Heideterrasse kritisiert 17 Projekte

Die Naturschützer vom Bündnis Heideterrasse üben in ihrer Stellungnahme Kritik an zahlreichen Projekten, die im Entwurf des FNP enthalten sind. Massiv abgelehnt werden insgesamt 17 Neuausweisungen für Wohnbebauung oder Gewerbe – aus ökologischen Gründen wie Artenschutz oder Biotopverlust. Der Bestand an geschützten Arten und Habitaten sei weitgehend nicht erkannt worden, weil keine ausreichenden Kenntnisse eingeholt worden seien, heißt es. Kritisiert wird zudem, dass im Naturraum Bergische Heideterrasse „bei weitem nicht in ausreichender Flächengröße Kompensationsflächen zur Verfügung stehen“. Vorsitzender Holger Sticht empfiehlt, Bergisch Gladbach solle sich „nicht dem Primat einer wachsenden Stadt Köln unterwerfen.“ Der im Entwurf beschriebene zusätzliche Flächenbedarf von 133 Hektar stünde nicht im Einklang mit der tatsächlichen Bevölkerungsentwicklung. Die Verwaltung solle weniger Baugebiete auf Ackerflächen ausweisen, dafür mehr Verdichtungen auf bereits beanspruchten Flächen vorantreiben. (ub)

Initiative sieht Bewegung bei den Parteien

Die Bürgerinitiative gegen die Rodung des Waldes Neuborner Busch sehen Bewegung innerhalb der politischen Parteien von Bergisch Gladbach. Zuletzt hatten drei SPD-Ortsvereine der Bürgerinitiative ihre Unterstützung zugesagt. Das sei aber erst der Anfang. Die Initiative ist sicher, mit Sachargumenten überzeugen zu können. Denn das für die Bebauung vorgesehene Gebiet sei ökologisch viel zu wertvoll, als es für einen Verwaltungsbau zu opfern. Für den Luftaustausch, die Erholung und als Biotopschutz sei das Gebiet praktisch unersetzlich. Die Initiative will die Politik drängen, der Firma Krüger frühzeitig zu signalisieren, dass eine Expansion in den Wald hinein nicht unterstützt wird. Und die Initiative macht dem Unternehmen den Vorschlag, an exponierter Stelle zu bauen. Am besten am Konrad-Adenauer-Platz, oder am Kopfgrundstück der S-Bahn. Die direkte räumliche Nähe zur Produktion sei nicht erforderlich. Verwaltung und Politik sollten Krüger helfen, an diesen exponierten Stellen ein „Leuchturm für Bergisch Gladbach“ bauen zu können. (nie)

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