GrundschulenÜbervolle Klassen und weite Schulwege in Bergisch Gladbach

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Grundschule Bensberg 150322

Die Containerschule GGS Bensberg nimmt Kinder aus dem Stadtteil Bockenberg auf. Die Kinder haben einen Schulweg, der zu Fuß nicht zu schaffen ist.

Bergisch Gladbach – Die Stadt steuert auf einen dramatischen Mangel an Grundschulplätzen zu. Bereits im kommenden Schuljahr sind fast alle 20 Grundschulen im Stadtgebiet überbelegt. Die angekündigte Bauoffensive stockt. Deshalb droht das Defizit an Schulplätzen in den kommenden Jahren noch erheblich größer zu werden als bisher befürchtet.

Alarmierend ist der Engpass vor allem in den Stadtteilen Bensberg, Refrath, Frankenforst und Gronau. Wie die Stadtverwaltung feststellt, bestehen in diesen Bezirken bereits im Schuljahr 2022/2023 „keine Kapazitäten mehr, um weitere noch nicht angemeldete oder zuziehende Kinder aufzunehmen.“ Dabei gibt es gerade in diesen Viertel einen ständigen Zuzug junger Familien aus Köln.

Sechs Kinder mehr pro Schulklasse

Außerdem wird an vielen Stellen in Bergisch Gladbach bereits oder soll in Kürze gebaut werden: Mehrere hundert Wohnungen entstehen in den nächsten Jahren auf dem Steinbüchel-Gelände, Grube Cox und Wachendorff-Gelände.

Insgesamt 1020 Kinder, Stand jetzt, werden im Sommer eingeschult. Fast alle 20 Grundschulen im Stadtgebiet werden mehr Kinder aufnehmen, als sie müssten. Das bedeutet volle Klassen. Die vom Stadtrat festgelegte Obergrenze der Klassengröße von 24 bis 26 Kindern kann nicht mehr eingehalten werden. So nehmen beispielsweise die GGS Gronau und die KGS Bensberg sechs Kinder pro Klasse zusätzlich auf.

Kinder aus Bockenberg können nicht mehr zu den nächstgelegenen Schulen EGS und KGS Bensberg. Stattdessen wurden sie an die weiter entfernt liegende GGS Moitzfeld sowie GGS Bensberg verwiesen. Die ersten Proteste sind offenbar bei der Stadtverwaltung schon eingegangen. „Die Eltern wünschen und erwarten, dass ihre Kinder einen kurzen Schulweg haben, den sie zu Fuß zurücklegen können“, heißt es in der Verwaltungsvorlage, die am heutigen Mittwoch im Schulausschuss auf der Tagesordnung steht.

Weite Schulwege, die zu Fuß nicht zu schaffen sind 

Die Folge ist nun, dass die GGS Moitzfeld mit einem Anmeldeüberhang von zwei Kindern pro Klasse klarkommen muss. Sechs Kinder aus Bockenberg können aber auch in Moitzfeld nicht aufgenommen werden. Sie müssen nun jeden Tag zum weit weg liegenden Interimsstandort der GGS Bensberg an der Saaler Mühle. Zu Fuß ist das nicht zu schaffen. Das Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“ wird aufgegeben.

Dem Wunsch der Schulleitung der GGS Hand, einen vierten Klassenzug aufzumachen, hat die Stadtverwaltung eine Absage erteilt. Mit der Begründung: Die benachbarten beiden Schulen KGS Hand und GGS Paffrath hätten noch Platz für die abgelehnten Kinder. Dagegen soll an der GGS Hebborn nach Absprache mit der Schulaufsicht eine dritte Eingangsklasse eingerichtet werden.

Dass die Stadt handeln muss, ist seit langem bekannt. Die Schülerprognosen liegen längst vor. Im Oktober 2021 hat der Stadtrat eine eigene Gesellschaft für den Neu- und Umbau von Schulen beschlossen, um Neubau, Umbau und Sanierung gemäß der Prioritätenliste zügig abzuarbeiten.

Schulbau GmbH kann erst im Juli 2022 starten

Der neue Geschäftsführer tritt aber erst am 1. Juli 2022 seine Position an. „Wir versuchen aber gemeinsam ein früheres Datum zu realisieren“, sagt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Dies funktioniere nur in Absprache mit dem Arbeitgeber des neuen Kollegen. Solange fungiere Dezernent Thore Eggert als Interims-Geschäftsführer.

Richtig mit ihrer Arbeit anfangen kann die Schulbau GmbH erst, wenn sie Fachpersonal hat. „Die notwendigen Stellen konnten leider noch nicht besetzt werden“, berichtet Linnenbrink. Die Stadtverwaltung sei aber hinsichtlich der Personalgewinnung „verhalten optimistisch“.

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Der Schulbau ist mit 100 Millionen Euro eins der wichtigsten Investitionsprojekte der Stadt: 19 von 20 Grundschulen müssen saniert, zum Teil auch abgerissen und neugebaut werden.

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