Beamte sehen sich überfordertKein Personal für Verkehrszeichen-Kontrollen in Gladbach

Falsche Fährte: Die Straße ist längst wieder frei, die Sperrpfeile sind geblieben.
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Bergisch Gladbach – Die durchgekreuzten Abbiegepfeile an der Landstraße vor Moitzfeld erinnern an die Vollsperrung, die es im Sommer mal bei Herkenrath gegeben hat. O.k., das ist lange vorbei, jetzt ist Ende Oktober. Aber die Pfeile fühlen sich so wohl an der Landstraße und wollen überhaupt nicht weg. Bei einer Verkehrsschau, also einer behördlichen Überprüfung der Beschilderung, wäre das Schild mit seinen falschen Pfeilen aufgefallen. Aber eine Verkehrsschau hat es nicht gegeben.
Alle zwei Jahre wird es höchste Zeit auf den Hauptverkehrsstraßen. Dann sollen die Experten aus den Straßenverkehrsbehörden ausschwärmen und genau hinschauen: Stehen auch alle Verkehrsschilder korrekt an den Straßen? Gibt es übersehene, unnötige, vergessene Schilder nach Bauarbeiten? Oder fehlen einige Verkehrszeichen, mitgenommen von „privat“ für den Partykeller? Kann ja alles vorkommen.
Straßenschilder-TÜV laut Stadt sehr aufwendig
Deshalb ist Kontrolle wichtig: Fehlende oder falsche Verkehrszeichen können schwerwiegende Folgen haben. Verkehrsschauen sind so etwas wie der Straßenschilder-TÜV.
Aber mit den Verkehrsschauen ist das so eine Sache in Bergisch Gladbach. Eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Grünen brachte jetzt ans Tageslicht, dass der Stadt schlicht das Personal fehlt. Schon 2021 hatte der zuständige Fachbereich eine neue Stelle einrichten wollen, der Verwaltungsvorstand kippte laut Stadt das Ansinnen aufgrund der angespannten Haushaltssituation.
Viele Straßen und ein Tunnel
Eine Verkehrsschau nehme derart viel Zeit in Anspruch, dass sie bereits seit geraumer Zeit nicht mehr regelmäßig durchgeführt werde, schrieb Bürgermeister Fran Stein (SPD) bereits im Frühjahr 2021 bedauernd auf eine Anregung des Fahrradvereins ADFC; sie hatte die erneute Anfrage der Grünen ins Rollen gebracht.
Zu erledigen ist bei einer Verkehrsschau einiges: Neben der Prüfung aller Hauptverkehrsstraßen, die alle zwei Jahre ansteht, sind alle vier Jahre die Nebenstraßen zu befahren. Ebenfalls alle vier Jahre sind sämtliche Straßen in der Dunkelheit zu befahren, alle Bahnübergänge (da hat Bergisch Gladbach nur einen) und alle Tunnel (auch da gibt es nur einen).
Vermerke in den Handakten
Aber Vorbereitung und Nachprüfung würden mehrere Wochen in Anspruch nehmen, außerdem müssten die vorhandenen Verkehrszeichen und Markierungen mit den erlaubten verglichen werden: Über Handakten müsse jedes einzelne Ergebnis überprüft werden.
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Die Rückkehr zu regelmäßigen Verkehrsschauen könne erst erfolgen, wenn die zurückgestellte Stellenausschreibung in einem der nächsten Stellenpläne erneut verankert werde. Auch eine Vergabe nach außen ist nach Aussicht der Stadt nicht möglich.
Falsches Schild am Radweg
Nachgefragt hatte auch hierzu die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Unklar sei, ob eine externe Verkehrsschau überhaupt finanzierbar sei angesichts der Haushaltslage. Eine Arbeitserleichterung könne hier auch nicht erkannt werden, weil die Arbeitsergebnisse durch das städtische Personal überprüft werden müssten. Mitarbeiter für diese Überprüfung gebe es nicht.

Radfahrer sollen absteigen am Rosenthaler Weg in Herrenstrunden. Vorsichtig fahren würde hier genügen.
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Ein wachsames Auge auf die Verkehrsschilder haben auch die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC. Deren Vorstand Bernhard Beckermann hatte unlängst auf ein vermeintliches vergessenes Verkehrszeichen am Rosenthaler Weg in Herrenstrunden aufmerksam gemacht. Das „Radfahrer absteigen“ erinnere an eine vor Monaten beendete Baumaßnahme auf dem Radweg.
Kreis verspricht Optimierung
Aber die Situation ist wieder anders, erklärt die Pressestelle des Kreises. Ein Wurzelaufbruch sorge für eine Unebenheit, deshalb das Schild. Bei nächster Gelegenheit komme ein passenderes an die Gefahrenstelle, entweder „Unebene Fahrbahn“ mit Zusatz „Straßenschäden“ oder, (falls nicht auf Lager) der Zusatz „Gefahrenstelle“. Aufgestellt bleibe das Schild auf jeden Fall, und ganz ohne Verkehrsschau.