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Frühzeitige BeteiligungGladbacher Politiker stützen Baupläne bei Wachendorff-Projekt

Lesezeit 4 Minuten
Das Wachendorff-Gelände in einer Luftaufnahme.

Das Wachendorff-Gelände in einer Luftaufnahme.

Bergisch Gladbach –  Die Umwandlung der seit fast zwei Jahrzehnten brachliegenden Pappenfabrik C.F. Wachendorff in ein neues großes Wohnquartier im Stadtteil Gronau sei mit das komplexeste Bauvorhaben, das die Stadt derzeit plane.

Pappenfabrik Wachendorff

Konzept

Das Baukonzept sieht den Erhalt des Klärturms, des Schornsteins und angrenzender Fabrikhallen vor. Mit dem Forum Wachendorff soll ein zentraler Veranstaltungsplatz entstehen, auch ein begrünter Innenhof (öffentlich zugänglich) ist vorgesehen. Im Süden sind vier große Wohngebäude geplant, im Norden eine Seniorenpflegeeinrichtung mit betreutem Wohnen. Ein weiterer Wohnriegel im Osten soll mit einer Kita ergänzt werden. Überprüft wird die Ansiedlung einer dreizügigen Grundschule mit Turnhalle (300 Schüler). Ein Parkhaus soll für den Veranstaltungsort „Saal 2000“ entstehen.

Und nach Zanders das zweitgrößte. Dass „Wachendorff“ mit seinen geplanten 450 bis 500 Wohneinheiten (also deutlich mehr als 1000 Neubürger) die städtischen Planer fordere, verdeutlichte im Planungsausschuss der Beigeordnete Ragnar Migenda (Grüne). Tiefe und Qualität der jetzigen Baupläne, mit Schulbau, mit Seniorenheim, mit Parkhaus, mit einer teilweisen Einbindung der alten Industriearchitektur, lasse eine frühzeitige Beteiligung der Bürgerschaft zu.

Diesem Vorschlag schlossen sich im Ausschuss alle Fraktionen bis auf die Freie Wählergemeinschaft (FWG) an (Enthaltung). Deren Mitglied Wilfried Förster kritisierte, dass zur frühzeitigen Bürgerbeteiligung keine Aussage zur Geschosshöhe vorliege und auch nicht zur Dichte der Bebauung. Im jetzigen Entwurf sollen die 5,5 „Wachendorff“-Hektar zu einem „urbanen (städtischen) Gebiet“ verändert und die Geschossigkeit „verträglich“ (Stadt) erhöht werden.

Kritische Stimmen aus dem Gestaltungsbeirat

Präzisere Aussagen sollen in der späteren Bürgerbeteiligung im regulären Bebauungsplanverfahren kommen. Migenda verdeutlichte bereits am Abend der Ausschusssitzung, dass es eine intensive Einbindung der Gronauer Bürger geben werde. Die vorliegenden Dokumente seien eine „sehr, sehr gute Grundlage“ für eine frühzeitige Bürgerbeteiligung, sagte er. Bald würden die erste Informationsformate für die Bürger kommen.

Nach der frühzeitigen Beteiligung, einem freiwilligen Format im Planungsverfahren, folgt die reguläre Offenlage mit Bürgerbeteiligung und Abwägung der Einwände. Kritische Stimmen, die jüngst aus dem Gestaltungsbeirat zu hören gewesen waren, griff Jörg Krell von der FDP auf. Der Beirat habe gute Vorschläge zum Erhalt der historischen Industriehallen gemacht. Nur dürfe der Bauträger, das Immobilienunternehmen Groener Group mit Hauptsitz in Berlin, nicht verschreckt werden. Der Investor sei mit im Gestaltungsbeirat gewesen und habe die Hinweise aufgenommen. „Wir unterstützen das Konzept“, erläuterte Krell für seine Fraktion. Positive Signale äußerte für die CDU-Fraktion Sprecher Robert Martin Kraus.

Bau neuer Grundschule für Gronau essentiell

Der CDU sei insbesondere der Bau einer neuen Grundschule für Gronau sehr wichtig, betonte der CDU-Politiker. Corvin Kochan (SPD) sprach von einem „sozialen und ökologischen Standquartier mit einer gewissen Wertigkeit.“ Zwischenzeitlich sei auch der erste Einstieg in das von der SPD beantragte Handlungskonzept für Gronau gelungen, ein interfraktioneller Arbeitskreis habe erstmals getagt. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Kochan. Nach Abschluss des Integrierten Handlungskonzepts für Bensberg/Bockenberg soll ein vergleichbares Verfahren für den Stadtteil Gronau gelingen.

Etwas Wasser in den Wein schüttete der Vertreter der Freien Wählergemeinschaft (FWG), Wilfried Förster. Die Aussagen zum Projekt seien für die FWG „zu mager“, die in einem sogenannten „Letter of intent“ geäußerte Absicht, das Handlungskonzept Wohnen zu beachten, sei rechtlich nicht verbindlich. Wie die Mitglieder des Gestaltungsbeirats kritisierte er die mögliche Baudichte. Dieser „Letter of intent“ macht neben Aussagen zu geförderten Wohnungen auch solche zum Bau einer Grundschule, zu nachhaltigen Baustandards und zu Wegerechten für die Öffentlichkeit.

Aufwertungspläne für Regionale 2010 zerschlagen

Inwiefern die Groener Group darin Verbindliches erklärt, wird in den nächsten Wochen wichtiges Thema zwischen Stadt und Fraktionen sein. Geplant wird auf historischen Gelände: Der Bauplatz in Gronau wurde seit dem 17. Jahrhundert zunächst als Schleifmühle, dann als Draht-, Pulver,- Öl- und Lederwalkmühle genutzt. 1870 entstand eine erste Papierfabrik, die der Unternehmer Carl Friedrich Wachendorff 1873 zu einer erfolgreichen Pappenfabrik umbaute. 1990 übernahmen die Wanderer-Werke AG das Eigentum, 2003 wurde die Produktion am Standort Bergisch Gladbach eingestellt.

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Pläne, im Rahmen der Regionale 2010 den Standort aufzuwerten, zerschlugen sich. Jetzige Eigentümerin ist das Unternehmen CG Elementum, eine Tochter der Groener Group. Die Groener Group plant auf dem Wachendorff eine Investition in dreistelliger Millionenhöhe.

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