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Max-Bruck-MusikschuleMusiklehrer kämpfen für faire Bezahlung

Lesezeit 4 Minuten

Die Auftritte der Ensembles der Musikschule, wie hier der Jazzchor „Swinging frieds“, bereichern das kulturelle Leben in der Stadt.

  1. Gerade einmal 37 der Musiklehrer an der Max-Bruck-Musikschule sind fest angestellt.
  2. Insgesamt fünf Konzepte wurden nun im Schulausschuss vorgestellt, um die Situation zu verbessern.
  3. Als Favorit gilt das sogenannte „70/30“ Modell.

Bergisch Gladbach – Sie sollen Musikprojekte an Schulen und Kindertagesstätten organisieren, bei Veranstaltungen für musikalische Unterhaltung sorgen, Begabtenförderung anbieten und den klassischen Instrumentalunterricht sowieso: die 84 Musiklehrer, die an der städtischen Max-Bruch-Musikschule unterrichten. Doch gerade einmal 37 von ihnen sind fest angestellt. Die anderen 47 arbeiten auf Honorarbasis.

Alle Fraktionen im Stadtrat setzen sich dafür ein, dass sich die Arbeitsbedingungen der Honorarkräfte verbessern und die Qualität des Unterrichts gesichert wird. In der Sitzung des Schulausschusses am Dienstag stellt die Verwaltung fünf Konzepte vor, ob und wie es mit der Musikschule weitergehen soll.

Modell „70/30” favorisiert

Als Favorit gilt das Modell „70/30“. Es besagt, dass künftig 30 Prozent der Unterrichtsstunden von Honorarlehrern und 70 Prozent von Festangestellten abgedeckt werden sollen. 3,4 neue Stellen, das entspricht 110 Honorarbeitsstunden, würden durch die Umwandlung der Honorartätigkeit entstehen. Auf bisher geplante Stellenkürzungen soll verzichtet werden. Das Honorar der freien Kräfte soll um 5 Euro angehoben werden. Die Zusatzkosten würden sich auf insgesamt 252 000 Euro pro Jahr belaufen.

Fünf Modelle für die Zukunft der Max-Bruch-Musikschule

Als Alternativen zum „70/30“-Modell, das jährliche Mehrkosten von 252  000 Euro verursacht, gibt es vier weitere Vorschläge. Erstens: Die städtische Musikschule wird aufgelöst (Kostenersparnis von 1,1 Millionen Euro). Zweitens: Die bisherigen Sparvorgabe, feste Arbeitsverhältnisse werden bis auf die Leitung und Sachgebietsleitungen abgebaut (Kostenersparnis von 68 000 Euro). Drittens: Die Substanzerhaltung auf dem Niveau 2018 mit Wiederbesetzung von 3,6 freien Stellen (Mehrkosten von 163 000 Euro). Viertens: Festanstellung aller Lehrkräfte (Mehrkosten 442 000 Euro).

2250 Schüler werden in 870 Jahreswochenstunden unterrichtet. Die Musikschule verfügt über zwei Gebäude (Langemarkweg und Anmietung Opel Gieraths). Dazu kommen 33 Zweigstellen in Schulen, Kitas und Kirchengemeinden. Darüber hinaus sind die Schüler in 26 Ensembles aktiv.(ub)

Die Fraktionen von CDU, SPD sowie Grüne haben bereits vorab angekündigt, dieses Modell zu unterstützen. Auch die Stadtverwaltung befürwortet dieses Zukunftsszenario, allerdings unter dem Vorbehalt der Bezahlbarkeit: Aufgrund der „nicht unerheblichen finanziellen Auswirkungen“ könne ein abschließender Beschluss erst im Kontext der Haushaltsberatungen getroffen werden.

Das Spardiktat der Haushaltssicherung – jede feste Stelle, die frei wird, fällt weg und wird durch eine Honorarkraft besetzt – hat dafür gesorgt, dass inzwischen die Schere zwischen fest angestellten Musiklehrern und Honorarkräften weit auseinanderklafft. Die Auswirkungen: Die Belastung der festen Lehrer ist immer größer geworden, so dass die Qualitätsansprüche zum Teil nicht mehr gehalten werden können.

Freie Lehrkräfte fühlen sich unterbezahlt

Denn die Arbeit, die über die Klavierstunde hinausgeht, muss von dem kleinen Kreis der festen Musiklehrer bewältigt werden: Projekte entwickeln, Kooperationen koordinieren oder Kinder zu Wettbewerben begleiten. Und unter den Honorarlehrern ist der Unmut gewachsen: Die freien Lehrkräfte mit akademischer Ausbildung wünschen sich eine gerechte Bezahlung. Sie erhalten derzeit gerade einmal 25 Euro brutto pro Unterrichtsstunde: ohne soziale Absicherung, ohne Bezahlung in den Ferien, ohne Kündigungsfrist und ohne Fortzahlung im Krankheitsfall. Damit liegt ihre Vergütung mit bis zu 60 Prozent unter der einer angestellten Fachkraft.

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Die Betroffenen hoffen deshalb, dass entsprechende Verbesserungen für sie im Haushalt verankert werden. „Die jetzigen Konditionen sorgen bei den meisten von uns für prekäre Lebensbedingungen“, sagt David Schütte, 36 Jahre alt und gerade Vater geworden. Viele würden sich als Dozenten zweiter Klasse empfinden, die keine Chance auf ein gesichertes Einkommen haben.

„Eine Grundlage der Verbesserung“

Das „70/30“-Modell biete aus Sicht der Honorarkräfte – sie haben sich zu einem Forum zusammengeschlossen – „eine Grundlage der Verbesserung.“ Ein langfristiges Anliegen sei es jedoch, die ungeklärte juristische Frage der Scheinselbstständigkeit zu klären, indem sich das Verhältnis von fest angestellten und freien Kräften noch weiter annähere. Bei ihrem Kampf darum, ihre Situation zu verbessern, werde das Forum der Honorarkräfte von den fest angestellten Kollegen unterstützt.

Friedrich Herweg, Leiter der Musikschule gehört auch zu den Befürwortern einer Neukonzeption nach der 70/30-Quote. Ihm sei es ein großes Anliegen, „die freien Lehrer, die alle hervorragend unterrichten, stärker an die Musikschule zu binden.“