KindergartensituationStadt Bergisch Gladbach setzt auf moderne Ausstattung der Sofort-Kitas

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Das Foto zeigt Zahnputzbecher mit Zahnbürsten in einer Kita.

Auch in Bergisch Gladbach fehlen viele Kita-Plätze. Rund 300 Plätze werden benötigt. (Symbolbild)

Bei einer Pressekonferenz berichteten Vertreter der Stadt Bergisch Gladbach über die aktuelle Kindergartensituation.

 Zwei weitere Klagen wegen fehlender Kindergartenplätze werden gegen die Stadt angestrengt, nach der ersten im vergangenen Jahr mit Verhängung eines saftigen monatlichen Zwangsgelds von 5000 Euro gegen die Stadt. Ob es darüber hinaus noch weitere Verfahren geben werde, müsse abgewartet werden, sagte der städtische Beigeordnete Ragnar Migenda (Grüne).

Ausschließen könne er es aber nicht. Auf einer Pressekonferenz im Kleinen Saal des Historischen Rathauses beleuchtete er gemeinsam mit Bürgermeister Frank Stein (SPD) sowie Julia Austermühle und Claudia Werker aus dem Fachbereich die Kita-Situation.

Bürgermeister Frank Stein, Julia Austermühle und Claudia Werker aus dem Fachbereich sowie der Beigerodnete Ragnar Migenda bei der Pressekonferenz im Gladbacher Ratssaal.

Bürgermeister Frank Stein, Julia Austermühle und Claudia Werker aus dem Fachbereich sowie der Beigeordnete Ragnar Migenda bei der Pressekonferenz im Gladbacher Ratssaal.

Und die sieht, trotz aller städtischer Anstrengungen, nicht sehr rosig aus (wie berichteten). Rund 300 Plätze fehlen zum Start des Kindergartenjahres, weil Bauprojekte erst noch fertiggestellt werden müssen und Träger nicht direkt mit voller Kapazität starten können. Einige Schlaglichter aus der Pressekonferenz zur Situation.

„Da sind wir zehn Jahre zur spät dran.“ Dies sagte Gladbachs Bürgermeister zu einer möglichen Übernahme von Kitas in städtischer Regie. Das werde es nicht geben können.

Für vier Sofort-Kitas gibt es Interessenten bei der Trägerschaft

Für die vier Sofort-Kitas, die die kommunale Schulbau GmbH im Frühjahr 2025 im Stadtgebiet eröffnen möchte, gebe es Interessenten für die Trägerschaft, berichteten die beiden städtischen Expertinnen. Gefertigt werde in weit vorgefertigter Bauweise, das spare Zeit und Kosten, erklärte Ragnar Migenda. Den Gebäuden sei das am Ende nicht anzumerken.

Ein mehrfach ausgezeichnetes Architektenbüro begleite die Stadt, er verspreche sich sehr viel von der Modulbauweise: „Die Steckdosen sitzen auch da, wo sie sitzen sollen.“ Im Jugendhilfeausschuss der Stadt, der am 7. März öffentlich tagt (Großer Ratssaal im Historischen Rathaus, ab 17 Uhr), werde die Schulbau-GmbH die Skizzen erstmals vorstellen. Gebaut wird ökologisch, nachhaltig.

Kita-Bauten sollen CO2-neutral sein 

Auch Verkehrskonzepte sollen kommen. Die Stadt schaue auf das Jahr 2045, in dem sie klimaneutral sein müsse. Die Bauten würden CO2-neutral Energie verbrauchen, mit hellen Raumkonzepten soll einer Überhitzung im Sommer entgegengewirkt werden. Am Standort Jakobstraße seien die Bewohner der vorherigen Geflüchtetenunterkünfte ausgezogen, eher ungern. Ende März sei mit dem Abbruch der Gebäude zu rechnen.

Was heißt eigentlich wohnortnah? Die Stadt legt ihn für die Kitas so aus: Eine Entfernung von bis zu fünf Kilometern oder eine Fahrtzeit von bis zu 30 Minuten sei den Erziehungsberechtigten zuzumuten. Im August wird die neue Awo-Kita in Bensberg am Mondsröttchen starten. Auf dem Papier sind es fünf Gruppen mit 93 Plätzen.

Aber noch laufe die Personalsuche, erklärte Migenda. Erwartet werden ein Start mit ein bis zwei Gruppen, mit deutlich weniger Kindern also. Dies sei bei den freien Trägern ein übliches Vorgehen, nach und nach werde aufgestockt.

Moderne Maßstäbe in Bergisch Gladbach machen Kitas attraktiver für Fachpersonal

Bei den Neubauten habe die Stadt noch ein bis zwei Pfeile im Köcher. „Wir brauchen Geduld und Spucke“, sagte Migenda. Insgesamt habe die Stadt aber rechtzeitig die Kurve bekommen. Den Fachkräftemangel könne die Stadt nicht beheben, sagte Frank Stein.

Er appellierte an die Entscheider, die hohen Hürden für eine Ausbildung abzusenken. Abitur, Fachoberschulreife oder eine zweijährige Berufsausbildung seien unter dem Aspekt aufgesetzt worden, hoch qualifiziertes Personal in die Kitas zu bringen.

Stein bemühte das Wort vom Flaschenhals, der den Zustrom an neuen Fachkräften be- oder verhindere. Auch eine zweijährige Ausbildungszeit an den Berufskollegs gehöre dazu, in dieser Zeit bekämen die angehenden Erzieher und Erzieherinnen keine Bezahlung.

Andere Standorte wie Wachendorff sind noch nicht soweit

Angesichts des Nachwuchsmangels und einer Zeit, in der überall um junge Leute geworben werde, eine schwierige Situation. Um den Beruf attraktiver zu machen, müsse auch über Gehälter gesprochen werden, meinte Ragnar Migenda. Mit den nach modernsten Maßstäben eingerichteten neuen Kindergärten gewinne Bergisch Gladbach deutlich an Attraktivität für das Fachpersonal.

„Die neuen Plätze sind nur für die Kinder, die jetzt da sind“, fasste Frank Stein zusammen. Standorte wie Weig-Gelände oder Wachendorff seien noch nicht so weit.

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