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„Wie bei einem Atomkraftwerk“Spezialfirma löscht brennendes E-Auto in Bergisch Gladbach

Lesezeit 3 Minuten
An einem Kran hängt das ausgebrannte E-Auto.

Das E-Auto wurde am Donnerstagabend in Moitzfeld geborgen.

Entsorgungsspezialist Ralf Magney erklärt, wie er und seine Kollegen vorgegangen sind. 

Schreck in der Abendstunde für eine Familie aus Bergisch Gladbach-Moitzfeld: Am Freitagmorgen sollte es in den Urlaub gehen, der Firmenwagen, ein Volvo hybrid, war schon geladen und betankt, als das Auto plötzlich qualmte. In der Folge begann ein äußerst aufwendiger Lösch- und Bergungseinsatz, der erst tief in der Nacht auf einem Firmengelände in Wermelskirchen endete. Zum Glück wurde niemand verletzt, aber das Auto ist jetzt Schrott. Beziehungsweise Sondermüll.

Das E-Auto steht in einem Spezailconteiner der mit einer Flüssigkeit gefüllt ist.

Im Spezialcontainer klingt das E-Auto ab

E-Autos an sich sind ja wahre Wunder der Technik. Sie verbrennen weder Benzin noch Kohle noch Holz und werden darum vom Staat massiv als Beitrag zum Umweltschutz gefördert. Jedoch dürfen sie auch nicht anfangen, selbst zu brennen, denn dann wird's kompliziert, wie Ralf Magney im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Am Donnerstagabend war der Wermelskirchner Unternehmer als zertifizierter Entsorgungsspezialist Ansprechpartner der Bergisch Gladbacher Feuerwehr.

Bergisch Gladbach: Experte kritisiert fehlenden Standard bei E-Autos

„Die Batterie muss deaktiviert werden“, erklärt der 58-jährige Experte, jedoch habe die Politik es leider versäumt, einheitliche Standards für den entsprechenden Notschalter festzulegen. „Es gibt japanische Wagen, bei denen sich der Schalter unter dem Auto befindet und man den Wagen mit einem Kran anheben muss, um daran zu kommen.“ Im Einsatz ist so etwas natürlich nur begrenzt praktisch.

Bei dem brennenden Firmen-Pkw in Moitzfeld – die Marke will Magney mit Rücksicht auf den Hersteller ausdrüklich nicht nennen — war der Notschalter zwar nicht unter dem Fahrzeug. Aber wo dann? Laut Magney verfügten er und die Feuerwehr über unterschiedliche Informationen. Dagegen sagt die Feuerwehr, dass der Notschalter an der Mittelkonsole installiert war.

Pressesprecher Elmar Schneiders: „Dieser war aber bereits durch die hohen Temperaturen geschmolzen.“ Durch den Einsatz von Löschschaum kühlten die Wehrleute das Fahrzeug, es sei aber „immer wieder beißender, weißer Rauch aus der Mittelkonsole“ gedrungen.

Sie müssen sich das vorstellen wie bei einem Atomkraftwerk.
Ralf Magney, Entsorgungsspezialist

Nachdem der Wagen endlich hinreichend eingeschäumt war, transportierte Magney ihn in einem Wasserbad auf sein Betriebsgelände in Wermelskirchen. Dort muss die Batterie nun 72 Stunden abkühlen: „Sie müssen sich das vorstellen wie bei einem Atomkraftwerk.“ Danach geht der einst so stolze Wagen zurück an den Hersteller. Der ist verpflichtet, die Batterie wieder zurückzunehmen.

Der Rücktransport passiert übrigens weiterhin in dem patentierten Spezialcontainer, den sich Magney für 15 000 Euro angeschafft hat: „Wenn der Wagen noch einmal zu qualmen beginnt, können wir an einem Hydranten halten und Wasser nachpumpen.“ Einer speziellen Entsorgung bedürfen im Übrigen auch Schaum und Wasser, denn da ist jede Menge Chemie drin. Am Donnerstagabend überwachte eine Mitarbeiterin des Amtes für Umweltschutz den Einsatz.

Gladbacher Feuerwehrsprecher rechnet mit mehr solcher Einsätze

Für Magney und seine Firma, die „Ölwehr Bergisches Land“, war die Bergung am Donnerstag der zweite Einsatz in Sachen Elektoautos; der erste war in Langenfeld. Auch für die Bergisch Gladbacher Feuerwehr war es der zweite E-Auto-Brand: Der erste, ein E-Smart, war seinerzeit in Refrath „bis auf die Grundmauern“ niedergebrannt.

Feuerwehsprecher Schneiders rechnet damit, dass die Zahl der Einsätze in den nächsten Jahren steigen wird: „Die E-Autos werden mehr und älter.“ Der Einsatz der Feuerwehr am Donnerstagabend hatte um 19.10 Uhr begonnen und bis 23 Uhr gedauert. Im Einsatz waren acht Feuerwehr-Leute mit vier Fahrzeugen. Immerhin: Sie wurden laut Schneiders von zahlreichen Anwohnern des Wohngebietes mit Getränken versorgt.