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StraßenbrückeBergisch Gladbach plant neues Verkehrsbauwerk über die Gleise

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Das Foto zeigt eine Planungsskizze am Bahnübergang Tannenbergstraße

Diese Skizze hat die Stadt veröffentlicht. Die orangefarbene Linie ist die geplante Unterführung für Radfahrende und Passanten am Bahnübergang Tannenbergstraße, die gelben Linien stellen eine mögliche Anbindung der Brücke an die Kalkstraße dar

Im Bergisch Gladbacher Mobilitätsausschuss wird am Dienstag (2 September) über eine neue Straßenüberführung in die Innenstadt debattiert

Die Verkehrsplaner sind in den vergangenen Monaten fleißig gewesen. Haben Pkw gezählt, Lkw, Radfahrer und Fußgänger. Sie haben Zahlenkolonnen aufgestellt, Skizzen gezeichnet und Verkehrsströme berechnet. Alles für die geplante Straßenüberführung in der Stadtmitte. Das Ergebnis wird heute Nachmittag der Öffentlichkeit und den Politikern im Mobilitätsausschuss vorgestellt (Ratssaal Bensberg, ab 17 Uhr): Die Brücke, die beim Bau des zweiten S-Bahn-Gleises kommen wird und kommen muss, wird mit einer knapp 50 Seiten starken Machbarkeitsstudie das erste Mal so richtig konkret und fassbar. Auch wenn sich mancher die neue Verkehrssituation noch nicht recht vorstellen kann.

Von der Straße Britanniahütte aus soll diese neue Überführung künftig Pkw und Lkw über den Gleisstrang in die Stadtmitte führen, Richtung Kalkstraße. Dazu gibt es jetzt vier Anbindungsvarianten, die im Ausschuss erörtert werden. Zwischen 6- und 7000 Fahrzeuge am Tag sollen die neue Trasse nutzen, je nach Variante, das ist die Prognose.

Politik soll zustimmen

Fußgänger und Radfahrende jedoch nicht, für sie kommt eine Unterführung am dann ehemaligen Bahnübergang. Ohne neues Konzept geht es nicht, auch dies ist den Stadtplanern im Rathaus seit langem bewusst: Der Bahnübergang an der Tannenbergstraße wird wegen der mit dem zweiten Gleis dann ultralangen Wartezeiten geschlossen, der Verkehr braucht einen Ersatz.

Dieser Ersatz ist die Straßenüberführung. Die Planungen der Deutschen Bahn für das zweite Gleis laufen unabhängig davon, vier Planfeststellungsverfahren gibt es derzeit. Im Bergisch Gladbacher Ausschuss geht es am Dienstag nicht um den Maßnahmenbeschluss für die Überführung. Dieser wird zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt getroffen werden. Vorgestellt werden zunächst konkrete Varianten der Straßenführung, mit neuer Lenkung der Verkehrsströme. Im Kern geht es darum, ob die Straßenüberführung verkehrstechnisch funktionieren wird. Ja, sie wird, das ist das Ergebnis der Experten.

Auch die Politiker im Fachausschuss haben sich in den vergangenen Monaten in die Materie einarbeiten müssen, Arbeitskreise und Beratungen waren vorgeschaltet. Heute erwartet die Stadt die Zustimmung der Politik, um zunächst die neugegründete Infrastruktur- und Projektgesellschaft IP GL mit weiterer Planung und späterem Bau von Überführung und Anbindung zu beauftragen.

Eine Million Euro für die Anbindung

Finanziell geht es um Umbauten an den Anschlusspunkten, um Beschilderungen, Markierungen und Verkehrszeichen, nicht um die Brücke als solche. Rund eine Million Euro sollen für diese Umbauten auf den bestehenden Straßen in den Haushalt eingeplant werden - das ist der zweite Teil der gewünschten Entscheidung. Ob und wie sich Stadt und Deutsche Bahn die Baukosten der Überführung aufteilen, ist nicht Teil des Beschlusses. Auch eine Prognose zur Höhe dieser Kosten gibt es noch nicht.

Die Anbindung der Brücke an die Kalkstraße – das ist gesetzt für die südliche Seite. Zur Nordseite, zur Britanniahütte hin, gibt es Varianten. Die von den Planern favorisierte Lösung führt den von der Brücke kommenden Kfz-Verkehr in Richtung Osten über die Britanniahütte zur Tannenbergstraße, der von Westen aus zur Brücke rollende Verkehr soll über Buchholzstraße und Britanniahütte geführt werden.

Der Kfz-Verkehr nach Süden soll dabei aus Richtung Buchholzstraße einfahren, der Quellverkehr in Richtung Tannenbergstraße ausfahren. Die Straße Britanniahütte wird in dieser Variante zur Einbahnstraße und bleibt in Richtung Tannenbergstraße durchgehend befahrbar. Radien von Lkw spielen bei den Planungen eine Rolle. Auch sollen Wohngebiete an Buchholzstraße und Handstraße keine zusätzliche Belastung erleiden.

Die Anbindung zur Innenstadt scheint aus Planersicht relativ nahtlos zu funktionieren, die künftige Unterführung für Fuß- und Radverkehr steht den Ideen nicht im Wege. Auch eine Anbindung des Gewerbegebietes Am Kuhlerbusch/Gleisdreieck zur Innenstadt hin erscheint bei der Stadt möglich und machbar. Vorgeschlagen werden auch Veränderungen am Kreisverkehr Hermann-Löns-Straße /Buchholzstraße und am Verkehrsknoten Dechant-Müller-Straße/Kalkstraße, etwa verlängerte und zusätzliche Abbiegestreifen.

Umbau des Kreisels

Der kleine Kreisel an der Hermann-Löns-Straße soll durch bauliche Veränderungen nicht mehr geradeaus zu befahren sein, Zebrastreifen sollen an dieser Stelle ebenfalls kommen, auch weil es sich laut Stadt um einen Unfallschwerpunkt handelt. Was bei den Beratungen im Ausschuss heute geschieht, bleibt abzuwarten. Neue Überlegungen können noch in der Sitzung eingebracht und zur Abstimmung gestellt werden. Klare Mehrheiten gibt es nicht, die kleinen Fraktionen könnten mit ihrer Positionierung entscheidend werden.

Zwei Wochen sind es nur bis zum Wahlgang, heute findet die letzte Sitzung des vom Grünen Josef Cramer geleiteten Gremiums statt. Andererseits geht es noch nicht um eine endgültige Entscheidung. Die Planungen sollen weiterlaufen, und zwar in der städtischen Infrastrukturgesellschaft, das ist die Leitlinie der Verwaltung. Intern gebe es keine genügenden Kapazitäten, wird die Weiterreichung in die neue Gesellschaft begründet.

Dass die Stadt nicht nur die Straßenüberführung im Blick hat, wird bei Durchsicht der Dokumente ebenfalls deutlich. Mit einem Vorkaufsrecht ausgestattet, hat sie auch die Grundstücke des Gewerbegebiets Kuhlerbusch/Gleisdreieck im Eigentum.

Hier ist das öffentliche Busunternehmen Wupsi im Spiel, ein neuer Betriebshof für das bisherige Areal an der Hermann-Löns-Straße ist in der Debatte. Ein kurzer Anschluss der Linienbusse zum Busbahnhof ist entscheidend für die Wupsi. Dafür muss eine Verbindung an die Kalkstraße gefunden werden. Und schließlich erneut die Deutsche Bahn. Sie sucht nach Grundstücken für ihre Abstellanlagen. Auch dies kann nach Angaben der Stadt Einfluss auf die Planungen haben.

Von intensiven Gesprächen in der Sache berichtet die Stadt. Mit dem zweiten Gleis werden Triebwagen in der Kreisstadt „übernachten“. Weil diese Züge neu über Sanitäranlagen verfügen, müssen sie nach Betriebsschluss gereinigt werden.