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BilanzSo wirkt das Deutschlandticket in Leverkusen

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Wupsi-Busse am Wiesdorfer Busbahnhof

Der Andrang ist meist große: Wupsi-Busse am Wiesdorfer Busbahnhof

Die Wupsi hat viel mehr Umsatz gemacht – aber auch die Ausgaben sind gestiegen. Das wird so bleiben.

Die Busse sind wieder so voll wie vor der Corona-Pandemie. Das macht sich auch im Geschäft der Wupsi bemerkbar. Das Unternehmen, das zu gleichen Teilen der Stadt Leverkusen und dem Rheinisch-Bergischen Kreis gehört, hat seinen Umsatz voriges Jahr um fast 23 Prozent auf gut 51 Millionen Euro Umsatz gesteigert. Das liegt auch am erweiterten Angebot, auch wenn nicht alles, was Stadt und Kreis an Linienausweitungen wünschten, sofort umgesetzt werden konnte. Unter anderem, weil Personal nicht zu finden war. Mittlerweile gibt es aber eine gegenläufige Bewegung: Die Haushaltskrise in Leverkusen führt dazu, dass auch Busverbindungen wieder ausgedünnt werden. Und das Anruf-Taxi-System Efi wurde inzwischen komplett abgeschafft: Die Autos fahren seit dem 31. Dezember 2024 nicht mehr. 

Ihren Verlust konnte die Wupsi 2024 um gut drei auf reichlich 16 Millionen Euro verringern. Das sei das Ergebnis unter anderem aus wesentlich höheren Ausgleichszahlungen für das Deutschlandticket, heißt es im neuen Geschäftsbericht. 

Schulden sind gesunken

Der Schuldenstand ist um rund zwei auf 23 Millionen Euro gesunken. Das gelang trotz deutlich gestiegenen Personalaufwands: Für Löhne, Gehälter und Sozialabgaben gab die Wupsi 2024 knapp 22 Millionen Euro aus, fast eineinhalb Millionen mehr als im Jahr davor. Ein Grund dafür ist die Nachbesetzung offener Stellen; allerdings habe auch der hohe Tarifabschluss einen großen Anteil an der Steigerung um insgesamt 8,4 Prozent im Wupsi-Konzern, zu dem auch der nach wie vor privatwirtschaftlich geführte Herweg-Busbetrieb (HBB) gehört. 

Wupsi-Rad-Leihstation an der Endhaltestelle der Linie 4 in Schlebusch

Das Fahrrad-Verleihsystem wird immer mehr zum Erfolgsmodell. Hier die Station an der Endhaltestelle der Linie 4 in Schlebusch.

Im Fahrrad-Verleihsystem, das neben normalen Rädern auch Pedelecs und einige Lastenräder umfasst, hat die Wupsi voriges Jahr enorme Zuwächse verbucht. Rund 120.000 Ausleihen bedeuteten ein Plus von 61 Prozent. Einen erheblichen Anteil daran hat der vergrößerte Fuhrpark. Seit Mai 2024 umfasst er rund 700 Räder, die auf 120 Stationen verteilt werden. 

Weit weniger beeindruckend ist die Entwicklung des Carsharing-Angebots. Hier verzeichnet das Unternehmen einen Umsatzzuwachs von lediglich 5,4 Prozent. Fast zehn Prozent höher ist der Umsatz in der Sparte Fuhrparkmanagement, das die Wupsi für die Leverkusener Stadtverwaltung übernommen hat. Die Fahrzeugflotte wird nach und nach ausgeweitet, weil sich immer mehr Abteilungen der Verwaltung anschließen.  

Wupsi-Car-Ladestation in der Neuen Bahnstadt

Das Kurzzeit-Mietangebot für Autos ist voriges Jahr etwas öfter in Anspruch genommen worden. Hier die Wupsi-Car-Ladestation in der Neuen Bahnstadt

In diesem Jahr dürfte das Ergebnis schlechter ausfallen, prognostiziert Geschäftsführer Marc Kretkowski: Die weitere Elektrifizierung des Fuhrparks erfordert Investitionen in die Infrastruktur. Außerdem hat die Busgesellschaft den Neubau der Betriebshöfe in Leverkusen und Bergisch Gladbach vor der Brust. Mittelfristig werde sein Unternehmen bis zu 31 Millionen Euro Zuschuss pro Jahr brauchen, so Kretkowski. Für das laufende Jahr rechnet er mit einem Defizit von knapp 25 Millionen Euro.

Wupsi-Geschäftsführer Marc Kretkowski

Marc Kretkowski soll bis Ende 2030 Wupsi-Geschäftsführer bleiben

Die Personalsituation macht dem Wupsi-Chef weiter Sorgen. Zuletzt sei es ja schon nicht gelungen, das Angebot wie geplant umzusetzen, weil die hierfür erforderlichen Fahrpersonalstellen im Konzern nicht vollständig besetzt werden konnten. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung werde künftig womöglich „sogar schon der reine Erhalt des ÖPNV-Angebotes zu einer Herausforderung, weil im Zuge der Verrentung geburtenstarker Jahrgänge nicht genügend Fahrpersonal zur Verfügung stehen könnte“, so Kretkowski.

Fachkräftemangel gebe es aber nicht nur bei Busfahrern, sondern auch bei der Betriebssteuerung. Auch das sei problematisch. Der Wupsi-Chef wirbt deshalb für mehr Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Linienbusbetrieb.


Marc Kretkowski soll bis Ende 2030 Geschäftsführer der Wupsi bleiben. Anfang Juli hatte die Gesellschafterversammlung der Tochtergesellschaft von Stadt Leverkusen und Rheinisch-Bergischem Kreis einstimmig beschlossen, den Vertrag zu verlängern. Bisher ist Kretkowski bis zum 1. Juni 2026 an den Verkehrsbetrieb gebunden. Sein neuer Vertrag sieht Anpassungen vor. Das alles muss der Stadtrat ebenso noch beschließen wie der Kreistag in Bergisch Gladbach.