Die Stadt Bergisch Gladbach befragt 5000 Haushalte zum Thema Mobilität
UmfrageStadt sammelt Daten zur Mobilität

Viel Verkehr in der Stadt: Die Stadt will wissen wie sich die Bürger fortbewegen
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Post von der Stadt zu bekommen, ist ja meistens nicht so erfreulich. Ist man mal wieder zu schnell gefahren, gibt es das Beweisfoto ungefragt dazu und die Kontonummer für die Überweisung des Knöllchens auch noch. In diesen Tagen bekommen 5000 Haushalte in Bergisch Gladbach Post von der Stadt. Diesesmal ist es kein Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens und auch keine verspätete Wahlbenachrichtigung für die Kommunalwahl.
Es geht um den sogenannten „Modal Split“. Nie gehört? Dass Wort kommt aus dem Denglischen und bedeutet etwa „Verkehrsverteilung“. Die Stadt will mit einem neuen „Modal Split“ erfahren und erfragen, wieviele Strecken die Bürger der Stadt mit dem Auto zurücklegen, mit dem Linienbus, mit der Bahn, mit dem Fahrrad, mit dem E-Bike oder dem E-Roller. Auch die Zahl der Spaziergänge ist wichtig, zum Beispiel für das Einkaufen oder zum Treffen in einem der Parkanlage.
Nach dem Zufallsprinzip ausgewählt
Die teilnehmenden Haushalte mussten sich nicht eigens bewerben für die Umfrage, sie wurde nach dem Zufallsprinzip ausgesucht. Ein Ingenieurbüro aus Aachen ist mit der Umfrage von der Stadt beauftragt worden, das Mitmachen für die Bürgerinnen und Bürger freiwillig. Bis zum Beginn der Herbstferien Mitte Oktober sollten, so die Stadt, die Fragebögen ausgefüllt den Planern vorliegen.
Die Teilnehmenden sollen dabei es ganz komfortabel haben: Antworten sind auf einem Papierfragebogen möglich, in einer digitalen Version oder auch als Telefoninterview. Bei der Stadt wird auf eine starke Beteiligung gesetzt. Betont wird, dass die Umfrage repräsentativ sein wird. Es sind also nicht irgendwelche Schätzzahlen, sondern belastbare Ergebnisse. Was die Mobilitätsmanager der Stadt wissen möchten, ist die aktuelle Verteilung der Verkehrswege.
Mehr Fahrräder in der Stadt
Wer mit dem Auto in der Stadtmitte zu den Hauptverkehrszeiten unterwegs ist, könnte da annehmen, dass der Pkw am häufigsten genutzt werden könnte. Aber auch die Räder sind stark im Kommen, im Stadtbild haben sie deutlich zugelegt. Anhand der Ergebnisse können die Mobilitätsexperten erkennen, ob in bestimmten Stadtteilen Handlungsbedarf ist.
Gehwege, Radwege, Fahrradfreundliche Straßen, Umweltspuren, Fahrradstraßen, Radpiktogramme, Aufstellflächen für Radler oder die grünen Pfeile an Kreuzungen nur für die Radfahrenden: Vieles kann von den Mobilitätsmanagern in die Stadtplanung eingespeist und anschließend umgesetzt werden (falls die Politik mitspielt). Die Stadt spricht von einer „Grundlage für zukünftig Verkehrsentscheidungen“. Entscheiden sich die Planer, Parken am Straßenrand zu unterbinden und stattdessen eine Fahrradstraße daraus zu machen, könnte der „Modal Split“ die Begründung sein.
Die jüngsten Zahlen im Verkehrsbereich stammen sind aus der „Verkehrs-Steinzeit“, aus dem Jahr 2014. Zwischenzeitlich hat sich aber viel getan, ist die vielzitierte „Verkehrswende“ auch bei den Planenden im Rathaus angekommen. Radfahrenden und Zufußgehenden wird grundsätzlich mehr Platz im Verkehrsraum gegeben, Autos müssen Flächen abgeben, bei den Fahrspuren und auch bei den Parkplatzflächen am Straßenrand. Das neue Quartier Zanders könnte komplett autofrei gestaltet werden.
Dominanz des Autos
Im Jahr 2014 dominierte noch allumfassend das Auto. 59 Prozent aller Wege waren damals auf das Verkehrsmittel Pkw entfallen.
Die übrigen 41 Prozent auf den Bereich des sogenannten „Umweltverbundes“: Das Rad wurde für 13 Prozent der Wege genutzt. 15 Prozent der Strecken legten die Gladbacher zu Fuß zurück. 13 Prozent nutzten den Öffentlichen Personennahverkehr (Bus und Bahn).
Wer noch weiter zurückgeht, stößt auf die Befragungsergebnisse aus dem Jahr 1984, seinerzeit nutzten nur magere acht Prozent Busse und Bahnen. Bei der Befragung 2014 dominierte in der Altersgruppe der Über 30-jährigen und der Über 64-Jährigen das Verkehrsmittel Auto: Zwei von drei Fahrten wurden mit dem Kfz zurückgelegt.
Veränderungen scheinen aber vorstellbar: Zum einen hat die Stadt in den vergangenen zehn Jahren die Radinfrastruktur deutlich nach vorne gebracht, andererseits sind die Angebote bei Linienbussen erweitert worden, auch in Abstimmung mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Im Frühjahr 2026 will die Stadt die Ergebnisse der Befragung präsentieren.