„Oft nicht einfach“Sprecher der Stadt Bergisch Gladbach erzählt von seinen Einsätzen

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Pressesprecher Martin Rölen sitzt an seinem Schreibtisch vor dem Computer im Pressebüro im Rathaus.

Martin Rölen an seinem Arbeitsplatz im Pressebüro im Rathaus der Stadt Bergisch Gladbach. Bürgermeister kamen und gingen. Jetzt geht auch er.

Im Pressebüro der Stadt Bergisch Gladbach ist Martin Rölen eine Institution. Jetzt, mit 65, geht er in den Ruhestand.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Pressesprecher in Bergisch Gladbach geworden sind?

Martin Rölen: Ich habe mich ganz normal auf eine interne Ausschreibung beworben. Vielleicht hat mir eine kleine Vorgeschichte geholfen: Zuvor hatte ich im Umweltamt das Geschirrmobil betreut. Dies war angeschafft worden, um Einweggeschirr zu vermeiden. Einmal bekam ich Geschirr nach einer Ausleihe an einen Sportverein ziemlich schmutzig zurück und beschwerte mich vehement beim Überbringer des Mobils. Der spülte dann eigenhändig und brachte alles sauber zurück. Wiedergetroffen habe ich ihn dann im Vorstellungsgespräch 1993 für die Stelle im Pressebüro. Es war der Pressesprecher Peter Schlösser. Er meinte, solche energischen Menschen könnte er gut gebrauchen. Ich hoffe, ich habe ihn nicht zu sehr enttäuscht.

Sie waren Pressesprecher unter vier Bürgermeistern unterschiedlicher Parteizugehörigkeit Maria Theresia Opladen, Klaus Orth, Lutz Urbach und Frank Stein. Wie überlebt man das?

Nicht zu vergessen auch die beiden Stadtdirektoren Otto Fell und Dr. Hans-Joachim Franke. Für mich war das Überleben nicht so schwierig. Ich habe das Pressebüro nie offiziell geleitet. Insofern war der direkte Kontakt mit den Stadtoberhäuptern immer ein wenig abgepuffert. Ab 1999, als das Bürgermeisteramt hauptberuflich wurde, hat sich der Anspruch aber schon stark gewandelt. Das haben wir im Pressebüro deutlich gespürt.

Rölen: „Verwaltungsvorgänge sind deutlich komplizierter geworden“

Wie hat sich die Arbeit in der Pressestelle seit Ihrem Dienstbeginn verändert?

Die Verwaltungsvorgänge sind deutlich komplizierter geworden durch viele neue Gesetze, durch viele neue Vorgaben. Und die Ansprüche an die Transparenz der Verwaltung sind im Laufe der Zeit größer geworden. Dem haben wir uns gestellt. Wir versuchen, den Bürgern zu erklären, warum einiges geht und anderes nicht. Das ist oft nicht einfach.

Was waren Ihre schwierigsten Einsätze als Pressesprecher?

Ein schwieriger Einsatz war natürlich der 14. Juli 2021, als hier die Regenmassen niederprasselten. Und im Nachhinein darzustellen, was die Stadt zu leisten im Stande war und zu was nicht, war herausfordernd. Sehr anspruchsvoll waren auch die Vorbereitungen zum Besuch von Joachim Gauck 2015. Ebenso die Corona-Zeit mit ihren sich ständig ändernden Vorschriften.

Was bleibt Ihnen sonst noch in Erinnerung?

Ich könne einige Dönekes erzählen. Zum Beispiel habe ich einmal auf Nachfrage der Tageszeitung ausgeplaudert, dass daran gedacht sei, den Stadtbrunnen vom Marktplatz verschwinden zu lassen. Das war aber weder mit der Politik noch mit Sponsor oder Künstler abgestimmt. Bürgermeister Orth musste damals kräftig zurückrudern. Dem Brunnen hat es jedenfalls damals die Existenz gesichert.

Rölen: „Ich bin es ja selbst schuld“

Oft, wenn es brenzlig wurde, haben Sie sich als Stimme der Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung die Prügel abgeholt. Braucht man da ein dickes Fell?

Ich bin es ja selbst schuld. Als der erste Wechsel in der Leitung des Pressebüros anstand, habe ich mich sehr darum bemüht, die Telefonnummer des bisherigen Haupt-Pressesprechers zu bekommen. Die konnten alle Medien auswendig und riefen deshalb meist dort an. Später habe ich mir dann oft gedacht, wärst Du mal nicht so vorwitzig gewesen.

Sind Sie mal in Erklärungsnot gekommen?

Natürlich, das kann man nicht verhindern. Es gibt einige Themen, die eigentlich nicht in die Öffentlichkeit gehören. So zum Beispiel, wenn es um Kindeswohl und Jugendamt geht.

Sie sind ja sozusagen ein Stadtbiograf. Wollen Sie das nicht alles mal aufschreiben?

(lacht) Diese Frage kann ich mit einem Satz beantworten: Ich habe ein sehr schlechtes Gedächtnis. Insofern bin ich als Stadtbiograf schlecht geeignet.

Sie sind seit 2015 aktiv bei den Reisen gegen das Vergessen nach Auschwitz. Setzten Sie Ihr Engagement fort?

Ja, ich bleibe im Vorstand des Pszczyna-Vereins. In diesem Jahr organisiere ich die Reise gegen das Vergessen zum ersten Mal zusammen mit Kollegin Gabriele Malek. Die Reise nach Krakau steht immer in Verbindung mit einem Besuch in unserer Partnerstadt in Oberschlesien. Und ich arbeite auch zukünftig mit im Vorstand des Vereins „Wir für Bergisch Gladbach“.

Werden Sie die öffentliche Aufmerksamkeit vermissen, wenn Sie im Ruhestand sind?

Ich warte mal ab, was es mit mir macht. Ich glaube aber, ein wenig Ruhe tut mir in der nächsten Zeit sehr gut.

Die erste Fahrt im Ruhestand mit Wohnmobil, wo soll sie hingehen? Und wie lange soll sie dauern?

Ich hoffe, dass meine Frau und ich vor der kommenden Reise nach Pszczyna im September noch eine Fahrt hinkriegen. Bisher fand ich es immer ganz toll, sich ins Wohnmobil zu setzen und sich einfach treiben zu lassen, sehr gerne nach Süddeutschland oder Österreich. Denn mit einem Oldtimer mit 70 PS werden die Fahrten lang. Da braucht man auch viel Geduld.


Zur Person von Martin Rölen

Martin Rölen begann 1983 seine Ausbildung zum gehobenen Verwaltungsdienst bei der Stadt Bergisch Gladbach mit begleitendem Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln. Nach dem Staatsexamen war er ab 1986 Mitglied der Projektgruppe Altlasten, die 1988 Teil des neu gegründeten Umweltamtes wurde. 1993 erfolgte der Wechsel ins städtische Pressebüro. Martin Rölen ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und lebt in Köln-Brück. (ub)

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