Bergisch GladbachStrategie gegen die Wohnungsnot gesucht

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Kölner Strasse Bensberg

Sozialer Woh­nungs­neu­bau im Kreis: Eines der wenigen Beispiel, Kölner Straße, Bensberg.

Bergisch Gladbach – Die Stadt hat ein Problem: Für Haushalte mit geringem Einkommen ist es fast unmöglich, überhaupt noch eine Bleibe zu finden. Denn Sozialwohnungen gibt es viel zu wenige. Dies belegen die bisherigen Ergebnisse zum Handlungskonzept Wohnen.

Besonders Alleinerziehende mit geringen Einkommen fallen am angespannten Mietmarkt durchs Raster. Sie haben kaum eine Chance, eine bezahlbare Wohnung im Stadtgebiet zu finden. Dies ergibt die Auswertung von Mietinseraten. Das Bonner Büro Quaestio – von der Stadt beauftragt mit der Erstellung des Handlungskonzepts Wohnen – stellt seine Zwischenergebnisse am heutigen Dienstag dem Planungsausschuss vor.

Die Einschätzung von Bezahlbarkeit von Wohnraum erfolgt über die Bildung von Modellhaushalten. Unterschieden wird in vier Haushaltstypen: Single, Alleinerziehende (ein Kind), Paar und Familie (zwei Kinder). In den Jahren 2015 bis 2019 konnte der Modelhaushalt der Alleinerziehenden mit einem geringen Einkommen von 1820 Euro nur ein Prozent der inserierten Wohnungen bezahlen. Geschätzt wird, dass sich vier bis neun Prozent der Haushalte in Bergisch Gladbach in dieser Situation befinden. Dieser Haushaltstyp ist in besonderem Maße auf ein günstigeres Wohnungsangebot etwa in Form geförderter Wohnungen angewiesen, heißt es in dem Gutachten. Solche Angebote seien in den ausgewerteten Mietinseraten aber unterrepräsentiert. Abstriche bei der Wohnfläche zu machen, um Kosten zu sparen, komme für diesen Haushaltstyp meist nicht infrage. Denn dies bedeute in der Regel, auf das Kinderzimmer zu verzichten. Die Forscher von Quaestio folgern: Diese schwierige Situation könnte für den Haushaltstyp bedeuten, Bergisch Gladbach zu verlassen.

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Schwer ist es auch für Singles mit einem geringen Einkommen von 1540 Euro, eine Wohnung zu ergattern. Nur sechs Prozent der inserierten Bestandsmietangebote passten ins Budget. Neubauwohnungen lagen sogar komplett außerhalb der finanziellen Möglichkeiten. Nur mit Verzicht in anderen Lebensbereichen wie Freizeit oder Bildung könnten die Mehrkosten bei der Miete kompensiert werden.

Die Bezahlbarkeit für die Modellhaushalte mit mittlerem Einkommen dagegen sei wenig problematisch, heißt es. Allerdings ist auch in diesen Einkommensklassen die Auswahl an bezahlbaren Neubauwohnungen eingeschränkt.

Ende 2019 gab es in Bergisch Gladbach 1809 geförderte Wohnungen. Dies entspricht einem Anteil von drei Prozent am heutigen Wohnungsbestand von 56 470 Wohnungen. Der Anteil geförderter Wohnung ist dabei rückläufig: Er lag 2010 noch bei knapp vier Prozent. Bis 2035 läuft für weitere 755 Wohnungen die Bindungsfrist aus. Werden keine neuen geförderten Wohnungen geschaffen, würde sich die Zahl auf 1054 reduzieren. Der Anteil läge dann nur noch bei zwei Prozent.

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