EichenprozessionsspinnerBergisch Gladbach testet Mikrobiozid gegen gefährliche Raupen

Lesezeit 3 Minuten
Schutzanzug und Gesichtsmaske sind vorgeschrieben, wenn Grün-Experten die Raupen von Bäumen entfernen.

Schutzanzug und Gesichtsmaske sind vorgeschrieben, wenn Grün-Experten die Raupen von Bäumen entfernen.

Bergisch Gladbach – Sein Name ist eher niedlich, und als Schmetterling ist er harmlos und schön anzuschauen. Aber bei der Begegnung mit den Raupen des Eichenprozessionsspinners ist höchste Gefahr im Verzug. Meist geschieht dies im Wald, in Parks oder auf Spielplätzen.

Wer versehentlich auf die Brennhaare der Tierchen fasst, muss mit schmerzhaften Hautreizungen rechnen. Allergische Reaktionen sind auch möglich, ebenso Auswirkungen auf die Atemwege. Aus dem Weg gehen kann man den gefährlichen Raupen und ihren Gespinsten in den Wäldern allerdings kaum, im Rheinland sind sie oft und gerne anzutreffen. Milde Winter und warme Frühjahre brauchen die kleinen Krabbler zur Entfaltung.

Erkrankte Kinder

Natürlich macht die Raupe auch keinen Bogen um Bergisch Gladbach. Zwischenfälle hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, oft auf Spielplätzen, auch in den beliebten Freizeitanlagen am Saaler See in Refrath und an der Diepeschrather Mühle in Hand. Einige Kinder einer sich am Saaler See aufhaltenden Kitagruppe hatten leichte Hautreizungen abbekommen, als sie der Raupe zu nahe gekommenen waren.

Die Stadt, und hier die Mitarbeiter der Abteilung Stadtgrün, müssen immer schnell reagieren, wenn bei ihnen eine Meldung eingeht: Die Kommune hat die Verkehrssicherungspflicht. Wird das Gespinst nicht umgehend beseitigt, und verletzt sich dann jemand, könnte der Vorgang Sache der Juristen werde.

Das ist nicht anders als bei einem vom Borkenkäfer geschädigten Baum, der auf Weg oder Straße stürzen könnte. Die Bilder der Gespinstbeseitigung sind jedenfalls alarmierend: In Ganzkörper-Schutzanzügen müssen sich die Grün-Experten den Raupen nähern. Spezialhelme und Einweg-Anzüge sind vorgeschrieben. Andere Arbeiten der Baumpflege müssten währenddessen warten, berichtet der Leiter von Stadtgrün, Christian Nollen. Trotz vorbildhafter Schulung der Kollegen komme es auch bei ihnen immer wieder zu Hautreizungen.

Probelauf in Refrath und Hand

In diesem Frühjahr setzt die Stadt zum ersten Mal ein neues Verfahren gegen die reizenden Raupen ein. Ein mikrobiologisches Biozid soll in den beiden beliebten Naherholungsgebieten in Refrath und Hand angewendet werden. Laut Stadt schonend für nützliche Insekten und für Bienen gänzlich ungefährlich.

Das Protein eines bestimmten Bakteriums wird dabei als Emulsion auf die befallenen Bäume aufgetragen, die gefährlichen Raupen nehmen das Mittel auf und verenden nach wenigen Stunden oder Tagen; dies die Darstellung des Herstellers, der betont, dass nur die „Zielorganismen“ durch den Wirkstoff Schaden nehmen. Zum Frühjahrsaustrieb der Bäume sollte das Mittel günstigenfalls aufgetragen werden. Zehn Tage halte die Wirkung an.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mitarbeiter von Stadtgrün werden das Wirkmittel jedoch nicht selbst ausbringen. Gesucht werde nach einem geeigneten Dienstleister, berichtet Nollen, knapp 6000 Euro sind dafür veranschlagt. Damit soll das Risiko für die eigene Mitarbeiterschaft gesenkt werden.

KStA abonnieren