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Kritik am VerfahrenGesamtschulen in Bergisch Gladbach verzeichnen weniger Anmeldungen

Lesezeit 4 Minuten
Eine Lehrerin schreibt an eine Schultafel im Mathematikunterricht.

In Bergisch Gladbach bekamen alle Kinder einen Platz in einer weiterführenden Schule.

Politik beschließt Rückkehr zum vorgezogenen Anmeldeverfahren für Gesamtschulen – gegen das Votum der Stadtverwaltung.   

Für Irritation und heftige Kritik in Bergisch Gladbach sorgte bei der Politik, dass die Stadtverwaltung das bisherige zeitlich vorgezogene Anmeldeverfahren unter anderem für die Integrierte Gesamtschule Paffrath abgeschafft hat. Die Bilanz zeigt: Das neu eingeführte Procedere mit einem Hauptanmeldeverfahren sorgte für einen Ansturm auf das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Woran das liegt und nach welchem Verfahren die Eltern im nächsten Jahr ihre Kinder anmelden, ging es im Schulausschuss.

Als positive Nachricht wertet die Stadtverwaltung: Alle Bergisch Gladbacher Schülerinnen und Schüler haben für das Schuljahr 2025/2026 einen Platz bekommen – entweder an der Erst- oder der Zweitwahlschule. Auch 86 Kinder von außerhalb konnten in Bergisch Gladbach aufgenommen werden.

Nach der neuen Regelung haben diesmal, wie berichtet, alle Schulen gleichberechtigt am Hauptanmeldeverfahren teilgenommen. In der zweiten Runde, konnten dann alle Kinder, die eine Absage erhalten haben, an einer Schule mit noch freien Plätzen angemeldet werden. Barbara Kirschner, Fachbereichsleiterin für Schule, Sport und Kultur, plädierte dafür, im nächsten Jahr das neu eingeführte Procedere fortzusetzen.

Die Gesamtschulen spielen in unserer Schullandschaft eine wichtige Rolle.
Monika Lindberg-Bargstein (SPD)

SPD, Grüne und Freie Wählergemeinschaft dagegen hielten an ihrer Kritik an der neuen Methode und ihrem Antrag fest, zum zweistufigen Verfahren zurückzukehren. „Wir wollen, dass es für die beiden Gesamtschulen ein vorgezogenes Verfahren gibt“, betonte Monika Lindberg-Bargstein (SPD). „Die Gesamtschulen spielen in unserer Schullandschaft eine wichtige Rolle. Wir sollten es ihnen nicht schwer und nichts kaputt machen.“

Die Auswertung der Anmeldezahlen zeigt: Die Gesamtschulen erhielten nach der Hauptrunde weniger Anmeldungen als sonst. Die Integrierte Gesamtschule Paffrath, bei der sonst immer in der Vorrunde bis zu 40 Kinder leer ausgingen, musste diesmal nur sieben Ablehnungen aussprechen.  „Das neue Verfahren agiert gegen das System der Gesamtschulen“, sieht sich Angelika Wollny, Schulleiterin der IGP und Sprecherin der weiterführenden Schulen im Ausschuss, in ihrer Befürchtung bestätigt.

Die Gesamtschulen könnten zur Resterampe werden
Angelika Wollny, Schulleiterin IGP

Gesamtschulen lebten davon, mehr Anmeldungen zu haben, um homogene Leistungsgruppen für Haupt-, Real und Gymnasiasten bilden zu können. „Sonst könnten wir zur Resterampe werden“, warnte Wollny. Sie berichtet, es habe viele Beschwerden von Eltern gegeben. Aus der Sorge heraus, im Hauptverfahren bei den Gesamtschulen abgelehnt zu werden, hätten sie lieber bei einem Gymnasium angemeldet. In einer Konferenz mit allen Schulleitern habe es ein fast einhelliges Votum gegeben, das neue Verfahren nicht fortzusetzen.

Für ihre Analyse spricht der Run auf das Dietrich-Bonhoeffer Gymnasium – das einzige Ganztagsgymnasium im Stadtgebiet. 48 Ablehnungen mussten hier ausgesprochen werden. Dabei ist vermutlich der Ganztagsunterricht wie bei den Gesamtschulen das ausschlaggebende Kriterium für die Eltern gewesen sein.

„Warum die Eltern, ihre Kinder, wo anmelden, wissen wir nicht“, sagte Kirschner. Eine Evaluation sei nur schwer möglich. Familien in der Stadt müssen mehrsprachig angeschrieben werden. Dies sei ein zu hoher Aufwand. Angesichts der diesjährigen Anmeldezahlen hält Kirschner es für sehr ungewiss, dass die Bezirksregierung die Rückkehr zum vorgezogenen Verfahren genehmigen werde.

Grüne, SPD, FWG blieben trotzdem dabei und setzten sich mit der AfD bei der Abstimmung durch. Die CDU sowie der fraktionslose Iro Herrmann enthielten sich. Als Begründung für die CDU führte Robert-Martin Kraus an: „Es gibt für beide Verfahren ein Für und Wider“.


Weniger Anmeldungen als im Vorjahr

Die Anmeldezahlen bei den weiterführenden Schulen fielen für das Schuljahr 2025/2026 niedriger aus als im Vorjahr. 2024/2025 waren es noch 1358 gewesen und das bei gleichgebliebener Anzahl von 1037 Grundschülern. Eine Erklärung für die Differenz hat die Stadtverwaltung nicht, so die Verwaltung.

Nach dem Abschluss des gesamten Verfahrens mit Hauptanmeldeverfahren und zweiter Anmelderunde für Kinder, die eine Absage erhalten haben, hatten die beiden Gesamtschulen keine freien Plätze mehr. An den Gymnasien gab es noch elf freie Plätze, an den Realschulen noch 83 und an der stadtweit einzigen Hauptschule noch 65.

Bisher gab es in Bergisch Gladbach ein zeitlich vorgezogenes Anmeldeverfahren für die IGP und das Otto-Hahn-Gymnasium und Otto-Hahn-Realschulen - Schulen, die immer viele Ablehnungen aussprechen mussten. Eltern, die eine Absage erhielten, konnten dann im Hauptanmeldeverfahren ihre Kinder an einer Schule ihrer Wahl anmelden. (ub)