Bergisch GladbachZeugnisse für Schüler nach einem besonderen Halbjahr

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Am Freitag gibt es Zeugnisse, obwohl der Unterricht seit vier Wochen zu Hause stattfindet.

Am Freitag gibt es Zeugnisse, obwohl der Unterricht seit vier Wochen zu Hause stattfindet.

Bergisch Gladbach – Am Freitag ist Zeugnistag – nach einen sehr ungewöhnlichen Halbjahr. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben den Schülern viel abverlangt. Ernsthafte Überlegungen, deshalb auf die Notenvergabe zu verzichten, gab es trotzdem nicht, berichten Lehrer der beiden Gesamtschulen in der Stadt.

„Das wäre auch ungerecht. Die Schüler haben viele Leistungen erbracht. Das muss doch honoriert werden“, findet Angelika Wollny, Schulleiterin der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP). Seit Ende der Ferien steht für die Schüler wieder eigenverantwortliches Lernen im Homeschooling auf dem Programm. „Das sind nur gut drei Wochen, bis dahin hatten wir ja Präsenzunterricht“, sagt Wollny. Es liege also genug Material vor, Noten zu ermitteln. Alle Klassenarbeiten in der Sekundarstufe I seien schon vor Weihnachten geschrieben gewesen. Die Oberstufe habe die Klausuren nach den Ferien unter Hygienevorschriften in der Schule schreiben können.

Video-Konferenzen stundenweise in Schulräumen

Seit der corona-bedingten Rückkehr in den Distanz-Unterricht sind von den Lehrern weitere mündliche Leistungen erhoben worden: beim gemeinsamen Arbeiten an Aufgaben in Video-Chats sowie durch die Möglichkeit, erledigte Aufgaben einzureichen.

Zeugnisausgabe per Post , digital und persönlich

Die beiden Gesamtschulen in Bergisch Gladbach haben sich Konzepte ausgedacht, um rund Schülern die Zeugnisse, persönlich zu übergeben. Nach einem ausgeklügelten Zeitsystem werden an der IGP Fenster genutzt um rund 1300 Zeugnissen zu überreichen. An der Nelson-Mandela-Gesamtschule starten am Freitag die Klassenlehrer Videoanrufe bei jedem der 750 Schüler, um das Zeugnis zu besprechen. Verteilt werden die Zeugnisse von Montag bis Mittwoch mit festen Einzelterminen.

Gymnasium und Realschule Odenthal verschicken die Halbjahreszeugnisse für alle 1200 Schüler und Schülerinnen mit der Post. Der Sicherheitsaspekt stehe im Vordergrund, sagte Glynis Dirla, stellvertretende Schulleiterin am Gymnasium. Die Portokosten von rund 2000 Euro übernimmt die Gemeinde im Rahmen der Pandemiekosten. „Das wollten wir den Schulen nicht zumuten“, sagte Schulamtsleiter Martin Stein.

An der Gesamtschule Kürten hat sich die Schulleitung entschieden, die Zeugnisse als pdf-Dokument per E-Mail zu verschicken. Zum Zeugnistag Freitag gehen die Mails zu den Schülern.

Das Paul-Klee-Gymnasium Overath verschickt die Zeugnisse ebenfalls auf dem Postweg, wie Schulleiter David Hubert schilderte, wäre es unverhältnismäßig, die Schüler zum Abholen der Zeugnisse in die Schule zu beordern, das wäre auch ein „riesiges Publikumsaufkommen“ gewesen. Die Zeugnisse für die Q 2 sind in der vergangenen Woche verschickt worden, am 28. Januar gehen die übrigen Zeugnisse hinaus und sollen dann am Freitag bei den Schülern sein. Hubert ist sehr zufrieden mit den Leistungen der Kinder: „Die machen das gut, so ganz im Distanzunterricht.“

In Rösrath setzt die Gesamtschule auf den Postweg. „Grundsätzlich verschicken wir die Zeugnisse“, sagt Schulleiterin Alexandra Mildner. Wie die Schule bei den Kindern in Notbetreuung verfahre, werde noch geklärt.

Ältere Schüler, die sozial benachteiligt sind, weil sie beispielsweise mit fünf Geschwistern in einem Raum lernen müssten, konnten stundenweise in die Schule kommen, um dort den Video-Konferenzen zu folgen, berichtet Wollny: „Einzelnen Schülern, die kein eigenes Gerät benutzen können, haben wir schuleigene Tablets verliehen.“ Die rund 30 Kinder der 5. und 6. Klassen in der Notbetreuung der IGP werden von Lehrern bei Bearbeitung von Aufgaben angeleitet.

Diskussionen trotzdem schwerer zu führen

„Gerade für stille Kinder oder Schüler, die sich leicht ablenken lassen, ist Homeschooling auch ein Gewinn“, hat Bettina Lieberoth, Lehrerin für Physik, Biologie und Chemie, bei ihren Video-Schaltungen festgestellt. Denn die Plattformen bieten die Möglichkeit, in kleinen Gruppen zu arbeiten. Als Lehrer kann man sich dazu klicken.

„Das Stühlerücken fällt weg. Das bedeutet auch Zeitersparnis“, versucht auch Burkhard Müsken, Lehrer für Sozialwissenschaften, Geschichte und Religion an der IGP, in der Not das Positive zu sehen. Tiefergehende Diskussionen, bei denen man sich in die Augen schaut, seien aber trotzdem schwieriger zu führen: „Die Schüler müssen sich ja nicht zeigen. Für mich zu sehen, sind dann nur schwarze Kacheln mit den Namen.“

„Distanzunterricht kein gleichwertiger Ersatz“

„Erst wenn alle Schüler über die lange zugesagten Tablets verfügen, kommen wir wirklich zu vernünftigen Ergebnissen im Distanzunterricht“, betont Bettina Lieberoth. Und Angelika Wollny mahnt an, dass die Lehrer immer noch mit ihren privaten Geräten von zuhause aus arbeiten müssten: „Die Datenleitung in der Schule gibt es ja nicht her. Und die versprochenen Geräte sind bis heute nicht angekommen.“

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Mit Blick auf das nächste Halbjahr geht Wollny davon aus, dass Wissenslücken geschlossen werden müssen: „Distanzunterricht ist kein gleichwertiger Ersatz für den echten Unterricht im Klassenzimmer.“ Das sieht auch Dario Schramm so, Schüler der IGP und Sprecher der Bundesschülerkonferenz: „Wir fordern eine schnellstmögliche Rückkehr zum Wechselunterricht, zumindest für Abschlussjahrgänge und jüngere Schüler.“ Gerade jüngere Schüler seien unbedingt auf pädagogische Unterstützung angewiesen.

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