Wir vergleichen die Aufnahmen aus der Fotosammlung von Vinzenz Feckter mit der Situation heute.
Foto-SerieDas Gronauer Wirtshaus in Bergisch Gladbach im Wandel der Zeit

Das Gronauer Wirtshaus auf der historischen Aufnahme vermutlich aus dem Jahr 1908.
Copyright: Vinzenz Feckter Stadtarchiv Bergisch Gladbach
Im Stadtarchiv an der Scheidbachstraße verbirgt sich nicht nur die akribisch gepflegte Fotosammlung von Vinzenz Feckter, sondern auch eine Fülle an Informationen über die abgebildeten Objekte. Feckter hat das Gronauer Wirtshaus vermutlich im Jahr 1908 fotografiert. Auf dem aktuellen Foto sind die verschiedenen Erweiterungen deutlich zu erkennen.
Das Haus wurde 1903 erbaut und ab 1906 gastronomisch genutzt. Der rundliche Anbau ist bereits auf einer Abbildung aus dem Jahr 1914 zu sehen, während die zweite Erweiterung mit dem Festsaal, rechts vom Hauptgebäude, 1946 genehmigt wurde. Eigentümer und Erbauer des Hauses ist die Familie Odenthal von der Eigell, die es bis heute in ihrem Besitz hält. Das Wirtshaus wurde zunächst von der Familie Löhr betrieben. Es lag strategisch äußerst günstig, da der historische Bahnhof von Bergisch Gladbach keine 100 Meter entfernt war.

Das Gronauer Wirtshaus heute: deutlich sind die Anbauten zu erkennen.
Copyright: Christoph Konkulewski
Heute befindet sich dort das Berufskolleg für informationsverarbeitende Berufe (BiB). Reisende, die aus Köln nach Gladbach kamen oder von dort zurückkehrten, konnten sich hier mit den neuesten Klatschgeschichten versorgen und dabei ein kühles Getränk genießen. Instagram, Facebook oder TikTok gab es damals noch nicht, und so blühte die Kneipenkultur, die heute weitgehend verschwunden ist. Ein Schankwirt des Hauses, Ernst Bringewatt, entwickelte Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre ein Herz für späte Gäste. Mehrfach geriet er ins Visier der örtlichen Polizei, weil er die Sperrstunde missachtete. In einer Übertretungsanzeige ist zu lesen: „Bringewatt stand merklich unter Alkoholeinfluss. Sein Benehmen war frech und herausfordernd. “ Bei anderen Anzeigen bemerkte Bringewatt selbst: „Die anwesenden Gäste habe ich gebeten, zu meinem Schutze in der Gaststätte zu verweilen, da mich ein anwesender Gast bedrohte. Als Anerkennung habe ich diesen Gästen noch ein Glas Bier spendiert. “
Die Behörden ließen sich von seinen kreativen Entschuldigungen jedoch nicht beeindrucken. Man erwog sogar, ihm die Schankerlaubnis zu entziehen, kam jedoch zu dem Schluss, dass die Anzeigen dafür nicht ausreichten. 1983 übernahm die Familie Güldenberg das Gasthaus. Seit 1999 wird es in zweiter Generation von Udo Güldenberg geführt. In seiner Freizeit ist er ein begeisterter Karnevalist und Präsident der KG-Narrenzunft. In der Session 2006 war er Prinz Karneval in Bergisch Gladbach. Er legt besonderen Wert darauf, den historischen Charakter des Hauses zu bewahren und zu pflegen.