EuropawahlSchüler der Gesamtschule in Bergisch Gladbach löchern Politiker mit Fragen

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An einem Tisch sitzen die drei Moderatoren und bereiten sich vor. Im Hintergrund stehen Lehrer und zwei Kandidaten und unterhalten sich.

Schüler des Leistungskurses Sowi organisieren eine Podiumsdiskussion mit Kandidaten für die Europawahl

Bei einer Podiumsdiskussion nehmen Schüler der Integrierten Gesamtschule Paffrath fünf Kandidaten für die Europawahl in die Zange.

Kurz vor 9.30 Uhr beginnt sich die Aula der Integrierten Gesamtschule Paffrath in Bergisch Gladbach zu füllen. Bei einer Podiumsdiskussion stellen sich Kandidaten und Vertreter von fünf Parteien für die Europawahl den Fragen der jungen Leute. Die nehmen die Politiker ganz schön in die Zange. Dabei treten die Jugendlichen zu aktuellen Themen wie Energieversorgung, ökonomische Abhängigkeiten oder Umgang mit Russland gut informiert auf.

Während die Schüler der Technik-AG noch Kabel verlegen und Mikrofone auf die Bühne bringen, gehen die drei Moderatoren aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaften der Q1 noch einmal ihr Frage-Konzept durch. „Europa und Demokratie ist uns ganz wichtig“, sagt Samuel. „Es gibt so viele Fake-News in den sozialen Medien. Dem wollen wir etwas entgegenstellen“, betont Cilian. Und Lucas: „Da am 9. Juni zum ersten Mal bereits 16-Jährige wählen dürfen, ist das hier eine gute Möglichkeit, Politik und Jugendliche zusammenzubringen.“

Jugendliche sitzen auf Stühlen in der Aula.

Rund 400 Schüler und Schülerinnen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren nahmen Platz.

„Die Podiumsdiskussion ist keine Hausaufgabe“, sagt Lehrer Michael Buchwald. „Die Schüler haben alles von vorne bis hinten selbst organisier.“ Inzwischen haben die rund 400 Schüler im Alter zwischen 15 und 19 Jahren Platz genommen. Die drei Moderatoren begrüßen die fünf Politiker: Lea Reiser, Kandidatin auf der Europawahlliste der Linken; Stefan Engstfeld, Landtagsabgeordneter der Grünen; Claudia Walther, Europakandidatin der SPD; Lennart Höring, Kreisgeschäftsführer der CDU Rhein-Berg und Willi Bartz vom FDP-Ortsverband Bergisch Gladbach.

Höring (CDU): „Mehr Gaskraftwerke bauen“

Gleich mit der ersten Frage wird eine Kontroverse angesprochen. „Wie kann es die EU schaffen, sich aus den Abhängigkeiten bei der Energieversorgung zu befreien?“ Höring (CDU) sagt: „Mehr Gaskraftwerke bauen.“ Bartz (FDP) erntet ein skeptisches Raunen aus dem Publikum. „Wir brauchen ein Energie-Mix. Aber ich persönlich bin auch ein Verfechter der Kernfusion.“

Die fünf Kandidaten stehen an einzelnen Stehtischen.

Die fünf Vertreter der Politik, Lea Reisner (Linke), Stefan Engstfeld (Grüne), Claudia Walther (SPD), Lennart Höring (CDU) und Willi Bartz (FDP) (v.l.) werden von den Fragen der Jugendlichen ganz schön in die Zange genommen.

Walther (SPD) betont, dass es richtig gewesen sei, aus Kohle und Kernkraft auszusteigen: „Wir ersetzen sie durch alternative Energien.“ Engstfeld (Grüne) führt ein Infrastrukturproblem an: „Es müssen dringend Leitungen gelegt werden, zum Beispiel für Wasserstoff.“ Reisner kritisiert, dass Unternehmen der Solartechnik in die USA abwandern.

Schüler Daniel läutet jedes Mal die Glocke, wenn einer der Politiker zu ausschweifend monologisiert, anstatt sich an die vorher vereinbarte Regel zu halten: Die Redezeit sind zwei Minuten. Die Veranstaltung soll nicht ausufern. Im Laufe der 90 Minuten klingelt es oft.

Die Moderatoren sind schlagfertig und haken nach

Dass alle drei Moderatoren schon einmal beim Wettbewerb „Jugend debattiert“ mitgemacht haben, merkt man. Sie sind schlagfertig und haken nach: Beim Thema Kernkraft will Cilian genau von Bartz wissen, wie denn die Sicherheit von Atomkraftwerken sichergestellt werden könne – auch als Endlager. Für seine Nachfrage bekommt er lauten Applaus.

Bartz beruft sich auf Studien, die belegen würden, dass Brennstäbe recyclebar seien. „Wir müssen mehr in die Forschung investieren.“ Walther verzieht ablehnend das Gesicht: „Man kann sich nicht darauf verlassen, dass es ein Risiko gibt.“ Reisner sagt provozierend: „Bei der Politik der FDP brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, dass der Planet unbewohnbar wird.“

Und dann ist es noch einmal Bartz, der sich weit aus dem Fenster lehnt, als er – entgegen der Maxime seines Parteichefs Christian Lindner - sagt, um die hohen Ausgaben für die Energiewende zu stemmen, sei es vielleicht doch sinnvoll, die Schuldenbremse zu sanieren.

Die Notwendigkeit in alternative Energien zu investieren; ist am Ende eine Art kleinster Nenner der Veranstaltung. Und, dass die EU gebraucht wird, um Demokratie in Europa zu gestalten und gegen Rechtsextremismus zu verteidigen.

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