Krankenkasse zahlt Eingriff nicht14-jähriger Gladbacher fliegt zur Herz-OP in die USA

Lesezeit 4 Minuten
Der 14-jährige Joshua aus Refrath mit Familienhündin Jenna.

Der 14-jährige Joshua aus Refrath mit Familienhündin Jenna.

Bergisch Gladbach – Es ist ein Aufatmen, eine glückliche Wende auf den letzten Drücker. Der 14-jährige Joshua Venegas aus Bergisch Gladbach-Refrath leidet an einem schweren Herzfehler, der ihn extrem schwächt. Fachärzte gehen davon aus, dass er ohne Operation nicht mehr lange zu leben hat. Ein kompliziertes und teures Verfahren in den USA kann dem Jungen eine Chance auf einen Neuanfang geben.

Aufregung und Erleichterung

Am Samstag tritt Joshua gemeinsam mit seiner Mutter Kirstin Venegas die Reise nach Philadelphia in die dortige Klinik an. Dass für seine Operation nun alles in die Wege geleitet wird, verdankt die Refrather Familie einer Spendenaktion des Krebs- und Sozialprojektes „Lächelwerk“ im Sauerland. Freude, Anspannung und Aufregung ist Kirstin Venegas am Telefon deutlich anzuhören. „Wir sind so unendlich erleichtert und froh, dass wir fliegen können. Ich muss noch jede Menge organisieren“, erzählt sie.

Joshua sei völlig überrascht, aber frohen Mutes. In dieser Woche hat sich kurzfristig ergeben, dass die Operation in den USA finanziert werden kann. Daraufhin ist die Reise für dieses Wochenende gebucht worden. Ein Spender, der anonym bleiben möchte, streckt die Kosten vor, teilt Anna Sartorius, Sprecherin des Vereins „Lächelwerk“ mit. Die Kosten werden mit etwa 250 000 Euro beziffert. Die Bergische Krankenkasse mit Sitz in Solingen, bei der die Familie versichert ist, ist mit dem Operationsverfahren in Amerika und der Kostenübernahme nicht einverstanden.

Strenge Diät halten

„Joshua ist zunehmend erschöpft. Er hat nicht mehr viele Reserven, das macht auch sein behandelnder Kinderkardiologe deutlich“, beschreibt Kirstin Venegas, die selbst Fachärztin der Gynäkologie ist, den Zustand ihres Kindes. Der Junge lebt aufgrund seines unheilbaren Herzfehlers – er hat nur eine Herzkammer – sehr isoliert, auch von seinen Brüdern Noah (16) und David (10). Aufgrund seiner Immunschwäche hat er kaum Kontakte, darf nicht zur Schule gehen und muss eine spezielle strenge Diät halten, da er sämtliches Eiweiß über den Darm verliert, schildert seine Mutter.

Nach dem neunstündigen Flug erwarte den Jungen eine vierstündige Operation unter Vollnarkose. Ziel des Eingriffs sei es, einen Druckausgleich im Körper zu schaffen, der offenbar durch die fehlende Herzkammer entsteht. Vor allem die Lymphgefäße sollen entlastet werden. Dafür werde endoskopisch an Leber und Darm operiert.

Krankenkasse zahlt Eingriff nicht

Das Verfahren wird in den USA und Deutschland unterschiedlich gehandhabt, erläutert die Bergische Krankenkasse in ihrer Stellungnahme zum Fall des 14-Jährigen. „Nach Einschätzung der Gutachter des Medizinischen Dienstes besteht die sicherste Behandlungsmöglichkeit für Joshua in Deutschland oder Europa“, teilt Pressesprecher Alf Dahl mit. Die Krankenkasse präferiert diese in Bonn, weil sie „evidenzbasiert und etabliert“ sei. Dahl: „Hier geht es nicht allein um die Kosten. Die beste medizinische Versorgung hat für die Krankenkasse oberste Priorität.“

Dem hält Kirstin Venegas entgegen: „Die Bonner Ärzte weisen bei ihrem Verfahren auf ein hohes Schlaganfallrisiko hin. Das haben sie auch Joshua attestiert.“ Deshalb vertraue sie der amerikanischen Methode. Er werde nicht geheilt, aber könne damit gut leben und alt werden.„Ohne diese Behandlung wird Joshua sehr wahrscheinlich sterben“, sagt Kirstin Venegas voller Sorge. „Ich selbst habe immer den Druck der Verantwortung gefühlt, für meinen Sohn die richtige medizinische Entscheidung zu treffen.“

Überwältigt von der schnellen Hilfe

Unterstützung hat sie bei dem gemeinnützigen Verein „Lächelwerk“ in Schmallenberg gefunden. Vorsitzender Alex Göbel sei mit seinem Team sofort aktiv geworden. „Er hat Joshuas Schicksal publik gemacht, unzählige Gespräche, unter anderem mit dem Krankenhaus in den USA, geführt und die Spendenaktion gestartet.“ Sie läuft noch bis Ende Oktober. Von der herzlichen Hilfe ist die Refrather Familie überwältigt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Venegas: „Das hat Joshua und uns unendlich Mut und Rückenwind gegeben. So viele liebe Nachrichten und Aktionen aus allen Richtungen.“ Der Aufenthalt in den USA ist bis Ende des Monats geplant. In dieser Zeit hat Kirstin Venegas ihren 50. Geburtstag. Den wird sie mit einem echten US-Donut „feiern“. Denn alles andere ist für die Mutter viel wichtiger.

KStA abonnieren