Chirurgische AbteilungenFusion der Gladbacher Kliniken geht weiter

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Sieben in einem Boot.

Sieben in einem Boot.

Bergisch Gladbach – Sieben in einem Boot: Für die Präsentation ihrer Kooperation haben die Verantwortlichen von Marienkrankenhaus (MKH) und Vinzenz-Pallotti-Hospital (VPH) keine Mühe gescheut und ein Kanu in den Patientengarten des MKH hochgeschafft. Auf stürmischer „See“, bei Regen und Wind, herrscht dennoch Optimismus, auf dem richtigen Kurs zu sein. Ab 1. Oktober nimmt die Kooperation zwischen den beiden GFO-Kliniken weiter Fahrt auf.

Künftig konzentrieren die Häuser ihre Kräfte in gemeinsamen Schwerpunkten der chirurgischen Abteilungen. Heißt: Das Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie ist im VPH in Bensberg angesiedelt, die Allgemein- und Viszeralchirurgie im MKH in Bergisch Gladbach.

Krankenhausplan und Corona

In den Entwurf des Krankenhausplans in NRW, vorgestellt von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, fließen neben den wirtschaftlichen Neuerungen auch Erfahrungen aus der Corona-Pandemie ein. Die Grundversorgung soll gewährleisten, dass für über 90 Prozent der Bevölkerung ein Krankenhaus innerhalb von 20 Autominuten zu erreichen ist. Flächendeckend soll Intensivmedizin vorgehalten werden. Außerdem sollen Abteilungen für Lungenheilkunde wieder im Krankenhausplan ausgewiesen werden. (eck)

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Das bedeutet für Patienten, dass beispielsweise geplante Knie- oder Hüftoperationen von den Experten im VPH operiert, Befunde des Bauchraums im MKH behandelt werden. „Die chirurgische Medizin wird immer komplexer und spezialisierter“, erklärt Professor Sebastian Hoffmann, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie.

„Es kann nicht mehr jeder alles machen. Durch die Kooperation gewinnen wir eine hohe Expertise für beide Kliniken und vergrößern gleichzeitig unsere Ärzteteams.“ Für die Orthopädie stehen nun beispielsweise sieben Oberärzte und 18 Assistenzärzte zur Verfügung. So könne flexibler geplant und Kräfte gezielter eingesetzt werden. Seit die beiden Krankenhäuser 2016 unter dem Dach der GFO (Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe) vereinigt wurden, ist kontinuierlich an der Organisation von Synergien gearbeitet worden, den Anfang machte das Darmkrebs-Zentrum am MKH (siehe „Stationen der Fusion“).

Stationen der Fusion

Die Abteilungen der „Inneren“ im Marienkrankenhaus (MKH) und Vinzenz-Pallotti-Hospital (VPH) werden seit April bereits zusammengeführt. Verantwortlich dafür ist Dr. Serhat Aymaz, der neue Chefarzt der Inneren Medizin, der zuständig für beide Kliniken ist. Insgesamt arbeitet er mit 40 Ärzten und Ärztinnen und über 100 weiteren Mitarbeitern aus Pflege und Verwaltung zusammen. Es war das dritte Fachgebiet nach dem Darmzentrum und der Anästhesie, das fusioniert wurde, und mit 175 Betten das größte. (eck)

Das war kein leichter Prozess, wie die Beteiligten zugeben, aber sie betonen auch die Kollegialität und Aufbruchstimmung, die mit der Neuorganisation verbunden ist. „Dass allein vier Häuser in der Region Unfallchirurgie anbieten, ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagt Dr. Gereon Schiffer, Chef der Unfallchirurgie und Ärztlicher Direktor am VPH. „Viel besser ist es doch, wenn wir Spezialisten für die verschiedensten modernsten OP-Methoden einsetzen können.“ Hier kommt die sogenannte Mindestmengenregel ins Spiel, die im neuen Krankenhausplan des Landes NRW festgeschrieben worden ist, der im nächsten Jahr in Kraft treten soll. So müssen Kliniken eine bestimmt Anzahl operativer Eingriffe je Fachgebiet vorweisen, um ein Mandat für diese zu erhalten – etwa 50 Knieoperationen pro Jahr –, das soll die Qualität sichern. Wer darunterliegt, verliert die Berechtigung.

„Der Zusammenschluss bedeutet nicht, dass es nicht weiterhin oberärztlichen Hintergrunddienst an beiden Kliniken geben wird“, sagt Hoffmann. Die Basisversorgung bleibe erhalten. Die Rettungsdienste seien jedoch angewiesen, Patienten möglichst direkt in die entsprechende Klinik zu bringen; das gelte auch für die Haus- und Fachärzte bei ihren Überweisungen. Bereits seit vielen Jahren gibt es mit der dritten Klinik vor Ort, dem Evangelischen Krankenhaus (EVK), eine arbeitsteilige Spezialisierung.

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So werden Patienten bei Schlaganfall in die Stroke-Unit des MKH, bei Herzinfarkt in die Kardiologie des EVK gebracht. Die Onkologie liegt im VPH, das Brustzentrum im EVK, die Geburten finden im EVK und VPH statt.

Mit der fachlichen Zusammenlegung in ihren beiden Häusern sehen sich die GFO-Kliniken als „Vorreiter“ der geplanten Krankenhausreform, erklärt Regionaldirektor Stephan Muhl. Ein wesentlicher Eckpunkt dieser Reform ist auch die Abkehr von der „Bettenfinanzierung“. Künftig werden sogenannte Leistungsbereiche ausgewiesen, die die medizinischen Fachgebiete und Unterdisziplinen abbilden. „Bisher ist es so, dass wir eine Pauschale pro Bett bekommen, egal, was wir da machen“, erklärt Gereon Schiffer. Jetzt soll die Krankenhausfinanzierung von den Fallzahlen in den verschiedenen Fachbereichen abhängen.

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